Hot'n'Nasty Boost, Blow Till Midnight Records, 2012 |
Patrick Pfau | Vocals, Acoustic Guitar | |||
Malte Triebsch | Electric & Acoustic Guitars, Slide Guitar, Dobro | |||
Ulrich Blichmann | Bass | |||
Dominique Gaga Ehlert | Drums, Percussion | |||
Guests: | ||||
Chris Kramer | Harp | |||
Tobias Cosler | Organ, Piano | |||
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01. Damned To Ride | 08. Unforeseen Emotion | |||
02. Dark Town | 09. Hot'N'Nasty | |||
03. Catch Us All | 10. Turn Around | |||
04. Rise Of Anger | 11. Steamroller | |||
05. Come On Home | 12. Message From The Gods Of Rock'n'Roll | |||
06. Best Friends | 13. Going Nowhere | |||
07. Surrounding Blues | 14. Gone Gone Gone | |||
"When we were young we got a message from the Gods of Rock'n'Roll". Diese treffende Kernaussage kommt von der Dortmunder Blues-Rock Band HOT'N'NASTY und sagt viel über den Enthusiasmus, das Durchhaltevermögen, die Standhaftigkeit und den langen Atem einer hart arbeitenden Band, speziell dieser hier.
All jene, die seinerzeit in den 60's und 70's als Kinder oder Jugendliche mit dem Rock und Blues Virus infiziert wurden sind gnadenlos und dauerhaft auf Droge. Die Dortmunder Jungs um Kopf und Gitarrist Malte Triebsch bereisen seit den frühen Neunziger Jahren die Republik und versuchen seitdem die einschlägigen Blues- und Rock Clubs im Sturm zu erobern. Was ihnen, wenn man den diversen positiv gefärbten Zeitungsartikeln glaubt, auch bestens gelungen ist.
Wer sich also nach einem alten HUMBLE PIE Titel benennt, grenzt sein musikalisches Schaffensgebiet schon mal ein wenig ein und gibt einen deutlichen Hinweis darauf, was man erwarten darf. "Do you get the message" sang einst der große Steve Marriott in HUMBLE PIE'S Hot'n'nasty. Ja, ja, sicher, die Botschaft die HOT'N'NASTY mit ihrem neuesten Album "Boost" vermitteln möchten, ist völlig unmissverständlich: Lauter, krachender, energiegeladener, treibender Blues-Rock, verwurzelt in den seligen Siebziger Jahren, als solche Bands wie HUMBLE PIE und FREE oder Größen wie Rory Gallagher, Johnny Winter und Robin Trower zu den echten Top-Acts gehörten, die die großen Hallen des Landes füllen konnten.
Das Gute, Interessante und Vorbildliche an "Boost" ist die Tatsache, dass die Band bis auf das HUMBLE PIE-Cover Hot'n'nasty alles selbst geschrieben und komponiert hat. Und dies in einer Art und Weise, die man von einer Band aus dem Ruhrgebiet nicht unbedingt erwarten konnte. Stilsicher, selbstsicher, unverkrampft, kompromisslos und auf hohem Niveau zeigen die Jungs um Malte Triebsch und dem ausgezeichneten Sänger Patrick Pfau, dass guter und abwechslungsreicher Blues-Rock nicht unbedingt aus England, Holland oder den USA kommen muss. Ganz offen gestanden kommt aus eben diesen Ländern oftmals auch nur abgestandener, schaler und klischeebeladener Durchschnittskram, den man sich 1x anhört und beiseite stellt. Doch so läuft es bei "Boost" gerade nicht.
Die Band legt ihren Fokus auf kompaktes und griffiges Songwriting, präsentiert in ihren 14 Tracks variables und fundiertes Können ohne Protzertum, obgleich man natürlich hören kann, dass die Akteure gewitzt und gewieft sind. Stratocaster-Liebhaber Malte Triebsch glänzt mit kurzen und prägnanten Soli und lässt uns meist nur erahnen, wozu er wohl im Live-Kontext, wenn er die Zügel mal so richtig löst, fähig sein dürfte. Erstaunlich auch sein Telecaster Twang auf der furiosen Country-Nummer Steamroller.
Vokalist Patrick Pfau rammt mit seiner Reibeisenstimme die Eckpfeiler in die HOT'N'NASTY Spielwiese und beweist im gefühlvollen im Slow-Blues Come on home seine Wandlungsfähigkeit, während er mit soulig-gefühlvoller Ray Charles Phrasierung für Staunen sorgt. Drummer Gaga Ehlert, der Youngster im Team, macht nur allzu deutlich, dass straightes Rock-Drumming auch von Finten und Finessen leben kann.
Chris Kramer, der außerordentlich versierte Blues-Harp Guru, sowie Tastenmann Tobias Cosler verzieren den einen oder anderen Song noch mit erlesenen Gastbeiträgen und runden den absolut positiven Gesamteindruck dieses Albums gekonnt ab.
Wirft man dann auch noch den von Martin Meinschäfer (Henrik Freischlader, Tommy Schneller) exzellent gesteuerten Gesamtsound des Albums in die Waagschale fehlen tatsächlich nur noch ganz wenig Punkte an der Höchstnote. "Boost" macht somit als ausgewiesene Perle das Rennen um die Blues-Rock Scheibe des Monats. Die Jungs gehen demnächst auch wieder auf Tour. Also, passt auf, dass ihr sie erwischt.