Ian Anderson

Jethro Tull

Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle, 24.11.2016

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 28.11.2016
Stil: Classic Rock

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Redakteur(e):

Ralf Frank

Gerd Linnenbürger (* 1960, ✝ 2019)


Ian Anderson,
Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle, 24.11.2016

Logo Ian Anderson

Mit der Multimedia-Produktion "JETHRO TULL - The Rock Opera" erfüllt sich Ian Anderson einen lange gehegten Wunsch. Von Anfang an hatte er immer schon diverse crossmediale Projekte im Sinn die er jeweils zusammen mit seinen Alben auf die Bühne, ins TV oder sogar ins Kino bringen wollte.
Geklappt hat das aus unterschiedlichen Gründen nie so recht, aber beeindruckende Fragmente seiner Ideen finden sich immer wieder auf den Bonus Discs der aktuellen Jubiläums-Editionen.

Seit 2014 ist die Band JETHRO TULL Geschichte, aber so richtig los kommt der 69jährige Brite auch nicht von seiner Schöpfung, denn irgendwie taucht der Name doch immer wieder in seinen Post-TULL Werken auf.
So hat er sich für seine aktuelle Show eine Geschichte einfallen lassen, die den Namensgeber, einen visionären Agrarwissenschaftler des 18. Jahrhunderts namens Henry Jethro William Tull, in einer nicht allzu fernen Zukunft mit den Waffen der Biochemie gegen die Ernährungsproblem einer rasant wachsenden Weltbevölkerung kämpfen lässt.
Die zweistündige Geschichte ist in eine aufwendige Videoproduktion eingebettet, die mit einem eigenen Soundtrack daher kommt. Anderson und seine eingespielte Touring-Band, bestehend aus Bassist David Goodier, Keyboarder John O'Hara, Schlagzeuger Scott Hammond und dem deutschen Gitarristen Florian Opahle interagieren dabei live und synchron zu den in den Videos zusätzlichen Musik- und Gesangsparts von Ryan O'Donnell und der Isländerin Unnur Birna Bassadóttir (aka Björnsdóttir), die auch als Violinistin auftritt. Außerdem gehören Richard Harwood (Cello) und Greig Robinson (Bass) zum Ensemble.

Der zweigeteilte Set besteht überwiegend aus TULL Klassikern, die textlich an die Story angepasst wurden, sowie fünf neuen Songs, die die Handlung vorantreiben.
Auch werden einige historische TULL Videos mit eingebaut bei denen es dann zu interessanten Duetten zwischen Anderson mit sich selbst kommt. Das ist einerseits ergreifend und spannend, andererseits wird dadurch ein Manko des Abends umso deutlicher. Ian Anderson ist nicht in Form, figürlich wie stimmlich.
Natürlich reißt man mit 69 nicht mehr alle Bäume aus wie einst im Mai, zumal die Doppelbelastung Gesang und Querflöte ordentlich auf die Puste geht, aber die stimmlichen Mängel, die er noch ein Jahr zuvor in Wuppertal durch Technik und gut getimte Pausen zu kaschieren vermochte, sind unüberhörbar.
Dazu gesellt sich das zweite Manko, der Hallensound. Es fehlt die Abstimmung zwischen der Konserve und der Live-Performance, letztere geht im Vergleich ein wenig unter und die Akustik ist, zumindest auf den billigen Plätzen, etwas matschig.

Einige Zuschauer sind anscheinend mit der Gesamtsituation unzufrieden und verlassen bereits nach kurzer Zeit ihre Plätze, ob sie sich anderweitig orientiert oder die Halle verlassen haben ist ungewiss.
Wer allerdings ein reines TULL Konzert "performed by Ian Anderson" erwartet hatte und nicht eine zum Teil pythoneske Rock Oper mit sozialkritischem Anspruch, musste sich vermutlich erst eingewöhnen.

Nichtsdestotrotz war es ein denkwürdiger Abend, denn in dieser Form wird man JETHRO TULL (performed by Ian Anderson) vermutlich nicht so bald wiedersehen, außer vielleicht auf DVD, denn das angeblich von Andersons Sohn zusammengestellte Videomaterial ist für den flüchtigen Augenblick zu schade und will noch einmal in aller Ruhe bestaunt werden.

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Ralf Frank, 24.11.2016

Fotos: Gerd Linnenbürger, 24.11.2016

 

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