Johnny Cash From Memphis To Hollywood - Bootleg Vol. II, Sony Music, 2011 |
Johnny Cash | Vocals, Guitar | |||
Luther Perkins, Bob Johnson | Electric Guitar | |||
Marshall Grant | Bass | |||
Buddy Harman | Drums | |||
Johnny Western , Carl Perkins | Guitar | |||
W.S. "Fluke" Holland | Drums | |||
Floyd Cramer, Bill Pursell | Piano | |||
The Anita Kerr Singers, The Carter Family | Vocals | |||
Maybelle Carter | Autoharp | |||
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CD 1 - The 1950s | ||||
"On The Air": | ||||
01. KWEM Announcements And Advertisements | 07. Luther's Boogie | |||
02. Johnny Cash Intro And Theme | 08. Belshazzar Intro | |||
03. Wide Open Road | 09. Belshazzar | |||
04. Home Equipment Company Advertisement | 10. Closing Comments And Theme | |||
05. One More Ride | 11. Overton Park Shell "Country Music Jamboree" Advertisement | |||
06. Home Equipment Company Advertisement / Luther Perkins Intro | ||||
"Early Demos": | ||||
12. I Walk The Line | 18. He'll Be A Friend | |||
13. Get Rhythm | 19. When I Think Of You | |||
14. Train Of Love | 20. I Just Don't Care Enough (To Carry On) | |||
15. Country Boy | 21. I'll Cry For You | |||
16. My Treasure | 22. You're My Baby | |||
17. Belshazzar | 23 Rock And Rol Ruby | |||
"Sun Rarities": | ||||
24. Wide Open Road | 28. I Couldn't Keep From Crying | |||
25. Leave That Junk Alone | 29. New Mexico | |||
26. Brakeman's Blues | 30. Goodnight Irene | |||
27. Big River | ||||
"More Demos": | ||||
31. Restless Kid | 32. It's All Over | |||
CD 2 - The 1960s | ||||
01. All Over Again | 14. Thunderball | |||
02. You Dreamer You | 15. One Too Many Mornings | |||
03. I'll Remember You | 16. The Frozen Logger | |||
04. Johnny Yuma Theme | 17. Foolish Questions | |||
05. Five Minutes To Live | 18. Bottom Of The Mountain | |||
06. The Losing Kind | 19. Put Sugar To Bed | |||
07. Locomotive Man | 20. You Beat All I Ever Saw | |||
08. Girl In Saskatoon | 21. On The Line | |||
09. There's a Mother Always Waiting | 22. Roll Call | |||
10. Johnny Reb | 23. The Folk Singer | |||
11. Shifting, Whispering Sands | 24. Six White Horses (Demo) | |||
12 Send A Picture Of Mother | 25. Come Along And Ride This Train (Demo) | |||
Früher von Industrie wie - den allermeisten - Musikern verpönt, ist das Wort "Bootleg" heute das nahezu allgegenwärtige Lockmittel der Plattenfirmen, wenn es darum geht, altes Material der Künstler auszuschlachten. Entsprechend werden künftig auch die "Personal Files" von Johnny Cash mit dem Zusatz "Bootleg Vol. I" versehen. Wie konnte man das nur vergessen…
Waren es bei besagten "Files" noch die 70er Jahre, geht es hier wieder ganz zurück, zu den Anfängen von Cashs Karriere, in die frühen 50er, aber auch in die 60er begleiten wir die Country-Ikone. Zum Glück hat man ja damals (überwiegend) alles akribisch in den Studios notiert und so kann man im umfangreichen Booklet fast immer Zeit, Ort und beteiligte Musiker nachlesen.
Was sich in den letzten Jahren seiner Karriere als Trumpf erwiesen hat - Johnny Cash so pur als möglich aufzunehmen und häufig nur sparsam zu instrumentieren - hat sich auch bei dessen Start schon bewährt. Nur durch seine Kumpels von den TENNESSEE TWO unterstützt klampft sich Johnny hier durch die erste CD. Davon beeindrucken vor allem die Radiomitschnitte "On The Air". Wie damals üblich wurden diese Radiosendungen von Firmen - Companies - gesponsert und im Gegenzug machten die Künstler eben Werbung für dieses. Bereits Jahrzehnte vorher lief das so. Unter anderem bei den berühmten Radio-Shows der Marx Brothers.
Dass man Johnny Cash selbst dann aufmerksam zuhört, wenn er Werbung für Hausverkleidungen aus Aluminium macht, beweisen diese Aufnahmen. Wie mühelos Johnny zwischen Ansagen für seine Songs und kurzen Werbesprüchen hin und her wechselt, zeigt schon ein außergewöhnliches Talent. Da wird der Zuhörer auch aufgefordert anzurufen und seine Songwünsche zu äußern und Johnny Cash bietet an: "Wenn wir den Song noch nicht kennen, dann werden wir ihn lernen". Der Mann hat einfach so etwas Faszinierendes (Danke, Mr. Spock) in seiner Art zu sprechen, dass man immer meint, es handele sich momentan um das Wichtigste auf der Welt. Und das konnte er eben auch in seine Songs übertragen und war sicher mit ein Geheimnis seines Erfolges. Gerade die sparsam instrumentierten Songs lassen seine Stimme so am besten zur Geltung kommen.
Anhand der "Early Demos" setzt sich diese Erkenntnis fort und gleichzeitig wird man so Zeuge, wie sich spätere Welthits ganz zu Beginn anhörten. Etwa Walk The Line, Get Rhythm oder Big River. Bei letzterem Song komme ich nicht umhin, auf die tolle Version der BEAT FARMERS hinzuweisen.
Obwohl man viele Songs, in zahlreichen Versionen und aufnahmen, kennt, macht das Zuhören hier Spaß und ist durchaus kurzweilig.
Bei der zweiten CD sind dann schon deutlich mehr Musiker beteiligt, die Qualität des Klanges erhöht sich und man bekommt etliche selten gehörte Singles, B-Seiten und auch Outtakes zu hören. Das beginnt mit All Over Again in 1958, bei dem man ebenso wenig wie beim folgenden You Dreamer You den - teilweise witzigen - Backgroundchor nicht mehr identifizieren kann, und endet 1969 mit Come Along And Ride This Train.
Gerade zu Beginn scheint sich der Weg nach Hollywood schon abzuzeichnen und spätestens mit Johnny Yuma scheint man "im Film" angekommen. Auch wenn der Song gar nicht für die TV-Sendung, für die er geschrieben wurde, genutzt wurde.
Five Minutes To Live war dagegen nicht als "Filmmusik" gedacht und wurde dann doch der Titelsong eines Filmes, in dem Cash mitspielte. Der Titel natürlich wieder einmal typisch für ihn. Mit den zusätzlichen Musikern, gerade den Gitarristen Johnny Western und besonders Carl Perkins, bekommt das natürlich neuen Schwung und stellenweise einen leichten Rockabilly-Drive.
Das klingt dann zwar etwas glatter, als die frühen Aufnahmen, aber besonders die Aufnahmen mit der CARTER FAMILY sind von unvergleichlicher Schönheit. Und mancher Song hat natürlich einen schon historischen Charakter, Etwa Shifting, Whispering Sands mit Lorne Greene (die Älteren wissen noch: "Bonanza"), oder One Too Many Mornings mit Maybelle Carter an der Autoharp. Diesen, letzt genannten, Bob Dylan-Song hat Cash 1965 aufgenommen und wurde in den USA bisher noch gar nicht veröffentlicht. Natürlich klingt das weit mehr nach Cash als nach Dylan, zeigt aber die Ehrerbietung, die der Countrysänger dem Folkbarden entgegen brachte.
Der bewährte Boom-Chicka-Boom Rhythmus durchzieht natürlich praktisch jeden Song. Erstaunliches kommt in Form der, fast schon derb, verzerrten E-Gitarre in Put The Sugar To Bed, Interessantes in Form der fast gesprochenen Stories in On The Line und Roll Call. Wie ein vertontes Geschichtsbuch.
Komplett unveröffentlicht waren die beiden letzten, 1969 in Nashville aufgenommen Fassungen von Six White Horses und Come Along And Ride This Train. Hier ist Cash nochmals ganz auf seine Stimme und Gitarre reduziert. So, wie er wohl immer am besten und eindrücklichsten war. Im gewohnt ausführlichen Booklet kann man weitere Informationen - und auch ein paar schöne Bilder - zu Zeit und Songs einsehen und so diese historischen Aufnahmen bestens begleiten. Der Zusatz "Bootleg" steht nur für die seltenen Aufnahmen, ansonsten "From Memphis To Hollywood" durchaus als "vollwertiges Album" anzusehen.