Heinz Rudolf Kunze Meisterwerke: Verbeugungen, SevenOne Music/Sony, 2016 |
Heinz Rudolf Kunze | Gesang | |||
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01. Ganz in Weiss | 08. Was ich Dir sagen will | |||
02. Blumen aus Eis | 09. Deine Schuld | |||
03. Junge, komm bald wieder | 10.So lang man Träume noch leben kann | |||
04. Hinterland | 11. Alles aus Liebe | |||
05. Zum laichen und sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf | 12. Für mich soll's Rote Rosen regnen | |||
06. Der Mussolini | 13. Wenn ein Mensch lebt | |||
07. Ich steh auf Berlin | 14. Haus der Lüge | |||
Kunze? Finde ich gut, sowohl als Liedermacher zu Beginn seiner Karriere, als auch später als Deutschrocker. Mit seinem literarischen Programm und den Akustikprojekten bin ich dagegen nie so richtig warm geworden.
Zu seinem 60. Geburtstag beschenkt sich der Künstler nun selbst, indem er 14 deutschsprachige Stücke aus mehr als 50 Jahren Musikgeschichte neu interpretiert. Die Auswahl ist - vorsichtig ausgedrückt - ziemlich gewagt. Roy Black und Freddy Quinn, aber auch D.A.F. und EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN. Das stilistische Spektrum ist enorm, die Qualität und der Anspruch der Vorlagen extrem unterschiedlich.
Genau darin liegt Kunzes Problem bei diesem Album. Natürlich kann er Schlager aus den Sechzigern unfallfrei interpretieren, aber besser werden sie dadurch nicht. Von wegen 'It's The Singer Not The Song'! Eher 'Shit in! Shit out!'.
Spannend ist es trotzdem, vor allem aber demaskierend. Kann man einem Udo Jürgens seine kompositorischen und lyrischen Qualitäten einfach nicht absprechen, so ist und bleibt ein Roy Black einfach nur ein dümmlicher Schlagerfuzzi. Daher kann man sich ein Was ich Dir sagen will sowohl im Original als auch als Coverversion gut anhören, während man bei einem Ganz in Weiß in beiden Fällen an die Grenze des Erträglichen geführt wird.
Neben einigen Totalausfällen und einer Menge Durchschnitt muss man Kunze allerdings auch ein paar Volltreffer attestieren. Erstaunlicherweise gelingt ihm das immer dann, wenn die Originale stilistisch recht nahe an seinem eigenen Schaffen liegen, wie Caspers Hinterland oder Thees Uhlmanns Zum laichen und sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf, oder wenn er sich einen Song wie Deine Schuld von den ÄRZTEN entsprechend zurecht biegt. Stark auch seine Version von D.A.F.s Der Mussolini.
Kunzes Verbeugungen sind genauso wenig ein Meisterwerk, wie alle von ihm aufgegriffenen Kompositionen, sondern eine äußerst zwiespältige Angelegenheit. Das liegt nicht an seinen Fähigkeiten. Im Gegenteil! Mehr als einmal horcht man erstaunt auf und muss feststellen, welch begnadeter Sänger er doch ist. Die Auswahl des bisweilen erbärmlichen Ausgangsmaterials geht allerdings voll auf seine Kappe. Zumindest hat er offensichtlich nicht widersprochen manchen derben Schund wiederzukäuen.