Joe Cassady & The West End Sound The 47th Problem, Avenue A Records, 2009 |
Joe Cassady | Vocals, Guitar | |||
Aaron Gardner | Bass | |||
Robert Bonhomme | Drums | |||
Shu Nakamura | Guitar, Mandoguitar, Keyboards, Backing Vocals | |||
Melissa Masser | Backing Vocals | |||
Anthony Bax | Percussion | |||
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01. 47th Problem | 07. G 3 Blues | |||
02. Thin Ice | 08. Big Wave | |||
03. Beirut Boogie | 09. Joshua | |||
04. Find My Way Home | 10. Heavy Poems | |||
05. Willie mays | 11. 9th Floor | |||
06. The Only Thing | ||||
Am Anfang stand Verwirrung: Die CD von Cassady interpretierte mein Rechner bzw. die Online-CD-Bibliothek meines Players als das Debüt von Labelkollege Brian Molnar, dessen aktuelles Album ich parallel bekam und beim ersten Hören irrigerweise dachte, es wäre das Molnar-Album. Irgendwas muss da bei Avenue Records etwas durcheinander geraten sein, dass Molnar und Cassady da bei mir so zusammenfielen war dann ein weiterer Zufall. Sachen gibt’s.
"The 47th Problem" lässt sofort Assoziationen zu Dylan hochkommen, schöner haben es nur WILCO mit Bob Dylans 49th beard hinbekommen, und ja Dylan klingt auch mit durch. Am ehesten der ziegenmeckerige Dylan vom 74er Livealbum "Before The Flood". Thematisch steht dahinter jedoch weit mehr als eine spaßige Referenz an Bobby D. – das 47. Problem, das der griechische Mathematik-Urvater Euklid löste, führte zum Satz von Pythagoras. Wenn man die wunderbar verspielte Coverzeichnung anschaut, kann man auch darauf kommen: Ein angekokelter und angeketteter Geier kotzt einer Katze auf den Rücken und bildet dabei ein rechtwinkliges Dreieck, inmitten dessen ein bärtiger behüteter Waldschrat Gitarre spielt. Heavy shit indeed.
Cassady kommt aus New York, veröffentlichte vor zwei Jahren sein Longplayer-Debüt "What’s your sign" und legt jetzt mit "The 47th problem" den Nachfolger vor. Gemeinsam mit seiner Begleitband West End Sound spielt er auf den meisten Songs mit einer Beherztheit, die man sonst von Neil Young & Crazy Horse kennt, geht dabei aber präzisier zu Werk. Gleich der Opener und Titeltrack ist ein Paradebeispiel für seinen Stilmix, der neben den klassischen Americana-Zutaten aber auch Einflüsse von NYC-Legends wie TELEVISION durchscheinen lässt. Musik, die man sich für ein heißes Liveclub-Erlebnis wünscht. Ansonsten folgt auch Cassady der derzeitigen mould-of-the-art und klingt irgendwie zwischen Conor Oberst und Ryan Adams, zusammen mit den 74er Dylan die heilige Dreiziegigkeit des Americana.
Textlich punktet Cassady mit auch wieder an Dylan erinnernde Texten, ein Song trägt gar den Titel Heavy poems, wäre auch ein toller Albumtitel gewesen, passend insofern als das auch das Lesen der Texte schon ein eigenständiges Vergnügen darstellt ohne auch nur eine Notes des Liedes dazu zu hören. Alles in allem ein beachtliches Zweitwerk, das den geneigten Freund dieser Musik ob der von Ryan Adams angekündigten Auszeit beruhigt in der Gewissheit wiegen kann, dass es reichlich viel versprechenden Nachwuchs an der Front gibt, selbst wenn auch Conor Oberst mal ein Jahr lang kein neues Album machen würde (was ich jedoch nicht glaube), hätten wir genug zu entdecken!