Jason Isbell

Georgia Blue

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 12.11.2021
Jahr: 2021
Stil: Americana, Rock, Rhythm & Blues
Spiellänge: 67:58
Produzent: Jason Isbell

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Plattenfirma: Thirty Tigers

Promotion: Oktober Promotion


Redakteur(e):

Holger Müller


s. weitere Künstler zum Review:

R.E.M.

Indigo Girls

The Allman Brothers Band

Otis Redding

Drivin'n'Cryin

Titel
01. Nightswimming
02. Honeysuckle Blue
03. It's A Man's Man's Man's World
04. Cross Bones Style
05. The Truth
06. I've Been Loving You Too Long
07. Sometimes Salvation
 
08. Kid Fears
09. Reverse
10. Midnight Train To Georgia
11. In Memory Of Elizabeth Reed
12. I'm Through
13. Driver 8
Musiker Instrument
Jason Isbell Vocals, Guitars
Amanda Shires Fiddle, Vocals
Sadler Vaden Guitar, Vocals
Chad Gamble Drums, Vocals
Jimbo Hart Bass, Vocals
Derry deBorja Keyboards
Brittney Spencer Vocals
Bela Fleck Banjo
Chris Thile Mandolin
Adia Victoria Vocals
Brandi Carlile Vocals
Steve Gorman Drums
Peter Levin Keyboards
John Paul White Vocals

In der Liste der am meisten besungenen US-Bundesstaaten dürfte Kalifornien mit großem Abstand vorne liegen – aber auch die Südstaaten haben eine große Fangemeinde unter den Songwritern. Die Carolinas, Florida,  Alabama sowieso und natürlich der „Peach State“ Georgia sind in so vielen Klassikern und Hits verewigt, dass nur ein sehr umfangreiches Box-Set dem gerecht werden könnte.

Ganz so umfassend ist die Liste der Songs aus und über Georgia nicht, die sich Jason Isbell und seine 400 Unit anlässlich des Wahlsiegs der Demokraten in dem Bundesstaat bei der jüngsten US-Präsidentenwahl herausgepickt haben, um damit Bewegungen wie „Black Voters Matter“ oder „Georgia Stand Up“ zu unterstützen. Die beiden bekanntesten aller Georgia-Songs – Georgia on my mind und A rainy night in Georgia – fehlen sogar ganz, und Isbell lässt vernünftigerweise auch die Finger von den in Atlanta beheimateten Rap-Stars wie Outkast.

Aber die Sammlung von 13 Cover-Stücken ist dennoch ein so breit und liebevoll angelegtes Gemälde, dass wuchtige Soulstücke dort ebenso ihren Platz finden, wie die spröden Songs von Cat Power oder Vic Chesnutt. Und damit es nicht wie ein reines Isbell-Album klingt, hat sich der aktuell beste Americana-Songwriter jede Menge prominente Unterstützung ins Studio geholt. Einige Glücksgriffe sind dabei, wie die aufstrebende Rhythm&Blues-Sängerin Brittney Spencer, die den beiden Klassikern It’s A Man’s Man’s World und Midnight Train To Georgia jede Menge Leben einflößt – wenngleich ihr die Adaption des James-Brown--Songs aus weiblicher Sicht spürbar besser gelingt, als der direkte Vergleich mit Gladys Knight, die die Geschichte der Rückkehr aus Kalifornien nach Georgia per Zug einst berühmt machte.

Auch Isbells Liebste Amanda Shires ist eine sichere Bank und verwandelt Cat Powers ohnehin düsteren Elektro-Pop Cross Bones Style in einen noch düstereren, von gespenstischer Fiddle gejagten Gothic-Noir-Country-Song. Dazwischen platziert der eigentlich aus Alabama stammende Isbell geschickt immer wieder knackige Rocksongs wie Sometimes Salvation (im Original von den BLACK CROWES) oder Honeysuckle Blue von DRIVIN‘ N CRYIN‘. Wobei hier sein Gitarrist Sadler Vaden, der einst in der Southern Rock-Band mitspielte, folgerichtig den Leadgesang übernimmt. In diesen Coverstücken dürfen Isbell und seine Mannen dann die Regler auch mal so richtig hochdrehen und die Gitarren aufjaulen lassen.

Aber wie immer sind Cover-Alben auch Wagnisse, die – zumindest bei einigen Songs – schief gehen können. Wobei Isbell als Otis-Redding-Apologet auf I’ve Been Loving You Too Long durchaus die Tränendrüse zu drücken weiß und dem Original alle Ehre macht. Aber ausgerechnet bei der berühmtesten Band aus Georgia, REM, verhebt er sich dann doch gewaltig. Aus dem erhabenen Nightswimming mit seiner mitternächtlich-schwülen Südstaaten-Melancholie macht er ein ziellos dahin pluckerndes Lagerfeuerstück. Dazu hätte es die beiden Saiten-Asse Bela Fleck und Chris Thile wahrlich nicht gebraucht. Und Driver 8 klingt wie Driver 8 klingt wie Driver 8 – nur eben nicht von Michael Stipe gesungen. Dass Isbell nicht die Stimme des REM-Sängers hat (und sie ja eigentlich auch gar nicht braucht, wenn er sich nicht gerade an REM-Covern versucht), wird besonders schmerzlich hörbar auf Kid Fears. Das Juwel des ersten INDIGO GIRLS-Albums glänzte seinerzeit just wegen Stipes kraftvoll-wehmütigem Harmoniegesang so funkelnd. Auf „Georgia Blue“ klingt der Song dagegen nur fast genau so wie das Original, aber weder Brandi Carlile noch Jason Isbell erreichen die Tiefe und Verzweiflung, die der Song eigentlich benötigt.

Also hören wir dem Americana-Meister doch lieber zu, wie er einen anderen Monolithen der amerikanischen Southern-Rock-Geschichte bearbeitet, und das ganz ohne Gesang. Gut 12 Minuten jagen sich Isbell, seine 400 Unit und der Gast-Keyboarder Peter Levin durch das vom Jazz inspirierte ALLMAN BROTHERS-Stück In Memory Of Elizabeth Reed; langsam zuerst, dann immer mehr zum wilden Parforce-Ritt ausufernd. Jede Wette, dass Dickey Betts und Derek Trucks sofort auf die Bühne kommen und mitspielen würden, wenn Isbell diesen Song das nächste Mal live anstimmt…        

 

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