Titel |
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01. Cocaine Blues |
02. Long Black Veil |
03. Orange Blossom Special |
04. Going To Memphis |
05. The Ballad Of Ira Hayes |
06. Rock Island Line |
07. Guess Things Happen That Way |
08. One Too Many Mornings |
09. Don't Think Twice, It's All Right |
10. Give My Love To Rose |
11. Green, Green Grass Of Home |
12. Old Apache Squaw |
13. Lorena |
14. Forty Shades Of Green |
15. Bad News |
16. Jackson |
17. Tall Lover Man |
18. June's Song Introduction |
19. Wildwood Flower |
20. Foggy Mountain Top |
21. This Land Is Your Land |
22. Wabash Cannonball |
23. Worried Man Blues |
24. Long Legged Guitar Pickin' Man |
25. Ring Of Fire |
26. Big River |
27. Don't Take Your Guns To Town |
28. I Walk The Line |
Musiker | Instrument |
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Johnny Cash | Guitar, Vocals |
June Carter Cash | Guitar, Vocals |
with The Tennessee Three: | |
Luther Perkins | Electric Guitar |
Marshall Grant | Bass |
W.S. Holland | Drums |
Eine Verbindung von Johnny Cash zur West Coast Psychedelic-Szene könnte wahrscheinlich auch nicht jeder aus dem Hut heraus präsentieren, außer vielleicht der zeitweise Gebrauch gewisser Substanzen. Wie in den allermeisten Gebieten, hört man dann einfach darauf, was die Fachleute sagen. Mit Bob Weir hätten wir da einen der ersten Stunde und mit Dave Schools einen Nachzügler, die sich eben damit auskennen. Mit der Musik, meine ich. Wie das mit den “Substanzen“ ist, das weiß ich nicht...
Im eingehefteten Booklet dieser wunderschön im dicken Digi-Pack verpackten CD kommen beide ausgiebig zu Wort. So erfahren wir, wie sich die Mitte der 60er sich entwickelnde Psychedelic Rock-Szene der Bay Area – die Bands wie THE GRATEFUL DEAD, JEFFERSON AIRPLANE, BIG BROTHER & THE HOLDING COMPANY und QUICKSILVER MESSENGER SERVICE hervorbrachte – gegen Ende des Jahrzehnts wieder mehr “back to the roots“ besann und dazu gehörte eben auch Country. Letztlich war das die Musik, mit der die Bands (auch) aufgewachsen waren. Somit ist es nicht so ganz erstaunlich, dass am 24. April 1968 Johnny Cash, zusammen mit seiner Frau June Carter Cash und den bewährten TENNESSEE THREE hier Station machten. Womit wir schon bei einem deutlichen Unterschied zu den Konzerten im Knast von Folsom Prison, bzw. in St. Quentin wären. Wo er bei jenen Konzerten – wohl auch, weil sie bewusst mitgeschnitten wurden - mit erweiterter Bandbesetzung und zusätzlichem Background-Chor agierte, trat er im Carousel Ballroom mit kleinem Besteck an.
Mitgeschnitten wurde trotzdem, den Owsley Stanley – Spitzname “Bear“ - , einst Soundmann für die GRATFUL DEAD, nahm so ziemlich alles auf, was in dem Club spielte, um sich das anschließend anzuhören und sein Soundsystem immer weiter zu optimieren. Mit Drogen soll er sich auch ganz gut ausgekannt haben, aber das nur nebenbei. Sicher ist, dass er sich mit Sound auskannte und Cash-Sohn John Carter Cash, der dieses Projekt überwachte, wollte den Teufel tun und die strikt nach Kanal getrennte Aufnahme zu verändern. So kriegen wir auf einem Kanal Johnny und seine Gitarre und auf dem anderen seine Backing-Band. Das mag zu Beginn etwas ungewohnt klingen, macht aber sehr schnell richtig Spaß, weil man sich entweder auf das ein oder andere konzentrieren kann, oder einfach Show und Musik auf sich wirken.
Die Ansage zu Cocaine Blues bezieht sich auf das noch nicht erschienene “At Folsom Prison“-Album und erntet demzufolge nicht den Applaus, der sicher in wenigen Tagen (Veröffentlichung 6. Mai 1968) aufgebrandet wäre. Bob Weir legt sehr fein dar, worin das Besondere am Teamwork von Johnny und seiner Band bestand und die Kanaltrennung hilft, das noch besser nachzuvollziehen. Solche Informationen bekommt man nicht durch “Downloads“. So etwas muss man in den Händen halten, sich durchs Booklet schnüffeln und sich hineinziehen lassen. Von Musik, von Texten, von der Atmosphäre die kreiert wird. Zu denen auch Fehler beitragen. Eine Seite, die nicht richtig getroffen wird, eine leicht verstimmte Akustikgitarre, ein Gesang, der im falschen Abstand zum Mikro erfolgt, oder Schritte auf der Bühne, die über das Mikrofon mit aufgenommen wurden. Und auch eine Aufnahme, die nicht komplett ist, weil ausgerechnet am Ende von Tall Lover Man das Tape zu Ende war. Junes Ansage, “This is a little song, I wrote, three or four years ago and nobody requested it. It was a complete flop. But I still like to sing it“, ist allein Rechtfertigung, dass dieser Song hier vertreten ist.
Höhepunkte sind, wie immer, das Duett Jackson, die Dylan-Titel One Too Many Mornings und Don't Think Twice, It's All Right, das rasante Rock Island Line, die dramatischen The Ballad Of Ira Hayes und Give My Love To Rose und.., ach, praktisch jeder Titel. Herausragend auch die Phase, wenn June (für einen möglicherweise indisponierten Ehemann?) das Geschehen an sich reißt und von Tall Lover Man bis Worried Man Blues so richtig für Stimmung in der Bude sorgt. Die wohl nur zu einem Drittel gefüllt war und somit nur ca. 1.000 Besucher zählte, aber die werden von diesem Auftritt sicher noch Generationen erzählen. Dass heutzutage diese Aufnahmen noch einmal auftauchen und uns zugänglich werden, ist zweifellos ein Glücksfall. Wenige Monate später wurde aus dem “Carousel Ballroom“ das legendäre “Fillmore West“. Aber das ist eine andere Geschichte.