Hogjaw

Devil In The Details

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 07.07.2008
Jahr: 2008

Links:


Redakteur(e):

Steve Braun


Devil In The Details, Eigenvertrieb, 2008
Jonboat JonesVocals, Guitar
Craig SelfLead Guitar
Elvis D.Bass
KwalDrums
Gäste:
Matt MensahPiano on # 4
Joe GrottoHarp on # 6
California DanBanjo, Vocals on # 10
Nathan GardunoGang Vocals on # 5
Produziert von: Hogjaw Länge: 47 Min 25 Sek Medium: CD
01. 4 Lo06. East Bound And Down
02. El Camino07. Swamp
03. Before Monday Come08. This Whiskey
04. The Fog09. Junga
05. Gitsum10. Cheap Whiskey

Manchmal ist es schon merkwürdig. Gleich nach dem Aufklappen der Foldout-CD und einem Blick auf's Bandfoto weißt du: Unter solchen Gestalten fühlst du dich wohl. Wenn vier solche Kerle Musik machen, dann kann da nur Gutes bei 'raus kommen!
-Und genau so ist das!
Wenn "Devil In The Detail" erstmal im CD-Player liegt, gräbt sich die Band aus Arizona wie ein musikalischer Fourwheeler durch sumpfigstes Dixieland, ackert durch texanische Washes, rumpelt mit mächtig Gas durch die Great Plains, zieht eine mächtige Staubfahne durch die Wüste Arizonas und streift so ganz nebenbei auch noch die vermeintliche Legerness der kalifornischen Küste.
"Devil In The Detail" ist eine Scheibe, die vom ersten bis zum letzten Take zündet, dabei sämtliche Gefühlslagen bedient und von einer so ungestümen Frische ist, dass der Hörer erstmal sprachlos zurück bleibt.
Klingt ein bisschen so, als hätten sich die frühen ZZ TOP mit der CHARLIE DANIELS BAND verbrüdert und LYNYRD SKYNYRD plus die frühen AC DC mit an Bord genommen! Dass innerhalb dieses magischen Vierecks nur Gutes zustande kommen kann, liegt auf der Hand.

Eröffnet wird "Devil In The Detail" mit drei mächtigen Riff-Rockern, die ganz gewaltig durch die Boxen wehen und erstmal eine gemähte Wiese zurück lassen. Egal ob 4 Lo, El Camino oder Before Monday Come, alle drei sorgen für eine überaus gepflegte "Festplattenformatierung"! Eine weitere, in dieselbe Kerbe schlagende Nummer (vielleicht der beste aller hier vertretenden Kracher) ist Gitsum. Mein lieber Scholli, da brennt der Wald!
Hier empfehle ich übrigens auch gerne mal einen Blick auf die MySpace-Seite der Band, auf der ein, sagen wir mal, sehr aussagekräftiges Video von Gitsum zu finden ist. Ein herrlich einfacher "Selber-Dreh" mit eindeutiger Aussage (wobei ich hier betonen muss, dass meine Einstellung zu Handfeuerwaffen ein klein wenig in die amerikanische Richtung weist und ich dem Video deshalb einen durchgängig breiten Grinser abgewinnen kann). So isser halt, der wilde Westen! Und spätestens wenn alle "Gebirgs-Schützen" im Chorus singen, dann muss man sie einfach liebhaben...!

Aber lassen wir den amerikanischen Waffenkult mal außer Acht. Auch wenn sich die Band zu selben bekennt, heißt das nicht, dass sie schlechte Menschen oder gar Musiker sind. Auch Ronnie Van Zant hatte einen Revolver unter dem Kopfkissen!
In Amerika ist halt vieles anders. Manches zum Guten, manches zum Schlechten.
Wir bleiben definitiv beim Guten. Beim sehr Guten sogar, denn ihre größten Momente haben HOGJAW, wenn sie sich so richtig im Southern Rock verstricken. The Fog ist eine Southern Nummer zum Niederknien! This Whiskey ist definitiv nicht besser hinzubekommen; ein regelrechtes Paradestück mit herrlichem Break und fetzender Gitarrenschlacht.
Bei Eastbound And Down, einen fein hingeschluderten Country-Reißer, ertapp' ich mich dabei, durchs Wohnzimmer zu steppen; passiert auch nicht alle Tage! Herrlich dieser Song!
Unglaublich hitzig und schwül kommt Swamp daher! Eine schweißtreibende Nummer die mich irgendwie an "In The Heat Of The Night" erinnert und laut nach einer 'runter geschalteten Klimaanlage schreit. Und nach viel Eis im Whiskey...!
Junga ist nochmal ein Riff-Rocker, ähnlich der ersten drei Nummern. Mächtig drauflos bollernd werfen ihn HOGJAW fast schon etwas abgebrüht unters Volk.
...wie die "Großen"! Und dass sich die Band auch selbst mal auf die Schippe nehmen kann, beweist sie mit dem lustigen Country-Rausschmeißer Cheap Whiskey"!

Nun muss man abwarten, wie sich HOGJAW entwickeln. Ob sie in der Lage sind eine weitere "Packung" a la "Devil In The Detail" auszubrüten oder ob sie den Weg vieler neuer Southern Bands gehen und wieder in der Versenkung erschwinden.
"Devil In The Detail" jedenfalls ist ein außerordentlich gelungenes Debüt, das ich nicht nur dem Southern- und Ami-Rocker wärmstens ans Herz lege, sondern jedem, der auf handgemachte, mächtig drauflos bollernde Mucke steht. Eine Scheibe ohne wirkliche Aussetzer (wenn man das etwas simple Cheap Whiskey als "Spassnummer" wertet), dafür aber mit einigen wirklich hochkarätigen Southern Rock Perlen und vier exzellenten Riff-Rockern. Für mich die beste Scheibe seit Beginn des Jahres!

Christian "Grisu" Gerecht, 07.07.2008

Es ist wieder Sommer - endlich hat unsereins wieder die Gelegenheit, den Ofen auszuführen. Stolze Besitzer einer Honda "Gold Wing" haben die Möglichkeit, während der Fahrt, über ein paar brauchbare Boxen, Musik zu hören. Alle anderen können dies erst beim Après-Hopfentee tun. Ja, und welche Mucke hören Biker vorwiegend, völlig gleich, ob sie einen "Joghurtbecher" oder eine "Harley" steuern? Biker-Rock: unbeugsam wie der "Bock", rauh wie 'ne "Kutte", und hart wie die Leber des Besitzers. Keine Angst, ich will jetzt nicht schon wieder eine weitere unsinnige Musik-Kategorie erfinden. Davon haben wir schon mehr als genug, aber es ist schon ein ganz spezieller Sound, den wir Biker präferieren. In ihm paart sich sehr amerikanischer Hardrock mit erdigem Blues-Rock und fröhlichen Countryklängen - diese Zutaten kennt man auch unter dem kryptischen Namen "Southern-Rock". Nun ist die Verknüpfung von Bikes und Southern-Rock zutiefst klischee-belastet und Grund für manchen derben Witz. Aber ich persönlich habe noch keinen Biker getroffen -und glaubt mir, das waren so einige- der nichts mit dieser so schwer definierbaren Musikrichtung anfangen konnte.

Was hindert uns dann daran, HOGJAWs neue Scheibe "Devil In The Details" als Southern-Rock zu bezeichnen? Sie verfügt über alle oben angeführten Atrribute, schön rauh und hart angelegter Blues- und Hardrock, etwas Country .... paßt! HOGJAW führen Southern-Rock der härteren Gangart im Stil von MOLLY HATCHET und aktuell auch der REBEL PRIDE BAND mit knallig-bollerndem Blues-Rock ganz in der Tradition von den FOUR HORSEMEN und der STEEPWATER BAND gekonnt zusammen. Bereits mit ihrem Debüt-Album hat diese erst 2006 gegründete Formation nun ein beachtliches Pfund vorgelegt. Das einzige was man vielleicht kritisch anmerken kann und muss ist, dass der Band nach ganz starkem Beginn und dem musikalischen "High Noon" etwas die Luft ausgeht. Die Spannung kann nicht ganz aufrecht gehalten werden, aber das Potenzial ist da - ganz ohne Frage!

Freunde episch angelegter Long-Tracks kommen auf "Devil In The Details" voll auf ihre Kosten. Immerhin vier der zehn Songs knacken locker die magische 5-Minuten-Grenze. This Whiskey ist der längste und wohl auch schönste Song dieses Albums - wer auf eine zünftige Gitarrenschlacht steht, bekommt nicht nur hier die Vollbedienung. Der enorm druckvolle Midtempo-Rocker Swamp steht dem in nichts nach. Wer mit diesen satten Gitarren und versoffenen Stimmen nichts anzufangen weiß, der möge die Finger von dieser Scheibe lassen.
Gleich zu Anfang gibt es einen "Dreier", der es in sich hat: 4 lo setzt gleich die Duftmarke, um gar keinen Zweifel aufkommen zu lassen, dass diese Scheibe "skynyrd" ist. Der nächste Track El Camino erinnert mich dann auch folgerichtig an Double Trouble. Das ist ein herzerfrischender Fön, der Dir die Flausen aus dem Kopf bläst. Ein Uptempo-Höllenritt folgt mit Before Monday Come, um dann mit der Hammer-Ballade The Fog voll in die Eisen zu steigen. Erneut ein Song, wie ihn Ronnie VanZant und Steve Gaines schöner nicht hätten schreiben können. Mein persönlicher Fav auf "Devil In The Details" ist Gitsum, das, auf einem Killer-Riff basierend, ein richtig abfetzender Swamp-Rocker ist. Mit East Bound And Down folgt der obligatorische Country-Rocker, nicht sonderlich originell, aber Spaß macht sowas immer.

Zum Ende von "Devil In The Details" geht HOGJAW dann doch etwas die angesprochene Puste aus. Junga rockt zwar heftig, aber ohne die zündende Inspiration und was soll ich über Cheap Whiskey sagen, außer dass den Vieren der billige Fusel offenbar gewaltig in die Birne geknallt hatte. Über so 'ne Sauforgie hätte ich mich bestenfalls als Pubertierender köstlich amüsiert und selbst dem Kind in Manne -sprich mir- ist kein Grinsen abzugewinnen.

Über die Texte dagegen breitet man besser den Mantel des Schweigens. Hier wird die Outlaw-Attitüde voll ausgereizt und "ur-amerikanische" Rechte, wie der Waffenbesitz, glorifiziert. Waffen haben in der amerikanischen Gesellschaft einen völlig anderen Stellenwert als hierzulande. Unser Unverständnis bezüglich solcher textlichen Ergüsse beruht wohl darauf, dass wir immer noch viel zu wenig wissen, wie US-Amis eigentlich "ticken". Es sind völlig andere Werte- und Moralbegriffe und die Kluft zwischen Europa und Amerika besteht nicht nur aus dem Atlantik. Vorschnelle (Kurz)Schlüsse sind ganz sicher kontraproduktiv, zumal sie den geradezu revolutionären Veränderungen der US-amerikanischen Gesellschaft in letzter Zeit nicht gerecht werden, ja sogar letztendlich in den Rücken fallen.
Zum anderen sind's m.E. nichts anderes als Macho-Allüren, die in HOGJAWs Songtexten zum Ausdruck kommen. Nehmen wir als Beispiel wieder unsere Biker: Die Geschlechterrollen scheinen bei oberflächlicher Betrachtung klar verteilt. Aber wer diese harten Jungs wirklich kennt, weiß ziemlich genau, was für empfindsame, weiche Seelen unter der Kutte schlummern. Ich denke also nicht, dass man über HOGJAWs Texte nun den Stab brechen sollte. Das sollte man einfach alles nicht so wörtlich und vor allem nicht zu ernst nehmen .... und immer daran denken: Die Dummheit ist auf diesem Planeten gerecht verteilt worden.

Für mich ist HOGJAW eine DER Entdeckungen im Southern-Genre in letzter Zeit - Daumen senkrecht in die Luft! Wie lang die "Halbwertzeit" solcher Spaßplatten ist, kann man nie genau vorhersagen. Ich hoffe aber, zukünftig noch öfter über HOGJAW schreiben zu können.

Steve Braun, 28.06.2008

 

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