Joe Cocker Fire It Up - Live, Sony Music, 2013 |
Joe Cocker | Vocals | |||
Nick Milo | Keyboards | |||
Jack Bruno | Drums | |||
Gene Black | Guitar | |||
Oneida James | Bass | |||
Herman Jackson | Hammond B3 | |||
Norberto Fimpel | Saxophone & Percussion | |||
Nathalie Tillman, Laura Jane Jones | Background Vocals | |||
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01. I Come In Peace | 12. Younger | |||
02. Feelin' Alright | 13. Fire It Up | |||
03. The Letter | 14. Noubliez Jamais | |||
04. When The Night Comes | 15. You Can Leave Your Hat On | |||
05. You Love Me Back | 16. Unchain My Heart | |||
06. I'll Be Your Doctor | 17. With A Little Help From My Friends | |||
07. Up Where We Belong | 18. Summer In The City | |||
08. Come Together | 19. Hard Knocks | |||
09. Eye On The Prize | 20. Cry Me A River | |||
10. You Don't Need A Million Dollars | 21. You Don't Know What You're Doing To Me | |||
11. You Are So Beautiful | ||||
Das Teil gibt’s als DVD und erscheint aktuell auch als CD. Im Allgemeinen zieh ich immer die DVD - oder meinetwegen BluRay - vor, wenn es um Konzertmitschnitte geht. Und bei einem expressiven Künstler, wie Joe Cocker gilt das ja gleich drei Mal.
Was aber kann die Sheffield-Röhre heutzutage noch liefern? Erstens nagt vor allen an Sängern der Zahn der Zeit und dann gab es ja auch manche etwas seichte Nummer in den letzten Jahren. Kam in den Charts oft gut an, aber nötigte den alten Fans des Woodstock-Veteranen auch hier und da reichlich Großmut ab. Schön, die Fans wurden mit ihm älter und in vielen Fällen hat man sich aneinander angepasst. Besonders Deutschland wurde - ähnlich wie im Falle Tina Turner - zur zweiten (musikalischen) Heimat und so ist gar nicht verwunderlich, dass diese DVD in der Kölner Lanxess Arena mitgeschnitten wurde.
Spartanisch und doch irgendwie edel ist die Bühne aufgebaut, die Protagonisten überwiegend in schlichtes Schwarz gekleidet.
I Come In Peace verkündet der Brite zu Beginn und schon in diesem ersten Song werden mehrere Dinge deutlich: Die Band ist hochkarätig besetzt und die Leidenschaft, mit der Cocker singt, diese Intensität, die er hineinlegt, ist immer noch von besonderer Güte. Man nimmt dem Mann jederzeit ab, dass er fühlt, was er singt. Da mag seine Stimme etwas dünner werden und das Volumen reicht bei manchem Schrei nicht mehr ganz so lange, aber was der Mann liefert, das ist immer "echt"!
Außerdem hat er einen Stall von Hits - allesamt von anderen geschrieben - die schon bei den ersten Tönen ihre Wirkung nicht verfehlen und Beifallsstürme hervorrufen. Wenige Künstler können es sich erlauben, gleich zu Anfang solche Perlen wie Feelin' Alright oder The Letter - beides Nummern, die man mehr mit ihm als irgendjemand anderem assoziiert - zu "verschleudern". Bei beiden Songs reichen die ersten Klaviernoten für die Reaktion beim Publikum.
Ob instrumental oder gesanglich, es zeigt sich, welch tolle Band Joe Cocker um sich geschart hat und so kommen auch mit nur einer Gitarre Songs wie When The Night Comes (einer meiner absoluten Favoriten) richtig gut und druckvoll. Die Klasse der Band verschafft dem Sänger auch mal eine kleine Verschnaufpause, denn vor allem Norberto Fimpels Saxofon-Soli hört man gern länger zu.
Nach dem funkigen I'll Be Your Doctor hat es einen gewissen Gänsehautfaktor, wenn sich die praktisch die ganze Halle zu Up Where We Belong erhebt und die "Knopflichter" (erfährt man im Bonus-Teil der DVD) schwenkt, die ausgeteilt wurden. Ein wogendes Sternenzelt präsentiert sich dem Betrachter wie der Band.
Längere und heiße Gitarrensoli gibt’s bei Come Together und - diesmal mit Slide - bei Eye On The Price, während Joe sein bekanntes "Stage-Acting" präsentiert.
Der Akustik-Mittelteil kommt ganz gut, nimmt mir aber etwa den Dampf heraus. Der allerdings alsbald zurückkehrt! Unvermutet bringen die französischen Akkordeonklänge von Noubliez Jamais mehr Fahrt in die Show, bevor die fanfarenartigen Akkorde von You Can Leave Your Hat On für einen Höhepunkt sorgen. Da gibt es sogar leichte Choreografien, in der ansonsten eher lockeren und spontanen Show.
Der Soul-Dampfhammer Unchain My Heart kommt verdammt geil und das Saxofonsolo wieder richtig heiß. Dann löst das Kirchenorgel-Intro zu With A Little Help From My Friends erneut Jubelschreie aus und den belohnt Cocker mit einer beeindruckenden Leistung. Selbst der "Mittelschrei" gelingt ihm hervorragend und die Band dehnt den Song dann noch richtig rockig aus.
Auch Summer In The City - die erste Zugabe - ist so ein Song, der inzwischen mit diesem Sänger assoziiert wird und auch der kommt frisch und rockig, mit fast Heavy-Anteilen im Gitarrensolo.
Der gute Sound - gerade bei Klavier und Orgel - macht sich auch beim Boogie-Soul-Klassiker Cry My A River bestens bezahlt, wenn sich beide Backgroundsängerinnen nochmal richtig reinhauen und Herman Jackson ein geniales Hammond-Solo spielt.
Da muss die Band noch einmal heraus und als letztes Lied präsentiert Joe Cocker die melancholische Soul-Ballade You Don't Know What You're Doing To Me. Die Halle steht und ist restlos begeistert. Restlos beeindruckt bin ich auf jeden Fall auch, denn es gibt nur wenige Interpreten, die so glaubhaft rüberkommen. Vielleicht können das nur Leute, die ähnlich viel durchlebt haben, wie Mitch Ryder oder Roger Chapman? Hut ab, Joe! (Auch wenn man den bekanntlich auflassen darf ...)
Als Bonus gibt's noch ein bisschen "Making Of" und Fans, die vor der Halle interviewt werden (witzig, Deutsch mit englischen Untertiteln) sowie Statements von den Beteiligten an dieser Produktion, die technisch und musikalisch höchsten Ansprüchen genügt. Wer diese Musik mag, wird vollauf bedient.