Titel |
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01. SMS an den Ministerpräsidenten |
02. Erkan |
03. Sie ist Muslima |
04. Hungerstreik im Kanzleramt |
05. Sieben Tode |
06. Inshallah |
07. Helwa Ya Baladi |
08. Meine eigene Drohne |
09. Whistleblower |
10. The Great Reset |
11. Was war mit Ihr? |
12. Der übernächste Morgen |
Musiker | Instrument |
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Jan Degenhardt | Gesang, Gitarre |
Samuel Castillo | Gitarre |
Christian Renz Paulsen | Piano, Synthesizer Strings, Keyboards, Vibraphon |
Carlos Ramos | Percussion |
Juan Caballero | Bass |
Catalina Claro | Frauenstimmen, Instrument Programming, Synthesizer Sounds, Synthesizer Strings, Bass |
Roberto Hurtado Salgado | Gitarre, Bass |
Chris Drave | Geige |
Pedro Maceo | Percussion |
Martin Tröster | Synthesizer Sounds und Beat |
Lahins Castillo | Saxophon |
Jan Degenhardt, der eine der beiden Söhne des 2011 verstorbenen Liedermachers Franz Josef Degenhardt, ist seinem Vater in diese Profession gefolgt. Mitte dieses Monats wird sein viertes Studioalbum “Inshallah“ über Konstantin Weckers Verlag Sturm & Klang erscheinen.
Der Plattentitel bedeutet in Deutsche übersetzt so viel wie ’Wenn Gott will’. Selbst bei einem flüchtigen Blick auf unsere derzeitige Weltlage fällt auf, dass die Probleme der Menschheit ständig gravierender und in vieler Hinsicht auch immer auswegloser werden. Da kann man letztlich nur hoffen, dass die weitverbreitete Ignoranz und alle anderen negativen Wesenszüge der Gesellschaft, die sich während der (ebenfalls thematisierten) Corona-Pandemie einmal mehr in üblichr Weise gezeigt haben, vielleicht doch noch durch gesunden Menschenverstand und Weitblick abgelöst werden. Sollte das nicht passieren, kann uns eben nur noch Gott helfen, wenn er das denn überhaupt will. Ab einem bestimmten Punkt, der in so mancher Hinsicht längst erreicht ist, hat dann halt nicht mehr die angebliche Krone der Schöpfung die Kontrolle, auch wenn das viel zu viele schlicht nicht hören und schon gar nicht kapieren wollen. Na ja macht nichts, denn im Zweifelsfalle sind ohnehin andere schuld an der Katastrophe.
Der gebürtige Saarbrücker zieht aus der prekären Weltsituation genau diese Schlüsse und benennt in seinen unmissverständlichen (nicht ausschließlich deutschen) Texten offen Stellung gegen viele der inzwischen herrschenden Missstände. Aber er sieht nicht nur das Große Ganze, sondern bricht seine Darstellungen auch auf Einzelschicksale beziehungsweise individuelle Verhaltensmuster herunter (siehe zum Beispiel die beiden Singleauskopplungen Erkan und Was ist mit ihr?). Er geht jedoch nicht einfach plump anklagend zu Werke, sondern setzt die ihm eigene Ironie, beißenden Sarkasmus, unkaschierte Bosheit und seinen erheblichen Wortwitz ein.
Neben seiner nur allzu berechtigten Kritik und Skepsis darüber, wie es weitergehen wird mit uns, vergisst Degenhardt aber keineswegs persönliche Gefühle. Besonders gut nachzuhören in Der übernächste Morgen.
Für die Einspielung der nahezu ausschließlich von ihm stammenden Lieder holte sich der studierte Jurist eine Riege handverlesener und virtuoser Musiker wie Perkussionist Pedro Maceo aus Kuba oder Christian Renz Paulsen, einen deutsch-kolumbianischen Pianisten, ins Studio. Außerdem betätigte sich die chilenische Produzentin Catalina Claro in vielfältiger Weise vokal und instrumental im Zuge der Aufnahmen. Das Ergebnis ist eine mitreißend muntere und auch nachdenkliche Mixtur aus Liedermacherkunst, Rock, Pop, elektronischen Beats sowie Jazz mit afroamerikanischen, kubanischen, kolumbianischen und arabischen Klangelementen und Rhythmen.
“Inshallah“ unterhält mit seiner (welt)musikalischen Vielfalt auf das Trefflichste. Daneben ist es aber ebenso eine schonungslose Bestandsaufnahme und unverhohlene Kritik an allem, was der Mensch aus politischen, religiösen, wirtschaftlichen, individuellen und sonstigen Interessen mit der ihm ureigensten Rücksichtslosigkeit, Dummheit, Gier und Arroganz sich selbst und der ihm nur auf Zeit überlassenen Erde antut.