Joanne Shaw Taylor

Mannheim, Alte Seilerei, 14.10.2014

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 18.10.2014
Stil: Blues

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Redakteur(e):

Marc Langels


Joanne Shaw Taylor,
Mannheim, Alte Seilerei, 14.10.2014

Der Blues trägt an diesem Abend rote Schuhe, Jeans und ein schwarzes Top. Joanne Shaw Taylor ist eine der hoffnungsvollsten Nachwuchs-Musikerinnen (wenn man sie denn so überhaupt noch bezeichnen darf nach vier Studio-LPs und einem Live-Album) im Bereich Blues. Gesegnet mit einem wunderbaren Spielstil, der den Großen der Branche in aber auch so gar nichts nachsteht und zudem einer reifen, eindringlichen Stimme, die man einer Frau in so jungen Jahren gar nicht zutrauen mag. Die sympathische Britin begeistert das leider viel zu spärliche Publikum an diesem Abend eineinhalb Stunden lang mit einem gelungenen Mix aus Stücken ihres aktuellen Albums “The Dirty Truth“ und dem Besten ihrer älteren Werke.

Um pünktlich 20:15 Uhr betritt sie mit ihrer Band die Bühne der Alten Seilerei, in der sich gerade mal durchgezählt rund 90 Personen eingefunden haben und legt direkt mit dem Opener des neuen Werks “The Dirty Truth“ Mud Honey einen furiosen Einstand hin. Den spärlichen Zuspruch lächelt die Britin einfach charmant weg und versinkt dann auch schon in ihrem Spiel, zumeist verborgen hinter einem Schleier aus blonden Haaren. Dabei scheint sie fast schon in eine andere Welt einzutauchen, so beseelt klingt ihr Spiel. Zudem muss sie hin und wieder, eigentlich sogar relativ oft, einfach so lächeln – ohne ersichtlichen Grund, aber diese offensichtliche gute Laune ist ansteckend. Ebenso wie ihr Spiel, das immer wieder mit spontanem Beifall honoriert wird.

Der ist mehr als einmal gerechtfertigt, denn Shaw Taylor nutzt die insgesamt 13 Stücke des Abends gerne als Ausgangspunkt für zahlreiche ausgiebige Solo-Ausflüge und erweist sich dabei als wunderbar versiert aber vor allen Dingen eben auch sehr gefühlvoll. Das beste Beispiel dafür ist wohl der Solo-Part in der Frankie Miller-Cover-Version Jealousy. Mit dem leisen Einstieg bereitet sie den Orkan im lauten Teil des Solos geradezu exemplarisch-perfekt vor und weiß in diesem Stück auch noch bei ihrem ohnehin exzellenten Gesang eine kleine Schippe oben drauf zu legen. Dabei könnte ihre Stimme im Gesamtmix der Band schon etwas mehr herausgehoben werden, denn so muss sich die Gute doch sehr ins Zeug legen, um durchweg gut hörbar zu sein.

Aber im Mittelpunkt des Interesses steht zumeist ihr Gitarren-Spiel, mit dem sie aus den beiden eingesetzten Gitarren, einer Gibson Les Paul Gold Top und einer Fender Telecaster (wenn ich dran denke, wie viele Instrumente andere Gitarristen immer dabei haben), zwischen straightem Blues-Rock, funkigen Parts sowie teilweise jazzigen Voicings, zum Beispiel in dem neuen Song Tried, Tested And True, alle nur erdenklichen Zwischentöne herausholt. Dazu gehen die Kompositionen der Britin wirklich sehr gut ins Ohr, so dass es überraschend ist, dass Joanne Shaw Taylor nicht schon ein deutlich größeres Publikum erreicht.

Ihre Backing-Band bleibt – im Vergleich zu den Musikern, mit denen Shaw Taylor die Live-CD/-DVD “Songs From The Road“ eingespielt hat – ein wenig steif, zumal von den Keyboards sehr wenig zu hören ist an diesem Abend und auch der Bass wenig Funk beisteuert. So bleibt es an der Frontfrau für das nötige Feuer und die Action auf der Bühne zu sorgen – und das tut sie auch. Wofür sie entsprechend frenetisch von den Anwesenden gefeiert wird, die es sich offenbar zur Aufgabe gemacht haben, die nicht erschienen zumindest mal akustisch zu ersetzen. Blues-Freunde sind stille Genießer? Zumindest mal nicht an diesem Abend.

Nach der einzigen Zugabe The Dirty Truth wollen die Zuschauer aber noch nicht von ihrer neuen Blues-Heldin lassen und fordern – angesichts der Anzahl der Zuschauer – vehement und lauthals nach einer weiteren Zugabe. Ohne zu merken, dass sich Shaw Taylor bereits auf den Weg zum Merchandising-Stand macht, wo sie dann bereits vier Minuten nach dem Ende des Auftritts erste Autogramme gibt und sich für Erinnerungsfotos mit den Fans in Positur wirft. Eine Heldin zum Anfassen. Woran das mangelnde Zuschauer-Interesse auch liegen mag, ob die Leute lieber im Fernsehen eines von zahlreichen EM-Qualifikations-Spielen sehen oder den Tag nach anstrengender Arbeit lieber auf der Couch ausklingen lassen wollten. Da wären sie besser beraten gewesen, in die Alte Seilerei zu kommen, um sich eine feurige Runde Blues-Rock mit einer sehr sympathischen und höchst talentierten Musikerin anzuschauen. Denn wer weiß, wie oft man diese Möglichkeit noch haben wird, bevor Joanne Shaw Taylor mir ihren roten Schuhen nur noch auf den großen Bühnen auftreten und den Blues zelebrieren wird. Verdient hätte sie es allemal, das hat dieser Abend sehr eindrucksvoll bewiesen.

An dieser Stelle möchte ich mich noch bei Ulli von Rattay Music für die freundliche und spontane Akkreditierung bedanken.

Marc Langels, 14.10.2014

 

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