Jim Keaveny Put It Together, self-released, 2017 |
Jim Keaveny | vocals, guitar, harmonica | |||
Alex McMahon | pedal steel, guitar, piano, organ | |||
Chet O'Keefe | guitar | |||
Noah Martinez | bass | |||
Jim Palmer | drums | |||
David Barclay Gomez | trumpet | |||
Eric Ortiz | trumpet | |||
Bill Palmer | bass, guitar | |||
Evie Gladish | harmony vocals | |||
Lisa Machac | harmony vocals | |||
Julia Ward | harmony vocals | |||
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01. What I Ain't Got | 07. Please Don't Underestimate My Love | |||
02. Is It You | 08. Limbo And Grim/The Mariachi Mantra | |||
03. The Grand Forks | 09. Leave This Town | |||
04. Check You Out | 10. Put It Together | |||
05. Good Times | 11. Blue Eyes | |||
06. Blown Away | 12. Six Days In A Jailhouse | |||
Mexiko und die USA passen nicht zusammen? Das glaubt auch nur der Blödmann mit der blonden Tolle im Weissen Haus. An der Grenze von Texas und Mexiko weiß man es besser, in New Mexiko und den anderen Wüstenstaaten Amerikas ebenso. Nichts bringt einen Folk- oder Countrysong am Abend so schön in Schwung wie eine flotte Mariachi-Trompete, ein Akkordeon und ein paar schöne Mädelsstimmen "in harmony".
Jim Keaveny weiss das alles. Warum, zum Teufel, weiß die Welt dann nichts von Jim Keaveny? Warum hat der Mann kein großes Label, das ihn rund um den Globus schickt? Stattdessen baut er sich vom mühsam zusammengesparten Geld ein Haus in der Wüste, spielt sich mit Freunden in den lokalen Clubs den Arsch ab und legt mit "Put It Together" ein Album vor (sein fünftes!), das 2017 das gesamte weite Americana-Feld anführen müsste. Von Texas über Mexiko rund um den ganzen Globus - auf jeden Fall aber mitten rein ins Weiße Haus.
Und dort sollte ein Song wie Blown Away auf Dauerrotation laufen, am besten schon als Wecker für den Präsidenten. Den kleinen Mann will Trump vertreten? Keaveny ist einer von ihnen. Einer, der die pedal steel so gekonnt mit einer Mariachi-Trompete verschmilzt, dass man gleichzeitig tanzen und weinen will. America's heartland meets Mexico's soul; oh ja, das geht, und wie!
Aber es wird wohl ein Traum bleiben, dass irgendjemand in Washington von Jim Keaveny Notiz nimmt, während sie dort vom Mauerbauen träumen wie kleine Jungs am Sandstrand. Also stürzen wir uns halt auf ein Album, das wirklich einmal (fast) alles hält, was der Waschzettel so verspricht: unique Tex-Americana-style, a centre backbone of country, from Punk (das nun vielleicht nicht) to Mariachi (das dafür umso schöner). Klimperpiano und exquisites Fingerpicking natürlich auch. Und dazu ein paar Tracks wie The Grand Forks, die Sergio Leone in Versuchung gebracht hätten können, Ennio Morricone durch Jim Keaveny zu ersetzen. "Spiel mir das Lied vom Tod, pt.2" braucht eigentlich kein Mensch, aber falls es doch mal so weit sein sollte, hier sind die Tracks dazu.
Herrlich auch, wie Keaveny den Songs Zeit gibt, sich zu entwickeln, zu atmen, immer mehr Dynamik zu entwickeln. Vermutlich muss man dazu in der Wüste wohnen, wo Zeit anders gemessen wird. Limbo And Grim (Slight Return) / The Mariachi Mantra, schon der Titel würde jedes Formatradio sprengen. Und ist doch so groß und erhaben wie die Wüste.
Rocken kann er natrürlich auch, keiner überlebt einen Live-Schuppen in West-Texas ohne härtere Nummern wie Leave This Town im Repertoire zu haben. Aber das können andere auch. Einen Song wie Is It You beherrschen dagegen nur wenige. Als würde Ian Hunter (dem Keavenys Stimme erstaunlich ähnelt) mit Calexico jammen und Linda Ronstadt plus Freundin Emmylou Harris stimmen fröhlich mit ein.
Ein Hobo sei er gewesen, heißt es über Jim Keaveny. Tellerwäscher, Fischer, Hausmeister, Friedhofswärter und Schreiner. Und natürlich seien die Songs aus den eigenen Erfahrungen entstanden. Ob das auch für Six Days In A Jailhouse, den letzten Song des Albums gilt, bleibt Keavenys Geheimnis. Aber es ist mindestens so glaubhaft wie die verstaubte Gitarre mit der fehlenden Saite auf dem Cover. Dass Keaveny dann auch noch so aussieht, wie ein Trapper im Wilden Westen, passt ins Bild. Grandioses Album...