Jethro Tull

Aqualung - 40th Anniversary Special Edition

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 18.11.2011
Jahr: 2011
Stil: Progressive Folk Rock

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


Jethro Tull
Aqualung - 40th Anniversary Special Edition, Chrysalis, 2011 (1971)
Ian AndersonVocals, Flute, Guitar
Martin BarreGuitar
John EvanPiano, Organ, Harp
Jeffrey Hammond-HammondBass
Barriemore BarlowDrums, Percussion
Produziert von: Ian Anderson and Terry Ellis Länge: 88 Min 26 Sek Medium: CD
CD 1 - New Aqualung stereo mix:
01. Aqualung07. My God
02. Cross-Eyed Mary08. Hymn
03. Cheap Day Return09. Slipstream
04. Mother Goose10. Locomotive Breath
05. Wond'ring Aloud11. Wind-Up
06. Up To Me
CD 2 - Additional 1970 & 1971 Recordings, New stereo mixes:
01. Lick Your Fingers Clean08. Wond'ring Aloud, Again
02. Just Trying To Be09. Life Is A Long Song
03. My God (Early Version)10. Up To The Pool
04. Wond'ring Aloud11. Dr. Bogenbroom
05. Wind-Up (Early Version)12. From Later
06. Slipstream (Take 2)13. Nursie
07. Up The Pool (Early Version)14. US Radio Spot

Ein weiterer Rock-Klassiker wurde diese Tage - zum wer-weiß-wie-vielten-male - an die Oberfläche gespült. Aber ähnlich wie bei LED ZEPPELINs "IV" zieht auch hier die "40th Anniversary"-Ausrede. Wobei man sich hier deutlich mehr Mühe gegeben hat und das Ganze als "Special Edition" herausbringt, was neben der "New stereo mix" Abmischung, einem sehr informativen und ausführlichen Booklet und einer schönen Aufmachung im Doppel-Digi-Pack dem Käufer auch eine zweite CD beschert, die frühe, unveröffentlichte oder remasterte Songs oder Versionen enthält.
Bei Ian Anderson ist im Allgemeinen immer etwas mehr geboten. Was in musikalischer Hinsicht nicht Jedem immer gefällt. Einfach gestricktere Menschen kommen da nicht mit allem klar und so mussten in frühen Tagen bereits Mick Abrahams und Tony Iommi ihr Gitarrenköfferchen alsbald wieder packen. Mit Martin Barre war allerdings der passende und treue Ritter Lanzelot gefunden und dem fiel auch die Ehre zu "Aqualung" (Song und Album) einzuleiten. Und mit reichlich Power geht die Band diesen Song an. Die folkloristischen Wurzeln waren schon auf dem Vorgängeralbum, "Benefit", mehr in den Hintergrund gedrängt worden und tauchen zwar hier im Mittelteil wieder auf, aber von einbeiniger Flötendudelei ist hier weit und breit nichts zu hören. Die Dynamik, die in diesem steckt, ist absolut beispielhaft und verdeutlicht, warum die Nummer auch heute noch ein Favorit im Live-Repertoire der Band ist.
Dann ist aber Andersons Trademark - die Querflöte - da und leitet Cross-Eyed Mary mit einem herrlichen anschwellenden Thema ein. Die entstehende Atmosphäre ist spannungsgeladen und hat ebenfalls ungeheuer Power. Es scheint eine gute Zeit gewesen zu sein, Anfang der 70er. Auf jeden Fall für den Hard Rock, der auch hier mit drin steckt, auch wenn die Gitarren nicht so sehr verzerrt sind.

Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich die Plattenkisten meiner älteren Brüder durchstöbernd, auf das Cover dieser LP gestoßen bin. Gleichsam anziehend wie beängstigend krümmt sich diese Gestalt auf Vorder- wie Rückseite. Anderson war damals gerade mal Anfang 20, aber schon da wurde er mit diesem Kitz assoziiert und ein Image als "Kinderschreck" geboren. Als wenn es nur die Kinder gewesen wären ...
Dabei kann der Sänger, wie in Cheap Day Return, durchaus sehr "süß", aber eben auch "verführerisch" klingen und beides ist einem immer leicht suspekt. Wenn man dann dazu noch so eine verdammt verführerische Flöte spielen kann, wie in Mother Goose, dann hat man den Ruf als mittelalterlicher Rattenfänger ebenso weg, wie die Achtung der Prog-Rock-Gemeinde. Ja, spätestens ab dieser Platte konnte man TULL wohl auch einen nicht unerheblichen progressiven Touch unterstellen.
Ich bin jetzt nicht der absolute Sound-Freak, aber selbst mir - mit meiner bescheidenen Stereoanlage - fällt der Sound angenehm auf, was sich vielleicht am deutlichsten in der knapp 2-minütigen Akustiknummer Wond'ring Aloud offenbart. Da hat man sich wirklich Mühe gegeben.
Dadurch kommen wohl auch Stücke, wie Up To Me, so ungeheuer präsent raus. Sollte man vielleicht mit seinen Boxen vorsichtig sein. Mir gefällt es sehr gut, wie gerade in diesem Song, die einzelnen Parts ineinander übergehen, sich direkt auseinander "herausschälen".

Es nötigt einem schon einen gewissen Respekt ab, wie toll JETHRO TULL ihre Stücke aufbauen. My God kann man frühzeitig zur unterhaltsamen Folknummer abstempeln, bevor sie sich urplötzlich in eine ausgewachsene Prog-Rock Größe verwandelt und in nahezu psychedelische Gefilde abhebt. Der vermeintliche "Wahnsinn" scheint sich hier bahn zubrechen. Hier wird’s also deutlich "wirrer".
Bevor es mit dem grandiosen Locomotive Breath zum Höhepunkt kommt, wird bei Hymn noch einmal der (Blues-) Rock der 60er Jahre ein gebracht und mit Slipstream und Wind-Up Vor- und Nachspiel für diesen Rockklassiker geliefert.
Ein Album, welches man im Schrank haben muss und in dieser Ausführung auch absolut empfehlenswert ist. Dazu trägt auch die zweite CD bei, die mitnichten mit "Füllmaterial" bestückt ist. Jedenfalls, wenn man bisher nur die Originalscheibe kannte. Lick Your Fingers Clean (ich sag's doch, bei dem Mann muss man aufpassen!) wurde für das Album eingespielt, aber erst auf der 1996 veröffentlichten Fassung mitveröffentlicht. Mich erinnert das wieder sehr an die 60er und stellenweise sogar an THE WHO - von der Querflöte mal abgesehen.
Mit am interessantesten - und ob der tollen Soundqualität auch bestens anzuhören - finde ich die frühen Versionen von My God (übertrifft die bekannte 7-Minuten-Version um zwei weitere Minuten) und die "early version" von Wind-Up. Bei beiden spürt man, dass die Band noch etwas am experimentieren war, aber schon eine ziemlich klare Vorstellung von ihrem Ziel hatte. Geht jedes Mal gut ab.
Life Is A Long Song wurde damals auf der gleichnamigen EP veröffentlicht und gehört für mich zu den schönsten Akustiksongs der Band. Auch die remasterten Versionen von Up The Pool, Dr. Bogenbroom etc. (allesamt ursprünglich erst auf dem "Living In The Past" Album zu finden). klingen richtig gut und helfen diese Editon abzurunden. Die - wie könnte es anders sein - vom Meister selbst in dem "US Radio Spot" beschlossen wird. Spätestens mit diesem Album waren JETHRO TULL ihre ganz eigene Größe im Musikbusiness und zelebrierten ihre ganz eigene Version von progressivem Rock. Es sollte noch ein paar Jahre dauern, bis Anderson verkünden sollte: "Too Old To Rock'n'Roll, Too Young To Die". Eigentlich war er hier schon längst einen Schritt weiter.

Epi Schmidt, 15.11.2011

 

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