Haunted Honky Tonk, Eigenvertrieb, 2007 | ||||
John Lilly | Vocals, Guitars, Bass, Mandolin | |||
Buddy Griffin | Fiddle | |||
Bill Kirchen | Electric Guitar | |||
Janet Beazley | Flutes & Whitles, Banjo, Harmony Vocals | |||
Chris Stuart | Harmony Vocals | |||
Ginny Hawker | Harmony Vocals | |||
Ron Sowell | Harmonica | |||
Tim Courts | Keyboards | |||
Chuck Campbell | Steel Guitar | |||
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1. Haunted Honky Tonk | 8. Wrong, Wrong, Wrong | |||
2. Who Broke The DJ's Heart? | 9. I Can't Escape From You | |||
3. I'm Paying Now | 10. Groundhog | |||
4. Whippin' That Old T.B. | 11. Prisoner's Birthday | |||
5. Pave My Grave | 12. Roadkill | |||
6. Bohemian Boys | 13. Friday, Sunday's Coming | |||
7. The Drifting Tune | 14. In Time | |||
Manche Musiker stecken nun mal knietief in der Vergangenheit, ja, baden sogar in musikalischen Traditionen. Untiefen gibt's hier selten, ruhig und relativ gelassen stützt sich der Künstler von Heute auf ein tragfähiges, dicht verästeltes Konstrukt und kann sich locker auch mal freischwimmen, indem er sachte variiert, vorsichtig tastend andere Richtungen einschlägt, ohne sich aber rettungslos zu verirren.
Einer, der sich ganz gehörig der Country- und Folktradition verpflichtet fühlt, ist der 1954 in Illinois geborene John Lilly. Seit dem Jahre 2000 veröffentlicht Lilly in regelmäßigen Abständen seine Alben in eigener Regie, als da wären "Broken Moon", "Last Chance To Dance"(2003), mit dem er sogar kurzzeitig die 'Freeform American Roots Radio Chart' (FAR) anführte und sein dritter Streich "Blue Highway" aus 2005.
John Lilly verarbeitet ganz gezielt Einflüsse alter Country- und Folk-Barden wie Hank Williams und Jimmie Rodgers, deren Songs er auch auf seinem neuesten Werk "Haunted Honky Tonk" gelegentlich covert, aber im Grunde auf sein eigenes Kompositionstalent vertraut, welches im durchaus zur Ehre gereicht und restlos zu überzeugen weiß. Nicht zuletzt deswegen haben ihn wohl die Juroren des "International Ghostwriters In The Sky" Songwriting Contest 2005 als Sieger gekürt, weil es Lilly gelingt, ein immenses Stück Country- und Folk-Feeling völlig ungekünstelt in die Jetztzeit zu transportieren und diese leicht angestaubte Musikgattung in einem total zeitlosen Rahmen präsentiert.
Wer sich dieser Art Musik verschreibt, benötigt nicht viel an Instrumentarium. Lilly kommt zumeist mit seiner Akustischen, gelegentlicher Fiddle-Begleitung, regelmäßig auftauchenden Partnern für die Harmony-Vocals, dem einen oder anderen Banjo oder einer Mundharmonika ganz prächtig über die Runden. Bill Kirchen steuert zwei Mal seine E-Gitarre hinzu und John Lilly selbst zupft den Bass im Overdub-Verfahren dazu. Der eine einzige Song, der mal einen Tick opulenter ausstaffiert wird, Friday,Sunday's Coming klingt dann auch gleich ein wenig gestelzt und passt nicht wirklich in den Fluss dieses ansonsten herrlich altmodisch konzipierten Albums. Geschenkt.
Der große Rest ist schlicht und einfach eine auf angenehm warmherzige Art und Weise musizierende Musikerriege, die zwischen Folk- und Country-Sentiment pendelt und sich ganz geschickt aus aufgeblasenen Großstadtallüren heraushält.
Auf einem der schönsten Songs dieses Albums, Bohemien Boys, finden sich noch ein paar alte Bekannte ein: Der Bluegrass-Akteur Chris Stuart und seine charmante Banjo-Doktorin Janet Beazley (deren Soloalbum ebenfalls empfehlenswert ist) von BACKCOUNTRY geben sich ein gefühliges Stelldichein und bringen nochmals eine prickelnde Note in diesen extrafeine Songreigen von "Haunted Honky Tonk".