Jaimee Harris

Boomerang Town

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 03.02.2023
Jahr: 2023
Stil: Americana / Singer-Songwriter
Spiellänge: 46:54
Produzent: Mark Hallman

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Plattenfirma: Thirty Tigers

Promotion: Oktober Promotion


Redakteur(e):

Holger Müller


s. weitere Künstler zum Review:

Patty Griffin

Dixie Chicks

Thea Gilmore

Jonatha Brooke

Titel
01. Boomerang Town
02. Sam’s
03. How Could You Be Gone
04. The Fair And Dark Haired Lad
05. On The Surface
 
06. Good Morning, My Love
07. Like You
08. Fall (Devin’s Song)
09. Love Is Gonna Come Again
10. Missing Someone
Musiker Instrument
Jaimee Harris Vocals, Acoustic Guitar
Mark Hallman Drums, Bass, Organ
Andre Moran Guitars
Michele Gazich Violin
Dirk Powell Accordion
Sammy Powell Piano

Die Welt steht Kopf – zumindest, wenn man nach oben und weit weg strebt, nur um dann wie ein Bumerang auf direktem Weg wieder am Ausgangsort zu landen. Deshalb ist eine „Boomerang Town“ auch kein wirklich glücklich machender Ort, sondern nur die Kleinstadt, in die man eben hineingeboren wurde, um deren Niedergang mit zu erleben. Alle wollen weg – aber nur wenige schaffen es wirklich, während der Ort immer trostloser wird.

Die Welt steht Kopf auf dem Cover von Jaimee Harris' zweitem Album, und gleich zu Beginn führt die texanische Songwriterin ihre Fans im Titelsong sieben Minuten lang in ihre Welt des ländlichen Amerikas ein.  Es ist keine schöne Bestandaufnahme: „Julie and I come from similar kin: heavy drinkers, quick to anger, fist to skin. They all live and die here…“ Und dabei bleibt es nicht mit den düsteren Themen auf dieser Platte. Sam’s hat die schwere Melancholie eines Trauerlieds, How Could You Be Gone klingt so traurig und verlassen wie der Songtitel und auch der vierte Track führt auf die falsche Fährte. The Fair And Dark Haired Lad ist kein Märchenprinz, sondern Prinz Alkohol, der, gutaussehend, die Protagonistin langsam aber sicher immer fester in seinen Würgegriff nimmt, während Violine und Drums einen irischen Schunkeltanz anstimmen…

Wer nun aber glaubt, dass „Boomerang Town“ ein Album für die dunkelsten Nachtstunden ist, irrt ganz gewaltig. Denn im Gegensatz zu den düsteren Lyrics bieten Harris und ihr Produzent Mark Hallman eine gute Dreiviertelstunde lang musikalischen Wohlklang, Americana-Weite und feinstes Roots-Sentiment. Mit ihrer klaren und hellen Stimme setzt die Texanerin einen markanten Kontrapunkt zu ihren Songtexten und man sieht im Geiste, wie sich die DIXIE CHICKS, Patti Griffin, Thea Gilmore oder Jonatha Brooke um sie scharen, um leidenschaftlich die Harmony Vocals beizusteuern.

Ganz so prominent ist die Liste der Musiker/innen auf „Boomerang Town“ dann zwar nicht, aber Harris offen gelebte  Partnerschaft mit Mary Gauthier sorgt immerhin dafür, dass sich auch das eine oder andere Liebeslied auf die Platte schleichen darf. Das kann dann schon mal akustisch-ruhig am frühen Morgen sein (Good Morning, My Love) oder ebenso zur Ruhe kommend am Abend vor dem Kaminfeuer (Love Is Gonna Come Again). Oder ganz aufgekratzt, weil die neue Liebe auch auf Distanz klappt, obwohl beide auf Reisen sind: Missing Someone klingt wie ein fröhlicher Ritt durch Amerikas Hinterland auf dem Weg zum nächsten Gig, wenn alle im Bus locker jammen.

Trotzdem: Die stärksten Momente hat „Boomerang Town“, wenn Harris eine tragische Geschichte erzählt, und dabei melancholisch und tröstlich zugleich klingt. „Grief operates on its own timeline“, sagt sie – wichtig ist, dass jemand den Trauernden zuhört. Und dann einen wundervoll einfühlsamen Song über einen ehemaligen Klassenkamerad schreibt, der in der sechsten Klasse durch eine Kugel versehentlich zu Tode kam. Fall (Devin’s Song) ist der berührendste Moment über ein viel zu früh verstorbenes Kinde seit Eric Claptons Tears in Heaven. Und nicht nur deshalb ist „Boomerang Town“ ein herausragendes Album gleich zu Beginn des Jahres. 

 

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