Hogjaw

Ironwood

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 27.06.2010
Jahr: 2010
Stil: Southern Rock

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Redakteur(e):

Christian Gerecht


Hogjaw
Ironwood, Eigenproduktion, 2010
Jonboat JonesVocals, Guitar
Kreg SelfLead Guitar
Elvis DDBass
J."Kwall" KowalskiDrums, Backing Vocals
Guests:
J.R. RickardSteel Guitar on "Blacktop" & "Two Guns"
Kristi LynBacking Vocals on "Blacktop"
Amanda PeacheyBacking Vocals on "Ol' Slippery Wllie"
Andy FrancisKeyboard on "Three Fifty Seven"
Rob TonerVocals on "Flathead"
Steve "Steak" LarsonDobro & Vocals on "Flathead"
Produziert von: Hogjaw & Byron Filson Länge: 50 Min 45 Sek Medium: CD
01. Rollin Thunder06. Ain't Ever Gonna Win
02. Blacktop07. Two Guns
03. Three Fifty Seven08. Walkin
04. Ol' Slippery Willie09. Flathead
05. Country Line10. Hornswogglin

Hab' ich's nicht damals schon geschrieben: "Die Band aus Arizona gräbt sich wie ein musikalischer Fourwheeler durch sumpfigstes Dixieland, ackert durch texanische Washes, rumpelt mit mächtig Gas durch die Great Plains, zieht eine gewaltige Staubfahne durch die Wüste Arizonas und streift so ganz nebenbei auch noch die vermeintliche Legerness der kalifornischen Küste..."
Gut, dass mit der Küste und der Legerness können wir bei HOGJAWs zweiter Scheibe "Ironwood" knicken, aber wir brauchen sie auch nicht zwingend. "Ironwood" ist der beinahe klassische und fast auch zu erwartende Schritt in Richtung Solidität, Kontinuität und Verlässlichkeit. Die Band dürfte damit "angekommen" sein. Will sagen, ist über den Status, des bei neuen Southern Rock Bands meist sehr guten, hier überragenden, Debüts hinaus ohne danach in den ewigen Jagdgründen zu verschwinden.
Mich freut es ungemein, denn die vier Kerle aus der Wüste sind alles wahre Brüder im Geiste und ihr Oberhaupt könnte mein kleiner Bruder sein. Klar, dass da ein absolut objektives Review kommen wird, denn über solche Männer und deren Musik schreiben zu dürfen, ist eine wahre Freude. Übrigens wurde noch nirgendwo erwähnt, dass Jonboat, Kreg und Elvis allesamt Kinder von USAF-Angehörigen sind und eine Kindheit hinter sich haben, die von einem Airforce-Stützpunkt und einer Schule zur anderen führte. Das prägt, stählt, schlägt sich im Hobby der Vier nieder und färbt natürlich auch auf Musik und Texte ab. Vermutlich wird jetzt wieder, vor allen bei Songs wie "Two Guns", die ewig gleiche Leier angehen, dass die chauvinistischen Südstaatler über's Saufen und Herumballern nicht hinauskommen, aber dieser eindimensionale Blickwinkel kommt ja prinzipiell nur von Good Ol' Germanys antipatriotischen Nervenbündeln, die es nicht schaffen sich in das Denken und Handeln freier, vernünftiger Menschen hineinzuversetzen. Glücklicherweise ist Dixie weit weg... könnte sonst durchaus sein, das dort unschuldige Menschen wegen der lächerlichen Leier an Lachmuskelkrämpfen zu Grunde gehen...
Dabei ist kritisches Hören durchaus eine gesunde Einstellung. Nur wo bleibt die Heulerei bei Death oder Black Metal Texten; wo bei Rammstein? Da ist es offensichtlich egal. Die Dresche kriegen die Southern Rock Bands, weil deren Vaterlandsliebe gleich hinter Krieg und Verderben kommt. Und das kann die obige Klientel genauso wenig ab, wie mal ganz entspannt und locker über Texte wie Two Guns hinwegzuhören.
Kommen wir lieber zurück zu den vier Haudegen von HOGJAW und vor allem zu deren Äxten. Letzteren inklusive Bass lassen die Jungens freien, absolut ungezwungenen Lauf und wäre der Ironwood kein Ironwood, mit Stumpf und Stiel hätten sie ihn abgeholzt und zu Brettern gesägt...!

Als Einstieg in "Ironwood" rammelt uns die Band ein völlig irres Rollin Thunder um die Ohren. Ein Riffrocker mit der Wucht eines .357er Teilmantelgeschosses! Am Ende, sag' ich jetzt schon, bleibt nur ein riesiges Loch und verbrannte Erde. Allerdings fällt schon bei Durchlauf und Titel 1 eine ziemlich fette Produktion auf. Wem das nicht so zusagt muss zu Hause den Equalizer bemühen um auf ein dem Southern Rock gemäßes Klangbild zu kommen; bei mp3-Playern hilft, sofern man nicht selbst Hand anlegen kann zumeist die Jazz-Voreinstellung. Keine Ahnung warum die Jungens da solch eine Bass-Bombe zünden mussten, aber scheinbar kommt diese Unsitte nun auch bei den "kleinen" Bands in Mode. Auch "Hard Luck Town" der JJ MUGGLER BAND ist mit diesem übertriebenen Druck aufgebretzelt. Muss nich', find' ich! Rollin Thunder ist dennoch ein Einstieg nach Maß und zeigt neben brüllenden Riffs auch hervorragend eingestreute, auf den Punkt genaue Gitarrensoli.
Blacktop hingegen schielt ein wenig auf die Balladen von "Devil In The Details", HOGJAWs Erstling, ohne allerdings zur Gänze deren wirkliche Klasse zu erreichen. Soll aber nun keinesfalls heißen, der Song wäre zweite Wahl! Nein, Blacktop verzaubert nicht nur mit einer herrlich gespielten Pedal-Steel, sondern überhaupt mit ungemein perlenden Gitarrenläufen und einem schön differenzierten Groove. Dass HOGJAW hie wie da ein klein bisschen bei sich selbst abgeschrieben haben (einige Melodiebögen auf "Ironwood" erinnern ein wenig an This Whiskey, an El Camino und an The Fog) stört nicht die Bohne!
Mit Three Fifty Seven sind wir nicht nur zurück beim weiter oben beschriebenen Teilmantelgeschoss, sondern, mit Ol' Slippery Willie im Schlepptau, bei zwei weiteren, mächtigen Riffrockern. Leut' da glüht der Eisenwald und der Sound föhnt nicht nur exzellent die Haare, sondern lässt, Nachbar's danken es euch, ganz massiv die Wände wackeln...
Bei Country Line hingegen zaubern die vier Kerle aus Arizona dann auf einem ganz ganz anderen Level. Wer von uns alten Knochen hier nicht an die Caldwell Brüder und deren MARSHALL TUCKER BAND erinnert wird, hat ganz offensichtlich die 1970er verschlafen! HOGJAW bauen den Song mit einer Luftig- und Leichtigkeit auf, die man, vor allem nach den drei gnadenlosen Riffrockern im Vorfeld, für unmöglich gehalten hätte. Sechseinhalb Minuten verzaubern sie mit fein Country-lastigen Double Leads und einem zurückhaltenden, dennoch dauerpräsenten "March" nach vorne. Eine Perle!

Swampig und schweißtreibend wird es mit dem folgenden Ain't Ever Gonna Win (Without A Little Bit Of Sin); einem Track der ebenfalls die sechs Minutengrenze überschreitet, ordentlich Dampf macht, einen reizvollen Kontrast zu seinem Vorgänger bildet, aber nicht ganz dessen Klasse erreicht.
So, nun lasst mich endlich zu meiner Lieblingsnummer kommen. Ungestählte Yankees, neurologisch vorbelastete Bürgerrechtler und Heulsusen müssen jetzt draußen bleiben, denn hier haben wir es nicht nur mit dem Soundtrack zu "Hängt ihn höher, Teil II" zu tun, sondern auch mit einem überaus aussagekräftigen Text. Natürlich: "Hängt ihn höher" aus meinem losen Mundwerk lässt die Obigen sofort mit den Fingern wedeln! Aber wie wär's bspw. (und natürlich nur strikt theoretisch betrachtet) mit den BP-Managern, denen 50.000 Bucks für ein Spezialventil zu viel des Guten waren und die durch ihre Profitgier eine der größten, vielleicht sogar die größte, wir sind ja noch längst nicht an deren Ende angelangt, möglicher Weise allumfassende Umweltkatastrophe verschuldeten? Wie wär's mit den blauäugigen Iddies der US-Behörden, die diese "Einsparungsmaßnahme" der BP absegneten...?! Zu weit weg? Na gut, nehmen wir eben den abgeschossenen Vorstand der Hypo Real Estate; ein Warum dazu muss ich ja hier nicht mehr weiter rechtfertigen...!
Two Guns, das mit einem Kugelhagel beginnt, ist musikalisch gesehen ein wunderbar hingerotzter Country Rocker mit krachenden Gitarren, erstklassig eingebauter Steel Guitar und locker-unverkrampften Groove. Ein kleines Double Lead Gewitter, das die singende Pedal Steel in Höhe 3:17 min. ablöst, verleiht der Nummer geradezu Flügel, während ihr die Hey-hey-hey-Chöre den endgültigen "Hängt-ihn-höher-Stempel" aufdrücken und den Hörer gedanklich an jenen Baum am North Canadian River versetzen, der Clint Eastwood damals fast zum Verhängnis wurde. HOGJAW wären nicht HOGJAW, hätten sie die Schießerei zu Beginn des Songs nicht selbst in die Hände genommen. Als logische Konsequenz derselben muss ein ebenfalls von eigener Hand geläutetes Totenglöckchen die Nummer ausklingen lassen. Asche zu Asche, Staub zu Staub, Blei zu Blei und Tabletten für die Nerven... ;-)

Prägnante Gitarren leiten Walkin ein. Eine Midtempo Nummer, deren balladeske Grundzüge bald mit krachenden, mächtig losrockenden Gitarren und trockenem Groove konkurrieren müssen. Letztlich siegen natürlich die übermächtigen Äxte von Kreg Self und Jonboat Jones!
Flathead, dessen anfängliches Gezirpe, Gegluckse und Gekrähe auf einen süffisanten Swamp Rocker hoffen lässt, wird sicherlich nicht jedermanns Sache sein. Der eigenwillige Rezitativgesang (von den Gast-Vokalisten Rob Toner und Steve Larson) ist zunächst ziemlich gewöhnungsbedürftig. Mit ein paar Mal Hören und vor allem nach ein paar Bier macht die Nummer dann aber immer mehr Spaß.
Mal ehrlich: Wer hat seinen Dad ab einem bestimmten Alter nicht "ge-hornswoggled" und ihm so manches Bier aus dem Kühlschrank gestohlen?! Ergo kann uns bei Musik wie Hornswogglin nur ein durchgängig breiter Grinser ins Gesicht fahren. Fand sich Jonboat Jones zur Einnahme des geistigen Getränks seinerzeit im Schatten der "Familien-Pappel" wieder, so war's bei Klein-Grisu der Hollerbusch hinter dem Kräutergarten. Der Unterschied bestand nur darin, dass Bier bei uns gemeinhin und gottlob aus Flaschen getrunken wurde. Im Alter von elf, zwölf Jahren haute eine "Halbe" auch noch ganz gewaltig rein, so dass ein kleines Schläfchen im Schatten des Busches nicht ausblieb und allenfalls nur von ein paar dieser roten (Ameisen-)Terroristen gestört wurde...
Hornswogglin entstand als einziger Track des Albums live (und nach ein paar Bieren und Whiskey's) in Kwall's Haus und schließt nahtlos an das witzige Cheap Whiskey vom Debütalbum HOGJAWs an. Ein überaus liebenswerter Ausklang, dessen Text die Gedanken weit zurück schweifen lässt und Erinnerungen weckt, die auf der "Festplatte" JWD abgelegt waren.

Fazit: Mit "Ironwood" führen HOGJAW ihren eingeschlagenen Kurs mit gebotener Härte und kernigen Southern Rock auf ihre ganz eigene, durchaus geniale Weise fort. Ob die Band auf Grund ihrer teils wirklich harten und rauen Songs nun eine Nische besetzen will, die einstmals MOLLY HATCHET vorbehalten war oder ob sie letztens einfach nur ein BEITTHEMEANS Konzert besucht haben, weiß man nicht genau. Warten wir mal gespannt auf Album Nummer 3!
"Ironwood" hätte m.E. noch ein Song wie The Fog gut getan und die Scheibe insgesamt vielleicht ein bisschen ausgewogener gemacht. Aber klar ist ja wohl auch, dass man solche Übernummern nicht am Fließband schreiben kann. Immerhin besetzen bzw. ersetzen so feine Songs wie Blacktop oder Country Line die Position einer echten Southern Ballade. Und Two Guns ist ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Für die volle Punktzahl wie bei HOGJAWs Debüt reicht es zwar nicht ganz, aber "gefühlte" 8 von 10 Pünktchen sind ohnehin nur Nörgeln auf hohem Niveau. Auf den Punkt gebracht könnt' man, der Einfachheit halber, sagen: Kaufzwang für alle Southern Rocker!

Gibt's noch irgendwelche Fragen... ;-)

Christian "Grisu" Gerecht, 26.06.2010

 

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