Jean Jacques Kravetz

Jubile

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 24.06.2008
Jahr: 2008

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Jean Jacques Kravetz Homepage



Redakteur(e):

Steve Braun


Jubilé - 40 Jahre Rockmusik, Adhib Records, 2008
Jean-Jacques KravetzAll Keyboards
Pascal KravetzVocals on # 5, 8, 9, 10 & Backing Vocals
Julien KravetzDrums
Gäste:
Inga RumpfVocals on # 1, 2, 3
Udo LindenbergVocals on # 4
Peter MaffayVocals on # 6
CaroVocals on # 7
Produziert von: J.J. Kravetz/ P.Kravetz/Geise/Scheffler/Zabel Länge: 56 Min 02 Sek Medium: CD
01. How The Gypsy Was Born06. Diese Sucht, die Leben heißt
02. I'd Like To Be A Child Again07. I Need Your Company
03. Maybee It's Useless08. A Change Is Gonna Come
04. Bis ans Ende der Welt09. Like A Saint
05. Dead Bird On The Beach10. Timeflight

Dieser Mann ist ein Urgestein der deutschen Rock-Szene. Wann immer deutsche Lande etwas Eindrucksvolles hervorbrachte, Jean-Jacques Kravetz war mit Sicherheit dabei. Damit das klar ist: der Mann steht noch voll im Saft. Im Oktober begleitet er Udo Lindenberg auf dessen "Stark wie zwei"-Tour, danach macht er im November sein eigenes "Jubilé"-Ding, um dann ab Februar 2009 Peter Maffay auf dessen zweimonatige Mammuttournee zu begleiten. Dazwischen noch zahllose andere Verpflichtungen, wie sein jahrelanges Engagement für die unverschämt hübsche Hamburger Sängerin Caro .... offensichtlich scheint Jean-Jacques Kravetz ein "Workoholic" zu sein.
Damit nicht genug: Kravetz hat eine Stiftung gegründet, die Musikunterricht für Kinder aus weniger privilegierten Gesellschaftsschichten aktiv fördert. Die Unkosten für Musikunterricht werden ebenso gefördert wie Musikstudenten, die aus finanziellen Gründen ihr Musikstudium nicht beenden können. Die Entrée Musikstiftung unterstützt arbeitslose Diplom-Musiklehrer oder Musiker, indem sie von der Stiftung im Unterricht beschäftigt werden. Private Musikschulen, die in finanzielle Turbulenzen geraten sind, können ebenfalls mit Hilfe rechnen. Jean-Jacques Kravetz ist einer, der eben nicht in "Sonntagsreden" lamentiert, wie schlimm alles sei, sondern der anpackt, handelt .... ein ganz starker Typ eben!!!

40 Jahre Rockmusik nötigen zu einer kurzen Retrospektive des Kravetz'schen Lebenswerkes. Der 1947 in Paris geborene Musiker studierte von 1960 bis 1965 am Pariser CNSMDP-Konservatorium Alto Sax und Piano. In dieser Zeit gründete er seine erste Band. 1967 erfolgte der Umzug nach Hamburg und der Einstieg in die bekannte SzeneBand THE CITY PREACHERS, die Leute wie Inga Rumpf, Udo Lindenberg, Alexandra und Dagmar Krause hervorbrachte. Aus dieser Band spaltete sich 1969 FRUMPY ab, die sich zunächst NEW CITY PREACHERS nannten. Es ist unbestritten, dass FRUMPY eine der besten deutschen Rock-Bands waren. Das war eben kein "Kraut" - das war anspruchsvoller Rock auf höchstem internationalen Niveau!! Vor allem "Frumpy 2" hat heute Kultstatus. Es war vor allem Kravetz' knurrige Hammond B3, die den einzigartigen Sound von FRUMPY prägte. Nach drei Studio- und einer Live-Scheibe war leider schon 1973 Schluss. Aus dem harten FRUMPY-Kern, Inga Rumpf und J.J. Kravetz, bildete sich die Keimzelle für ATLANTIS. Die Mitglieder von ATLANTIS zählen bis heute zur Crème de la Crème des deutschen Rocks: Frank Diez, Curt Cress, Dieter Bornschlegel, Alex Conti, K.H. Schott und natürlich Rumpf, Lindenberg und Kravetz.
Um das jetzt wirklich abzukürzen: Nach seiner Zeit bei RANDY PIE war Kravetz vornehmlich für Udo Lindenberg und Peter Maffay tätig. Die Musiker aus diesem Dunstkreis bildeten die -ich nannte sie immer scherzhaft- "Hamburger Musik Mafia", denn alles was im anspruchsvollen deutschen Rock heranwuchs, wurde von diesen Leuten rund um Jean-Jacques Kravetz gefördert und unterstützt.

Das vorliegende Album "Jubilé - 40 Jahre Rockmusik" kommt einem Abdruck der musikalischen Lebensgeschichte des Keyboarders J.J. Kravetz gleich. Alle Songs wurden in entspannten Sessions im Sommer 2007 von den noch lebenden Original-Mitgliedern der alten Bands eingespielt. Sieben Klassiker sind dabei plus drei neue Songs gemeinsam mit Sohn Pascal, der (natürlich) ebenfalls für Maffay und Lindenberg arbeitet, komponiert.
So beginnt das Album natürlich mit dem Klassiker How The Gypsy Was Born, dem besten Song der "Frumpy 2". Bei dem Orgel-Intro stellt sich die gesamte Körperbehaarung auf Widerborsten und wahre Gänsehautgewitter britzeln am Hörer herab. Inga Rumpfs Stimme hat auch nach 36 Jahren nichts, aber auch garnichts von ihrem Reiz verloren .... eher das Gegenteil ist der Fall. Inga Rumpf singt auch die beiden nächsten Songs I'd Like To Be A Child Again, einer uralten Lindenberg/Kravetz-Coproduktion, und Maybee It's Useless derart seelenvoll, dass einem die Luft wegbleibt. Dazu wühlt sich die Kravertz'sche Hammond wie eine Wildsau durch die Songs. Meine anfängliche Skepsis, als ich die Trackliste sah, erwies sich als völlig unbegründet: "Jubilé" ist absolut authentisch - seine Songs zeitlos schön!
Natürlich wäre eine Kravetz-Compilation ohne mindestens einen Lindenberg- bzw. Maffay-Song keinen Pfifferling wert. Bis ans Ende der Welt, Lindenbergs "Rotz- und Wasserlösender", das etwas kitischige [nun gut, Maffay mochte ich nie so recht!] Die Sucht, die Leben heißt und das vom Sohnemann Pascal gesungene Dead Bird On The Beach von Eric Burdon decken den Balladen-Bedarf von "Jubilé" vollständig ab.Dann bekommt auch noch sein Zögling Caro ihren verdienten Gast-Auftritt: Das leicht jazzige I Need Your Company präsentiert die außergewöhnliche Stimme der Hamburger Sängerin eindrucksvoll.
Auch wenn die alten Sachen der eigentliche Sinn und Zweck von "Jubilé" sind: Die drei letzten Songs, alle aus der Feder von Vater und Sohn Kravetz, sind absolut hochkarätig. Sehr melodiöse, eingängige Songs - unglaublich dicht produziert und arrangiert. Familie Kravetz musiziert: Pascal singt, und das macht er bemerkenswert, "Küken" Julien trommelt - die beiden werden fraglos ihren Weg machen.

Eine, wenn auch gut gefüllte, CD reicht kaum aus, um das künstlerische Schaffen eines Jean-Jacques Kravetz ausreichend zu würdigen. Eine Doppel-Scheibe hätte durchaus Sinn gemacht. Woll'n wir aber nicht meckern: "Jubilé" ist eine gelungene und erfreuliche Überraschung. Es war nicht unbedingt damit zu rechnen, dass ein jahrzehntelanger Team-Player mit einem solchen Opus in die erste Reihe gerückt wird. Jean-Jacques Kravetz war und ist das Rückgrat einer jeden Band, in der er mitwirkt/e. Was wäre das Panik-Orchester ohne ihn gewesen - wer hätte Lindenbergs Texte kongenialer vertonen können? Vielen Dank nach Hamburg für diese schöne Scheibe und wir sehen uns bei der Tour im Herbst.

Steve Braun, 24.06.2008

 

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