Titel |
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01. Peace, Love & Harmony |
02. Make It Better |
03. All We Need |
04. Roll That Stone Away |
05. Love Ain’t Gonna Let You Down |
06. Bad Girl |
07. Get On Up |
08. Let’s Get High |
09. Everybody’s Getting High On Something |
10. Moonlight On Sunset |
11. Joshua Tree |
12. Leaving California |
13. Where We Are |
14. Ghost Town |
15. Change In The Wind |
Musiker | Instrument |
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Jamey Garner | vocals, harmonica, acoustic guitar |
Kevin Campos | vocals, acoustic guitar |
Phoenix Mendoza | vocals, guitars |
Jack Pearson | guitars |
Tony Harrell | keyboards |
Nir Z | drums |
Raul Malo | harmony vocals |
Wie viel 70er-Jahre „Peaceful Easy Feeling“ darf eine Platte in der rauen Welt von 2020 eigentlich noch verströmen? Und wie unverschämt darf eine Band heute die großen Country-Harmony-Vocals von damals abkupfern? „So viel wie nur irgend möglich“, würde die Antwort von Jamey Garner, Kevin Campos und Phoenix Mendoza vermutlich lauten. Denn das Trio von HIGH SOUTH tut wirklich alles, um die frühen 70er auf ihrem ersten Album wieder heraufzubeschwören.
Nicht nur, dass die drei Sänger und Gitarristen wie eine Reinkarnation jener Zeiten aussehen, als man Musiker nicht von ihren Roadies unterscheiden konnten. Nicht nur, dass sie im Video von Make It Better wirklich jeden Friedensaktivisten kurz zeigen, der die Geschichtsbücher geprägt hat. Und nicht nur, dass sie ganz unverblümt Stücke schreiben, die Roll That Stone Away heißen, Let’s Get High oder Change In The Wind.
Es sind vor allem die Songs, die das Trio als überaus gelehrige Schüler der Meister von einst ausweisen. Schon der Opener Peace, Love & Harmony hat alles, was die ersten Alben der EAGLES ausmachte: klare Akustik-Gitarren, mehrstimmiger Gesang, ein zündendes Solo und ein kräftiger Beat. Das funktioniert im Auto auf dem Highway im Sonnenuntergang genauso prächtig wie am Lagerfeuer. „Let the wheels roll, let the wind blow, a change is gonna come, I believe.“ Solche Lyrics könnten zum Fremdschämen sein, wenn es das Trio nicht so verdammt ernst meinen würde. Der Song sei ihr Mantra, betonen sie. „We’ve made it our mission to bring these three things with us everywhere we go.“
Und einmal in Fahrt, lassen HIGH SOUTH auch nicht mehr locker. Make It Better ist der pure Crosby, Stills & Nash-Stoff. Den alten Quengler Neil Young vermisst hier niemand. All We Need ist direkt aus dem AMERICA-Songbook geklaut, als würde das Pferd ohne Namen noch immer auf dem Ventura Highway dahintrotten. Und Bad Girl hat ein Riff, für das Joe Walsh garantiert lächelnd die Patenschaft übernehmen würde.
Zum Glück begibt sich das Trio, das sich in Nashville zusammengefunden hat, nicht nur auf Nostalgie-Trip. Wenn Jamey Garner eine feurige Harmonica spielt, dann klingt das, als hätte Huey Lewis mit seinen News einen Jungbrunnen gefunden (Let’s Get High). Und ein Song wie Joshua Tree mit seinem verschleppten Beat hätte auch gut auf die ersten Alben der BAND OF HEATHENS gepasst. Überhaupt zieht das Trio seine Stärken – ähnlich wie seinerzeit die Heathens – aus drei unterschiedlichen Sängern, die sich – mal soft, mal rockig – wunderbar ergänzen. Und wenn sie dann so schön zur Pedal Steel schmachten, wie in Where We Are, verzeiht man ihnen sogar, dass das Album insgesamt doch ein paar Songs zu lang geworden ist.
Der letzte Track ist dann symptomatisch für alle anderen 14 Songs zuvor. Man kann die Klischee-Lyrics und den Titel Change In The Wind ebenso als phantasielose Kopie besserer Zeiten abtun, wie die auf irischen Folk getrimmte Melodie samt Akkordeon-Einsatz. Oder man schaltet einfach den Kopf aus und lässt sich fröhlich mitsummend fallen in einen Traum, den man (zu) lange nicht mehr geträumt hat. „Oooh, shine a light…“