Titel |
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01. Pine Grove (Madhouse) |
02. River Fool |
03. Lonesome As It Gets |
04. Strip Job Blues 1984 |
05. Tom Barrett |
06. Ballad Of A Retired Man |
07. Mountain Saint |
08. One More Night |
09. POW Blues |
10. Burning Down The Prairie |
11. Appalachia Haze |
12. Road May Float / It’s A Heartache |
Musiker | Instrument |
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Ian Noe | Vocals, Guitars, Mandolin |
„Little“ Jack Lawrence | Bass |
Derry deBorja | Keyboards |
Wie so mancher aufstrebende Americana-Songwriter würde auch Ian Noe wohl gerne etwas von Gram Parsons in sich tragen. Oder von Hank Williams. Ein bisschen von diesem „Cosmic-Feeling“ in dieser ansonsten so bodenständigen Musik, ein bisschen von jener verzweifelten „I’m so lonesome I could cry“-Mentalität. Vier Songs lang versucht der Songwriter aus Kentucky, auf seinem zweiten Album, in die Fußstapfen der beiden Americana-Überväter zu treten und sich zugleich bei Steve Earle etwas abzuschauen – dann lässt er es glücklicherweise sein. Der River Fool mag Pate gestanden haben für den Titel dieser Platte, aber er bleibt eine eher blasse Figur.
Erst danach macht sich Ian Noe auf, seinen eigenen Weg zu finden und plötzlich erhalten die Songs, getragen immer wieder von Derry deBorjas Hammond-Orgel, Tiefgang und eine Geschichte. Es sind überwiegend leise Stücke, sanft arrangiert und direkt aus den Bergen ihren Weg ins ferne Meer nehmend. Dass ausgerechnet ein 31-jähriger eine so anrührende Ballad Of A Retired Man schreiben kann, bei der die Hammond nicht ohne Grund klingt, wie für eine Trauerfeier gespielt, mag überraschen. Aber Noe traut sich in dieser überzeugenden zweiten Plattenhälfte immer wieder mal einen überraschenden Blickwinkel.
So ist der POW Blues eine schwer stampfende Klage eines Häftlings, für die Noe sogar eine verzerrte Slide-Guitar auspackt. Auch der Erzähler in Burning Down The Prairie hat Angst ums eigene Leben, aber dieses Mal ist die Bedrohung unsichtbarer und lauert im Dunkeln: „Someone out there somewhere is walking on two wicked feet. Someone out there somewhere is stalking like a mountain lion“. Und die Gitarre treibt die Suchenden voran, wie einst eine 16 HORSEPOWER-Platte. Wie das Drama ausgeht, lässt Noe bewusst im Unklaren. Aber ein Song später ist es wieder ruhig in den Bergen und der Appalachia Haze lässt alte Erinnerungen aufleben.
Man kann sich in manche dieser Songs regelrecht verlieben, die Noe mit sicherer Stimme singt, wenn man sich die Zeit dafür nimmt. In den Mountain Saint, der natürlich eine Frau ist, die allen Widrigkeiten des Lebens trotzt, eine „country hustling queen“, die am Ende ihres Lebens träumen darf, „riding high in the Southern skies“. In die Erzählung von Tom Barrett, diesen ewigen, desillusionierten Soldaten. Aber was hat Ian Noe wohl geritten, ausgerechnet den Bonnie Tyler-Schmachtfetzen It’s A Heartache als Country-Schunkler wieder aufleben zu lassen? 20 Songs hatte er für dieses Album zur Verfügung; vielleicht wäre eine etwas strengerer Blick aufs Repertoire hilfreich gewesen. Oder – mit Blick auf seine Hank-Williams-Adaption Lonesome As It Gets – die unschlagbare Weisheit der SONS OF BILL zu berücksichtigen: „An girl, I have only you to thank. Hank Williams might have been a love-sick drinker, but being a lovesick drunk don’t make me Hank…“
Gute Platte, trotzdem…