Titel |
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01. Ugly Faces |
02. Lyon’s Den |
03. Cheap Idols |
04. Generational Dust |
05. Dim Little Light |
06. Claim Your Price |
07. Neon Middle June |
08. Truth Be Told |
09. Birds In The Ceiling |
Musiker | Instrument |
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John Moreland | Vocals, Keyboards, Guitars |
Matt Pence | Drums |
John Calvin Abney | Piano |
Bonnie Whitmore | Bass, Cello |
Wie hört es sich an, wenn ein paar Freunde nach einer langen Corona-Pause zum ersten Mal wieder zusammensitzen und erzählen? Ausgelassene Fröhlichkeit und ein paar starke Drinks wären eine Möglichkeit. Der amerikanische Songwriter John Moreland geht den anderen, den ruhigen Weg. So viele Fragen, so viele Zweifel sind während der Corona-Einsamkeit aufgetaucht. “These songs are all questions. Everything I write is just trying to figure stuff out“, sagt er zu seinem neuen Longplayer „Birds In The Ceiling“, und es sind Gespräche, die er lieber im kleinen Rahmen mit einzelnen Menschen führt, statt sie lautstark in eine große Halle zu brüllen. “I’m in the same boat with whoever I’m talking to”, erläutert er sein Konzept.
Entsprechend kontemplativ und eher leise kommen die neun Songs auf dem Album daher. Morelands angenehm weiche Stimme legt sich melancholisch über einen Teppich von meist sparsamen – häufig elektronischen – Drums, man hört in den Gitarrenparts, wie die Finger übers Griffbrett rutschen und gelegentlicher Pop-Appeal im Rhythmus wird durch eine vorsichtige Kammerspiel-Produktion ausgebremst, die alles im Sinn hat, nur nicht das Mainstream-Radio. Und daher wird es wohl auch John Moreland so ergehen, wie seinen Branchenkollegen Jeff Black, Michael Kroll und anderen: Sie bleiben stets unterm Radar eines größeren Publikums.
Dafür ist „Birds In The Ceiling“ eine passende Platte für schwierige Zeiten, wenn man dem Lärm und der Nachrichtenhektik so überdrüssig geworden ist, dass nur noch der Rückzug in die ruhigen, eigenen vier Wände hilft. Dann darf der Zuhörer dabei sein, wenn Moreland abwechselnd ganz sanft und dann wieder etwas energischer auf einem pluckernden Drum-Pattern beschreibt, wie er und seine Frau sich während der Pandemie (noch) näherkamen (Neon Middle June). Oder seinem Ärger über falsche Idole Luft macht; Priestern etwa, die auf Social Media in Designerklamotten für sich werben (Cheap Idols) – wobei der Ärger hier zwar ein bisschen mit dem Fuß aufstampft, aber auch fast schon wieder resigniert klingt. Insofern reiht sich der in Tulsa beheimatete Songwriter in die Reihe jener lakonischen Vorbilder aus Oklahoma ein, die seit jeher wussten, wie man Geschwindigkeit aus Songs herausnimmt – J.J. Cale lässt grüßen.
Morelands eigener „favorite“ auf dem Album heißt Generational Dust und ist tatsächlich eine wunderbare, tiefgreifende Beschreibung, wie Zeit und die eigenen Wurzeln miteinander in Konflikt treten und welche Weltbilder sich Menschen zusammenbasteln, um ihr eigenes Leben zu rechtfertigen. „Choking on your fate, great city, shitty state. Yeah, I'm blooming late, what of it?“ Besser wird es auf dem Album nicht mehr, aber lohnend sind die anderen acht Songs allemal, für die leisen Stunden des Lebens…