Jay Ottaway Winter's Journey, Cactus Records, 2017 |
Jay Ottaway | Vocals, Acoustic Guitar | |||
Pat Buchanan | Electric Guitar | |||
Steve Conn | Piano, B3 Organ, Saxophone, Accordion | |||
Jim Hoke | Pedal Steel Guitar,Penny Whistle | |||
Glen Caruba | Drums, Percussion | |||
Dave Francis | Bass | |||
Melissa Hooker | Vocals | |||
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CD1: | CD 2: | |||
01. Good Night | 01. Be Still My Heart | |||
02. Weathervane | 02. Grey Hair Creeping In | |||
03. Frozen Tears | 03. Raven | |||
04. Numbness | 04. Last Hope | |||
05. Old Messiah | 05. Why Do I Linger Here | |||
06. The Flood | 06. Stormy Morning Rage | |||
07. On The Stream | 07. Sweet illusion | |||
08. In The End | 08. Ignore The Sign Ahead | |||
09. Grave For Our Sorrows Ghosts | 09. Innkeeper | |||
10. Only At Rest | 10. Courage | |||
11. Dreams | 11. You All Know How It Goes | |||
12. Solitude | 12. The Hurdy- Gurdy Man | |||
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Sicherlich können die wenigsten mit der offiziellen Bezeichnung "Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines mitreisenden Waldhornisten" etwas anfangen.
Bestimmt aber wird schon dem einen oder anderen Franz Schuberts "Winterreise" etwas geläufiger sein. Und schon kommen wir zum "Waldhornisten", dessen Gedichte - von Wilhelm Müller erdacht und von jenem Franz Schubert vertont - sich zu einem Klassiker der lyrisch, schöngeistigen Musik gemausert hat.
Und nun macht sich, inspiriert von einer Performance im Bostoner Goethe Institut 2012, Jay Ottaway daran, über vier Jahre hinweg seine eigenen, textlichen Gedanken und Kompositonen zu diesem Zyklus zu realisieren.
Und so klingt es für den "Unbedarften" auch wahrlich nicht nach Klassik, haben die Songs außer der textlichen Inspiration kaum etwas mit den Originalen zu tun an denen sich Sänger wie Fischer-Diskau oder Hermann Prey und Thomas Hampson seinerzeit bestens profilieren konnten.
Mit countryesker Stimmfarbe schwadroniert Ottaway in Good Night (Gute Nacht ) in herrlichster Americana-Tradition umher. Die Lapsteel gibt ihr bestes, das Akkordeon schwelgt, während zupackende Gitarren und ein beseeltes Saxophon für ausgleichende Farbtupfer sorgen.
Und so verfremdet Ottaway ebenso den guten alten Der Lindenbaum (...am Brunnen vor dem Tore, da steht ein Lindenbaum) - na, klingelts? - mit schwelgerischer Sologitarre und gleißender Lapsteel, sowie das mit beseeltem Chorus versehene Old Messiah. So mag sich der Amerikaner wohl unser deutsches Liedgut vorstellen.
Da und dort kommt auch gerne mal eine Penny Whistle zum Einsatz und schunkelt sich zu The Flood mit irischer Fröhlichkeit empor und ein Saxophon bläst den Stormy Monday zu einer hörenswerten Floyd'schen Nummer auf. Und zuguterletzt rocken Ottaway und seine Band den Hurdy Gurdy-Man ("Der Leiermann") mit schmissigem Akkordeon und Schrammelgitarren zu einem sehr hörenswerten Finale.
Ottaways gewagte klassische Exkursion funktioniert bestens ohne "Winterreise" Vorkentnisse und geht locker als veritable Americana Platte, der man eine Chance geben sollte, durch.