Jon Oliva's Pain

Festival

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 12.02.2010
Jahr: 2010
Stil: Power Metal

Links:


Redakteur(e):

Nachgehakt

Christian Gerecht

Frank Ipach

Martin Schneider

Marc Langels

Michael Koenig

Ralf Frank


Jon Oliva's Pain
Festival, AFM Records, 2010
Jon OlivaVocals, Keyboards, Guitar
Matt La PorteGuitar
Tom McDyneGuitar
John ZahnerKeyboards
Kevin RothneyBass
Christopher KinderDrums
Produziert von: Jon Oliva Länge: 55 Min 06 Sek Medium: CD
01. Lies06. Looking For Nothing
02. Death Rides A Black Horse07. The Evil Within
03. Festival08. Winter Haven
04. Afterglow09. I Fear You
05. Living On The Edge10. Now

Was schreibst du über einen Menschen, der 25 Jahre an deiner Seite stand wenn du ihn brauchtest, sich aber auch dezent und unauffällig im Hintergrund hielt, wenn du mal mit anderen sympathisiertest?! Was schreibst du über einen Menschen, der, nur für die nachvollziehbar, die gleiches Leid erfuhren, durch die Hölle ging, sich zwangsläufig einen dicken Panzer zulegen musste, aber dennoch nicht in Selbstmitleid verfiel. Der hart arbeitete und ein ums andere Mal und immer wieder mit seiner Musik überzeugen konnte.
Was schreibst du?!
"Der Dicke" war und ist für den Rezensenten einer dieser Menschen. Einer, den man nicht missen möchte, selbst wenn man mal andere Prioritäten setzt/e. Einer, der dem Leben des Schreibers so ein kleines Stempelchen aufdrückte, ohne sich aber selbst jemals zu wichtig zu nehmen.
1985, "Der Dicke" war noch gar nicht dick, das Medium CD steckte mehr oder minder noch in den Kinderschuhen und über die Erotik und Haptik schöner Foldout-LPs fange ich jetzt gar nicht erst an zu sinnieren, traf der Schreiber das erste Mal mit ihm zusammen. "Power Of The Night" hieß die sehr plakativ aufgemachte LP, deren musikalische Dynamik hinter der der Artwork noch etwas hinterher hinkte. Natürlich: Trademarks, wie des "Dicken" durch Mark und Bein gehende Schreie oder die in ihrer Genialität aufblitzenden Riffs seines Bruders, waren gesetzt. Doch machen wir's kurz: MAIDEN waren besser!
Der desaströse Nachfolger blieb dem Schreiber, dank des ausführlichen Probehörens, das in seinem damaligen Leib- und Magen Plattenladen (Shirokko in München und seiner Zeit noch allen Musikrichtungen zugewandt) möglich war, erspart. Die Meinungen über SAVATAGE waren zu dieser Zeit mehr als gespalten.
Das änderte sich schlagartig mit dem Produzenten Paul O'Neill und dem ersten SAVATAGE Meisterwerk "Hall Of The Mountain King"! Das erste Metal-Album (und nun schon als CD erworben), das wirklich alle Gefühlslagen, vom himmelhoch jauchzenden Musikliebhaber, über den schädelschwingenden Headbanger bis hin zum, von Freundin und Katz' verlassenen, heulenden Elend in dunkler Kammer, bediente. Aus heutiger Sicht eines der besten Metal-Alben aller Zeiten. Ein Jahrhundertwerk; von mir aus!
Ein Jahrhundertwerk, das seinen Tribut forderte. Jon Oliva war schwer drogenabhängig. Immerhin: Er ließ sich helfen und während der Therapie folgte mit "Gutter Ballet" ein absolut ebenbürtiges Kabinettstück einzigartigen und eigenständigen Metals. "Der Dicke" wurde zu einem nicht weg denkbaren, tief wurzelnden Gewächs im musikalischen "Kraut- und Rübengarten" des Rezensenten. Weitere, lieb gewordene Scheiben veröffentlichten SAVATAGE mit "Streets..." und "Edge Of Thorns". Doch noch während der Arbeiten zu "Edge Of Thorns" kam es zu einem weiteren schicksalsträchtigen Einbruch. Die schwer angeschlagenen Stimmbänder des "Dicken", brachten erstmals Zak Stevens als neuen Sänger ins Spiel. Allerdings klebte ab hier ein großes Problem an SAVATAGEs Backe, denn der neue Frontmann wurde, trotz guter Stimme, nie richtig von den Fans der Band akzeptiert. Zwar zogen auch weiterhin der, (wieder) schwer drogenabhängige "Dicke", sein kleiner Bruder und Paul O'Neill die Fäden und "Edge Of Thorns" war definitiv ein "echtes" SAVATAGE Album, doch fehlte vielen der charakteristische Irrsinn von Jon Oliva's Stimme. Aber es sollte noch schlimmer kommen. Ein Super-Gau für die Band und eine alles durchschneidende Katastrophe: Criss Oliva, der geniale (und bis heute völlig unterbewertete) Gitarrist kam bei einem tragischen Autounfall, verursacht durch einen betrunkenen Geisterfahrer, ums Leben. Wie sehr das Jon Oliva an die Haut ging, war zu der Zeit noch gar nicht zu erahnen. Die Folge CD "Handful Of Rain" wurde zu einer Hommage an Criss und vor allem Alone You Breathe ein bewegender Abschied des "Dicken" an seinen kleinen Bruder.
Nun könnte man herrlich über jedes weitere SAVATAGE Album sinnieren und sicherlich auch diskutieren. Aber das will ich mir und den Lesern ersparen. Wer der Band zugetan war, weiß um deren starke und weniger starke Scheiben. Bewunderns- und bemerkenswert, dass soll noch erzählt werden, war jedenfalls, wie sich "Der Dicke" am eigenen Schopf packte und dieses tiefe Loch an Trauerbewältigung und Drogensumpf hinter sich ließ. Dass dies mit vielen, vielen Pfunden auf die Schwarte schlug, mag man ihm nicht verübeln. Ein Anderer in dieser Situation hätte sich womöglich den goldenen Schuss gesetzt. Jon Oliva bescherte der Welt sowohl unter den späten SAVATAGE, als auch mit seinen Band Projekten TRANS SIBERIAN ORCHESTRA und JON OLIVAS PAIN noch einige weitere, wirklich hochkarätige Scheiben. Dass er dies nach wie vor mit einer, ihm eigenen Bescheidenheit tut, dass er so ist, wie er ist, macht ihn innerhalb der Metal Szene zu einem der sympathischsten Musiker überhaupt.

Kommen wir aber endlich (und in einem sicherlich vor Objektivität triefenden Review) zu Jon's "Festival". Eine CD die ja nun mehr oder minder gegen die Brillanz von "Tage Mahal", "Maniacal Renderings" oder "Beethoven's Last Night" antreten muss. Ein klein wenig schimmert hier auch schon die Krux an jedem neuen Output von Jon Oliva (und Paul O'Neill) durch, denn alle Scheiben müssen sich irgendwie zwangsläufig an guten und sehr guten Vorgänger-Alben messen lassen. Selbst wenn deren Qualität teils immens ist, leuchten, als glänzendste Sterne, zuletzt aber immer noch "Hall Of The Mountain King" oder "Gutter Ballet" vom Firmament. Grundsätzlich ist es aber ein kompletter Schmarren, sich immer wieder an diesen Meilensteinen aufzuhängen. "Der Dicke" wird nie mehr so bei Stimme sein, wie zu jener Zeit und die Gitarrenkünste seines Bruders mögen sich vielleicht nochmal auf irgendwelchen, bislang verschollenen Bändern wieder finden, sind heute aber einfach nicht mehr erreich- und verfügbar.

Nehmen wir "Festival" also einfach als das was sie ist. Ein neues JON OLIVAS PAIN Album! Und der Einstieg in dieses Album ist mit Lies schon mal ganz hervorragend. Der Drive ist enorm, die Stimme dreckig. "Der Dicke" spielt zwar mit kleinen Prog-Einlagen, baut aber dann einen schön eingängigen, wohlgefälligen Power Metal Song darauf auf. Macht schon mal richtig Spaß! Aber: Jon Oliva kann noch viel mehr als kleine Soundanleihen der frühen GENESIS mit hartem, melodieseligen Metal zu verquicken! Sofort erkennbar im Song-Monument Death Rides A Black Horse mit dem er einerseits noch direkter in Richtung Prog Metal marschiert, auf der anderen Seite den Hörer mit Deja Vu's zu RAINBOWs "Rising" oder den ersten DIO Alben konfrontiert. Mit Lauflängen von sechs bis sieben Minuten bewegt sich "Der Dicke" mit diesen bombastisch-ausufernden Tracks auf Höhe klassischer Heldenepen und nimmt uns mit auf eine bewegende, doch aber auch rasante Achterbahnfahrt an modernem, druckvoll-treibenden, herrlich verspielten Metal (hört nur mal das erstklassige Festival).
Ein weiteres Paradebeispiel folgt mit Afterglow auf dem Fuße. Nach einem eher stürmischen Beginn schalten JON OLIVAS PAIN erstmal einen Gang zurück und wiegen den Hörer mit einer Kelle akustischer Musik eine ganze Weile in Sicherheit. Eine Weile nur, dann zeigt sich Jon Oliva von seiner dunklen Seite und mit böser Fratze. Geifernd wie der Luzifer über der gefallenen Seele sitzt er im Nacken des Hörers. Doch nicht lange, denn dann wird das akustische Thema erneut aufgegriffen und das Spiel beginnt von vorne. Allerdings nimmt der Song dann eine ganz andere Wendung und mehr als auf den Nummern zuvor gießt die Band dem Hörer einen wahren Cocktail durch alle Stile von Rockmusik, Metal, Fusion und was weiß ich über die Ohren. Berauschend? Ja! Unbedingt!
Das hart-drückende Living On The Edge würde ich dann mal eher als klassischen SAVATAGE Killer einstufen, während der einzige Short-Track Looking For Nothing wie eine luftig leichte, akustisch hingezauberte Melodien-Fahne im lauen Morgenwind weht und uns auf dem Album eine kleine, aber ungemein behagliche Wohlfühlecke einrichtet.
Die braucht es allerdings auch, denn mit den abgrundtief bösen Nummern The Evil Within und I Fear You wirft uns "Der Dicke" zwei richtige Brocken Blei vor die Ohren. Beide Songs leben von einer schier unglaublichen Kreativität zwischen den Kanälen. Sind's hüben regelrecht trashige Gitarren, so überraschen drüben MARILLION-ähnliche Keybords und durchaus proggige Arrangements. Darüber die immer noch beißend zupackende Stimme Oliva's... Hammer!
Mit Winter Haven spielen Jon und Band ihre Brillanz weiter aus. Auch hier haben wir es wieder mit einem, ja, sagen wir mal, ausufernd-eternalen Prog-Metal-Fusion-Titel zu tun. Zunächst tief in klassischen Progsümpfen tauchend und mit einer ordentlichen Packung Power Metal versehen driftet der Song im weiteren Verlauf beinahe in Trash Metal ähnliche Strukturen ab um zuletzt aber in typischen Mark Kelly Keyboardfiguren, mit brennenden Riffs und schwellenden Trommelwirbeln zu enden.
Das melancholisch-verspielte Now beschließt das Album überaus würdevoll. Mit Bratsche(?) und einfühlsam gespielten Piano zeigt das Take den eigentlichen Kern, die weiche Seite Oliva's. Eine solch (wirklich) gefühlvolle Nummer auf ein Metal Album dieser Couleur zu packen ist allerdings so abwegig nicht. Zum einen sind Chorus und Refrain mit unglaublicher Power versehen, zum anderen ist es einfach "Der Dicke"! Und der darf das!

Fazit: Jon Oliva überschreitet Genre-Grenzen, hebelt die Gesetze des Heavy Metals aus um sie, durch den Wolf gedreht, wieder neu zu ordnen. "Festival" ist ein Festival an monumentaler, episch-verspielter Musik, ein Festival der Sinne und zuletzt natürlich auch ein Festival an so ziemlich allen Gefühlslagen, die man als Mensch durchleben und durchleiden kann. Die Verquickung von klassischen Prog Elementen, frühen, epischen RAINBOW Hardrocks, typischem SAVATAGE Metal, abgewürzt mit leichtem Trash-Pfeffer, ist einzigartig, spannend und genau so kantig, dass die Ohren immer wieder danach verlangen. Die Scheibe ist eine regelrechte Offenbarung an all die, die gerne die ausgetretenen Pfade des Heavy Metals verlassen und sich abenteuerlustig auf schmale, verschlungen-unwegsame, manchmal dunkle, meist aber hoch gelegene Wege machen um von dort die Aussicht auf das Gewöhnliche in Weisheit belächeln zu können.
-Und so bringt "Der Dicke" auch den Menschen in Bewegung, der sich lieber festhalten würde; hält zugleich aber auch den sicher fest, der sich sonst schon längst hätte fallen lassen...
Für "Festival" gibt's von mir die volle Punktzahl und das Prädikat: Besonders wertvoll!

Wie gerade noch erfahren, wird die limitierte Digipack Ausgabe von "Festival" noch mit dem Bonustrack Peace ergänzt werden.

Christian "Grisu" Gerecht, 09.02.2010

Wer auch immer bislang den Versuch unternahm in SAVATAGEs Fußstapfen zu treten, ob CIRCLE II CIRCLE oder JON OLIVAS PAIN, das Ergebnis waren gute, teilweise auch sehr gute Veröffentlichungen, denen aber der letzte Funke Magie abhanden ging. So ist auch "Festival" kein zweites "Streets", "Edge of thorns" oder gar "Dead winter dead", aber eine gute Wahl, wenn man zumindest einen Hauch der Faszination, die SAVATAGE in den Neunzigern auszeichnete, erleben möchte.

Allerdings gibt es auch wieder einige Stücke bei denen man das Gefühl hat, sie seien bewusst schlicht, rau und bodenständig gehalten. Damit bleibt die Band dann einfach unter ihren Möglichkeiten. Zudem leidet ein Song wie Afterglow all zu offensichtlich unter den limitierten Möglichkeiten des Chefdenkers am Mikrofon.

Die orchestral anmutende Epik, die Melodien, diese unheilvolle Schwere findet sich vor allem in Death rides a black horse, Winter haven und The evil within. Looking for nothing glänzt als ruhender Gegenpol voller Gefühl und Zerbrechlichkeit. Mit Now hat Jon Oliva wieder einmal eine ganz große Ballade in seiner typischen Manier abgeliefert.

"Festival" ist ohne Frage erneut ein gutes und weitestgehend überzeugendes Album, aber die Fähigkeit grandiose Meisterwerke zu erschaffen konnte der 'Mountain king' bisher nicht in das aktuelle Jahrtausend retten.

Martin Schneider, 09.02.2010

Die Zeit ist reif für eine SAVATAGE-Reunion. Zwar zelebriert Jon Oliva auf "Festival" wie gehabt genüsslich den alten Kult und darf dabei sogar aus einem scheinbar unerschöpflichen Fundus an unveröffentlichtem bzw. unvollständigem Rohmaterial seines viel zu früh verstorbenen Bruders Criss schöpfen, aber auf der Zielgeraden geht ihm im wahrsten Sinne des Wortes die Puste aus, will sagen, seine Vocals sind doch mittlerweile zu limitiert, um ein Album dieser Güte allein zu tragen und darüber hinaus würde er dringend jemand benötigen, der ihm diverse Flausen im Songwriting austreibt. Die Gelegenheit ist günstig, denn seine verstreuten Mitstreiter von einst driften merklich zusammen. So ist das neue TSO-Opus "Night Castle" mit seinen überwiegend rockigen Passagen wieder näher an "Gutter Ballet" oder "Streets" als an weihnachtlichen Musicals oder Adaptionen klassischer Komponisten. Zak Stevens und Jeff Plate scheinen mit ihrem jüngsten Projekt MACHINES OF GRACE auch nicht so ganz glücklich zu sein, insofern sind CIRCLE 2 CIRCLE auch weder richtig tot noch wirklich lebendig und Chris Caffery, der Solo allzu gerne in die viel zu großen Fußstapfen seines Erbes treten möchte, dabei aber mehr als überfordert zu sein scheint, wäre sicherlich gerne wieder zurück im Schoss der Familie. Quintessenz kann also nur sein die Kräfte zu bündeln und anstatt vieler gut gemeinten, aber nicht immer gut gemachten Versuche, endlich wieder das zusammen zu führen, was zusammengehört. Bis dahin ist "Festival" jedoch trotz diverser Kritikpunkte ein würdiger Vertreter.

Ralf Frank, 05.02.2010

Der „King Of The Mountain Hall“ ist wieder zurück: Jon Oliva mag zwar mittlerweile optisch mehr an den Berg selber, als an den König in den Hallen darin erinnern, aber er hat immer noch ein unglaubliches Talent dafür, packende Songs zu schreiben. Dabei greift er auch wieder auf die Talente seines leider viel zu früh verstobenen Bruders Criss Oliva zurück. Die Fundgrube mit Riffs aus dessen Nachlass scheint nahezu unerschöpflich zu sein. Auch auf “Festival“, dem immerhin vierten Album von JON OLIVA’S PAIN, gibt es wieder Gitarrenpassagen, die Criss Oliva geschrieben hat.

Aber natürlich sind auch die Mitglieder von JON OLIVA’S PAIN alles andere als nur Statisten und so führen sie das Erbe der ehemaligen Über-Band SAVATAGE auch auf “Festival“ würdig fort. Die Songs auf diesem Album sind wieder feinster opulenter Power Metal mit hymnischem Charakter, der sofort ins Ohr geht. Dazu dann noch die extrem packende Stimme von Jon Oliva und fertig ist eines der Metal-Highlights für 2010. Anspieltipps sind aus meiner Sicht Death Rides A Black Horse, der Titeltrack sowie The Evil Within und das wunderbar-heftige I Fear You. Es gilt weiterhin: All hail, the Mountain King!

Marc Langels, 09.02.2010

Der Name Jon Oliva wird für immer und ewig mit seiner leider schon seit etlichen Jahren inaktiven Stammband SAVATAGE und deren geniales Musikschaffen in Verbindung gebracht werden. Das dürfte kaum überraschen, wenn man bedenkt, welch zentrale Rolle er dort spielte. Ob zu Fluch oder Segen, kann letztlich nur der Mountain King selber beantworten. Fakt ist jedenfalls ebenso, dass das Schwergewicht längst eine neue Spielwiese gefunden hat. Gemeint ist hier nicht das prestige- und vor allem kohleträchtige Trans-Siberian Orchestra, sondern JON OLIVA’S PAIN.
Hier kann er sich fernab jeglichen pseudoklassischen und kommerziellen Schnick-Schnacks so richtig austoben, ohne ständig auf die Verkaufszahlen schielen zu müssen. Außerdem ist hier eben die Umsetzung von Songs möglich, die im Zusammenwirken mit dem anderen Team nicht gingen. Trotzdem erinnert die Musik dieser Formation, schon alleine wegen Jon’s unverkennbarer Stimme, aber auch mit auf den Punkt kommendem Melodic Power Metal und durch ihre Ausrichtung hin zum progressiven Power Metal immer wieder eklatant an die Werke der Marke SAVATAGE mit Oliva’s Beteiligung. Vielleicht will er deren wohl immer noch zahlreichen Fans das Warten auf die ersehnte Reaktivierung und ein vielleicht dann doch irgendwann mal erscheinendes Album ihrer Helden verkürzen bzw. helfen die Zeit bis dahin zu überbrücken. Könnte andererseits trotzdem ja, bei aller zweifellos vorhandenen Integrität des Amerikaners, durchaus ebenso von dem geschäftlichen Kalkül zeugen, quasi deshalb einen Fuß in der Tür behalten und die Erinnerung an besagte Truppe wach halten zu wollen. Wer weis das schon so ganz genau.

Sei es wie es sei. Jedenfalls gibt es in Bälde das vierte und neueste Studiolangspielwerk von JON OLIVA’S PAIN zu kaufen. ’Festival’ heißt das gute Stück.
Die Bandbreite der Scheibe ist nicht gerade klein zu nennen. Vom obligatorischen progressiven Power Metal (Death Rides A Black Horse, Festival, The Evil Within, Winter Haven, I Fear You) über Melodic Power Metal (Lies, Afterglow, Living On The Edge), bis hin zu Pop (Afterglow, Looking For Nothing, Winter Haven, Now) und Jazz (Afterglow) reicht das Spektrum der Kompositionen. Es kracht, geht aber ebenso ruhig und beschaulich, stellenweise etwas düster zu. Aber ganz egal woher der Wind weht, melodisch bleibt es immer. Wobei die Einordnung in eine bestimmte Richtung bei manchen Tracks gar nicht mal so leicht fällt, da diese unterschiedliche Genre- oder Subgenremerkmale in sich vereinen. Dieses ’Festival’ ist erfreulicherweise zum weitaus größten Teil alles andere als eindimensional.

Jon Oliva ist und bleibt die große Identifikationsfigur und der alleinige Hauptdarsteller dieser Gemeinschaft gleich gesinnter Musikerkollegen. Sein Gesang ist zwar durchaus schon mal variabel zu nennen, trotzdem aber immer sofort als der seinige zu identifizieren. Seine Mannschaft lässt sich ebenfalls nicht lumpen und tut ihr Möglichstes zum guten Gelingen des Longplayers. Das ist bei der Qualität ihres Spiels nicht gerade wenig.

Die für die Produktion Verantwortlichen haben ebenfalls saubere Arbeit abgeliefert und dürften dafür so einiges an Schulterklopferei ernten. Der Sound ist transparent und wird den variablen Anforderungen die Pathos, Düsterkeit, Aggressivität, Ruhe und filigrane Passagen an ihn stellen, vollkommen gerecht.

JON OLIVA’S PAIN versuchen mit ’Festival’ zwar erst gar nicht ernsthaft gänzlich aus dem Schatten der doch ohnehin irgendwie allgegenwärtigen SAVATAGE hervorzutreten, gehen aber doch das eine oder andere Mal eigene Wege. Sie ersparen sich damit das traurige Schicksal, lediglich auf die Rolle als bloße SAVA-Klone reduziert zu werden.

Michael Koenig, 05.02.2010

Aha, der Meister ist zurück. Die Eingeweihten Metal-Fans schnalzen vor Entzücken mit der Zunge. Für jemanden wie mich, der mit Metal nur am Rande zu tun hat und die ganz harten Töne lediglich als willkommenen Ausgleich zum alltäglichen Wust aus Roots, Singer/Songwriter, Blues und Country betrachtet (mein Hauptbetätigungsfeld hier beim HoM), wirkt Jon Olivas neue Platte sehr, sehr erfrischend und abwechslungsreich.

Der ex-SAVATAGE-Shouter zieht eine erstaunlich große Menge Register, klotzt nicht nur mit Dampfhamnmer-Riffs und geradeaus stürmenden Betonwalzen, sondern changiert auch gerne zwischen Theatralik und Pathos, springt im Zuge der Songs auch schon mal auf den melancholischen Balladenzug und überrascht mich dort mit allerlei Feingefühl und Sinn für gehaltvolle Melodien, die er sich offenbar von Leuten wie den BEATLES, QUEEN oder PINK FLOYD entliehen zu haben scheint. Hie und da höre ich Reminiszenzen aus alten LED ZEPPELIN Tagen, die es einem als altem 70's Hard-Rock Fan natürlich leicht machen, der Ideenflut Olivas zu folgen. So ein vermeintliches Stil-Wirrwarr wie auf Afterglow macht mir einfach höllischen Spaß. Ansonsten machen mich wie solche Kolosse wie Death rides a black horse oder der Titelsong richtig gut an. Geil!

Der Unterhaltungwert dieser Scheibe entspricht ihrem sprühenden Titel "Festival" in vielen Belangen. Kompliment. Hier geht richtig was ab und somit entzieht sich die neue Platte des Mountain King ganz vorzüglich der doch recht eingefahrenen Klischeelastigkeit vieler anderer Metal Bands. Ich für meinen Teil werde mich jedenfalls demnächst etwas intensiver mit Jon Olivas Backkatalog beschäftigen. Ich schätze, es lohnt sich.

Frank Ipach, 11.02.2010

 

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