Titel |
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01. Hey God |
02. The Eyes Of Portland |
03. the So-Called Free |
04. The Kindness Of Lovers |
05. Amen |
06. Orpheus Descending |
07. Understated Reverence |
08. One More Trick |
09. Lightning And Luck |
10. Perfect World |
11. Backbone |
Musiker | Instrument |
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John Mellencamp | Vocals |
Andrew York | Guitars, Bass, Backing Vocals |
Dane Clark | Drums, Percussion, Backing Vocals |
Troye Kinnett | Keyboards, Percussion, Harmonica, Backing Vocals |
Lisa Germano | Violin, Backing Vocals |
Marianelly Agosto | Spanish Narration |
Die drei großen amerikanischen Songwriter scheinen im Schulterschluss durchs Ziel gehen zu wollen. Sowohl Bruce Springsteen, als auch Bob Dylan haben mich in jüngerer Zeit mit ihren Alben überzeugen können. Gerade Springsteens “Letter To You“ wird mit der Zeit immer besser, aber auch die Alben von John Mellencamp werden, wie guter Wein, immer besser. Klar, ein hormongetriebenes Jugendwerk, wie “Uh-Huh“ oder “American Fool“ erwartet man heutzutage von ihm nicht mehr. Dass der Mann mittlerweile ganz andere Erfahrungen und Einsichten gewonnen hat, muss einfach akzeptieren und dann kann man sich an dem Sound freuen, den er immer noch so erdig liefert.
Das neue Album schließt nahtlos an die Vorgängerscheiben an. Der Titel stammt von einem Tennessee Williams Theaterstück, bei dem der Orpheus Abstieg in die Unterwelt neu interpretiert hat. Johns Blick richtet sich aber zunächst nach oben, denn einer muss diesem Gott ja mal die Leviten lesen: “Hey God, if you're still there, would you please come down“, ruft er ihm entgegen, denn das ein oder andere wäre dann doch mal zu regeln. Transportiert wird der Zuruf von einem typisch rootsigen Americana-Rock, wie wir ihn von Mellencamp kennen und lieben. Natürlich obergenial, dass Lisa Germano wieder an der Geige dabei ist. Ansonsten ist die Band etwas abgespeckt, sodass Andy York sämtliche Gitarren übernimmt, aber das natürlich gewohnt routiniert macht.
Johns Stimme raspelt ja seit einigen Jahren schon ziemlich, was irish-folkig angehauchten Titeln, wie The Eyes Of Portland aber sehr gut zu Gesicht stehen. Den Finger in die Wunden legt John seit jeher und das hat sich in den letzten Jahren – zum Leidwesen mancher “Fans“ - eher noch verstärkt. Und drückt sich unter anderem in The So-Called Free aus, in dem es natürlich wieder um sein Heimatland geht und was da so verkehrt läuft. In einen coolen, groovigen Beat verpackt. Und natürlich ist er weiterhin der Geschichtenerzähler, wie in The Kindness Of Lovers, das nur ein bisschen unterstützende Backgroundmusik für die Atmosphäre braucht.
Und in Amen prangert er erneut seine Landsleute an, mit ihrer scheinheiligen Religiosität, denen letztlich nicht mehr einfällt als “Amen..., that's all we got to say“. Dass da kein großer Frohsinn aufkommt, kann man sich gut vorstellen. Das haben die meisten Titel hier gemein, aber der Titelsong kommt immerhin mit genügend Energie, dass man sich den auch gut im Konzert vorstellen kann. Man kann da schon von Roots Rock in Reinkultur sprechen. Dabei braucht ein Song, wie Understated Reverence nicht mehr, als ein Klavier und eine sachte unterstützende Violine. “Listen to Bukka White, playin' the 12-string guitar“, lässt John, bei aller Aktualität, den Blick auch zurück schweifen.
Ja, das Album hat auf den ersten Blick – bzw. Durchlauf – nicht die großartigen Meilensteine im Mellencamp-Repertoire, alleine schon deswegen, weil es keine Upbeat-Songs beinhaltet, aber ich behaupte, man muss ihm etwas Zeit und Beschäftigung damit geben, dann werden einen diese Songs sehr lange begleiten. Ein Titel wie Backbone wird dann wohl den Weg auf manches “Mix-Tape“ finden. Sofern man so etwas heutzutage noch anfertigt. Den Segen von John Mellencamp hätte es sicherlich. Die einzige “Beschwerde“, die ich am Schluss hätte: Wäre schöner gewesen, wenn die CD nicht im Jewelcase verpackt wäre, sondern, wie die vorherigen Alben, im plastikfreien Papp-Cover.