John Hiatt with the Jerry Douglas Band

Leftover Feelings

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 18.05.2021
Jahr: 2021
Stil: Country / Folk
Spiellänge: 41:31
Produzent: Jerry Douglas

Links:

John Hiatt with the Jerry Douglas Band Homepage

John Hiatt with the Jerry Douglas Band @ facebook

John Hiatt with the Jerry Douglas Band @ twitter


Plattenfirma: New West Records

Promotion: Oktober Promotion


Redakteur(e):

Holger Müller


s. weitere Künstler zum Review:

John Hiatt

Jerry Douglas

Titel
01. Long Black Electric Cadillac
02. Mississippi Phone Booth
03. The Music Is Hot
04. All The Lilacs In Ohio
05. I’m In Asheville
06. Light Of The Burning Sun
 
07. Little Goodnight
08. Buddy Boy
09. Changes In My Mind
10. Keen Rambler
11. Sweet Dream
Musiker Instrument
John Hiatt Guitars, Vocals
Jerry Douglas Dobro, Lap Steel, Harmony Vocals
Daniel Kimbro Bass
Mike Seal Guitars
Christian Sedelmyer Violin
Carmella Ramsey Harmony Vocals

Ist das nun Ironie oder der Versuch, die gute alte Zeit ins 21. Jahrhundert zu retten? John Hiatt, bekennender Fan von großen Spritschluckern, fährt gleich zu Beginn seines neuen Albums jedenfalls nicht irgendeinen Schlitten, sondern einen Long Black Electric Cadillac. Und jawoll, mit dem kommt er gleich mal 1000 Meilen weit und muss auf dem Weg zur Liebsten nur einmal die Batterie aufladen. Elvis würde sich wohl im Grab umdrehen – oder ganz breit schmunzeln. Denn Hiatt mag das Auto dem Zeitgeist angepasst haben, die Musik ist so urtümlich amerikanisch, wie es nur geht. Dobro-Master Jerry Douglas spielt ein kurzes Eröffnungs-Riff und dann raspelt der inzwischen 68-Jährige in seiner unnachahmlichen Art auf einem flotten Beat die Straße hinunter, wie ein gut gepflegter Oldtimer. Um als nächstes an einer Mississippi Phone Booth anzuhalten, mitten in der Nacht, während die Käfer das grelle Licht der Tankstelle umschwirren.

Spätestens jetzt ist klar, dass „Leftover Feelings“ das vielleicht traditionellste aller John Hiatt-Alben ist – und das will bei mehr als 20 Platten schon etwas heißen. Aber so versunken, wie er da auf dem Cover am Tisch sitzt, im Rollkragenpullover mit Kaffeetasse in der Hand, ist klar, dass Hiatt sich erinnert. An die Tage, als er noch einer von vielen armen, aber hoffnungsvollen Songwritern war, die sich an Waylon Jennings oder Guy Clarke orientierten. Aber auch an die schmerzhaften Momente persönlicher Dramen. Etwa, als sein ältester Bruder Selbstmord beging und der ganze Familienverbund dadurch zerbrach. „My father screamed, ‘No,’ and beat on the wall / Shook the foundations of the house, shook the life out of us all.” Ungeschminkter als in Light Of The Burning Sun kann man die Wahrheit kaum erzählen.

Da trifft es sich natürlich gut, dass in Hiatts unmittelbarer Nachbarschaft einer wohnt, der solchen Songs das perfekte Fundament schaffen kann. Unnötig, all die Meriten von Jerry Douglas aufzuzählen; es reicht, das Doppel-Live-Album von Alison Krauss & Union Station aufzulegen und die Wärme der Saitenklänge zu genießen, die der beste Dobro-Spieler dies- und jenseits des Atlantiks herbeizaubert. Genauso machen Douglas und seine Band das hier im Bluegrass-beschwingten All The Lilacs in Ohio, der wehmütigen Ballade I’m In Asheville oder dem klassischen „on the road“-song Keen Rambler – selbst wenn dieser Herumtreiber gar kein Auto fährt, sondern alles zu Fuß macht.

Und so nimmt uns John Hiatt auf „Leftover Feelings“ mit auf eine lange Reise quer durch den amerikanischen Süden, aber auch tief in seine Seele. Dorthin, wo die schweren Schläge des Lebens allmählich verblassen, wo die Zeit auch mal stillstehen kann – und wo am Ende hinter der rauen Schale ein bisschen Sentimentalität und ein paar Sweet Dreams erlaubt sind. „We were a long time together, and I've kept your memory near. Let me go there for a little while, until this sweet dream disappears“, singt Hiatt mit seiner gebrochenen Stimme, während Dobro und Violine das Herz wärmen. Schade nur, dass er Alison Krauss nicht gebeten hat, in diesem wunderbaren Finale die Harmony Vocals zu singen: „Eating honey from the Catskills…“          

 

© 2008 - 2024 by Hooked on Music