Jonatha Brooke Steady Pull, Bad Dog Records / in-akustic, 2002 |
Jonatha Brooke | Acoustic Guitar, Bass, Piano, Ukulele, Vocals, Wurlitzer, Finger Bells | |||
Gäste: | ||||
Joe Sample | Fender Rhodes, Wurlitzer | |||
Larry Aberman | Percussion, Drums | |||
Bob Clearmountain | Bass, Percussion, Background Vocals, Loops, Drum Programming | |||
Neil Finn & Michael Franti | Vocals | |||
Mitchell Froom | Organ | |||
Val McCallum | Electric Guitar | |||
Marcus Miller & John Pierce | Bass | |||
Gerri Sutyak | Cello | |||
Pete Thomas | Drums | |||
Dennis White | Drum Programming, Loop | |||
Kenya Hathaway | Vocals | |||
Ryan Freeland | Programming, Clavinet, Loops, Fender Rhodes, Drum Programming | |||
David Boucher | Background Vocals,Drum Programming, Loop | |||
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1. Linger | 7. Your House | |||
2. How Deep Is Your Love? | 8. New Dress | |||
3. Walking | 9. Digging | |||
4. Red Dress | 10. Out Of Your Mind | |||
5. Room in My Heart | 11. I'll Take It from Here | |||
6. Steady Pull | 12. Lullaby | |||
Es ist schon erstaunlich, wie viele hochinteressante Künstler sich in den Staaten tummeln und auch halbwegs beachtliche, nationale Erfolge feiern und trotz allem in unserem Lande so gut wie unbekannt sind.
Jonatha Brooke ist meines Wissens auch so ein Fall. Ich wüsste zu gerne mal, wie vielen Musikfreunden die Dame überhaupt bekannt ist. Ihr 95er Album "Plumb" steht immerhin in meinem CD-Regal, aber seitdem habe ich von ihr leider auch nichts mehr vernommen. Dank des worldwideweb entdeckte ich vor einigen Wochen das aktuelle Werk der amerikanischen Sängerin, Gitarristin und Pianistin.
Die Brooke blickt auf eine bewegte musikalische Vergangenheit zurück. Musizierte sie doch schon seit Anfang der Achtziger mit ihrer Partnerin Jennifer Kimball in einem Duo, welches sich mit steigendem lokalen Bekanntheitsgrad eines Tages "The Story" taufte und auch einen Platten-Deal ergatterte. Die beiden Damen erspielten sich im Laufe der Jahre eine Reputation, die Anfang der Neunziger in einem Major-Deal mündete und ihnen auch halbwegs beachtliche Verkaufszahlen bescherte. Mitte der Neunziger trennten sich Brooke und Kimball und Jonatha nahm ein bei Kritikerschaft und Publikum gleichermaßen vielbeachtetes Debut-Album auf ("Plumb").
Doch wie es ambitionierten Künstlern mit einer klaren Vision oftmals ergeht, erstickten die wirtschaftlichen Machenschaften der Major-Companies jeglichen künstlerischen Entwicklungsdrang mit zähem und schmierigem Schleim. Das ließ sich unsere Protagonistin allerdings nicht bieten, rief anno '97 ihre eigene Plattenfirma "Bad Dog Records" ins Leben und veröffentlichte zwei weitere Alben, auf denen sie nach Belieben schalten und walten konnte.
Letztendlich ein Weg, mit dem die vielbeachtete Aimee Mann sich ebenfalls ihren Weg zum Erfolg ebnete.
Beide Damen sorgten in der Vergangenheit mit ihrem Output, insbesondere bei Musikerkollegen und Produzenten/Technikern, für so viel Aufsehen, dass ein Mega-Budget nicht unbedingt nötig war, um eine in allen Belangen hochwertige Produktion abzuliefern. Solche Freunde / Partner müsste man haben...
Doch nicht nur hier ergeben sich Berührungspunkte zwischen Aimee Mann und Jonatha Brooke. Musikalisch ticken sie oftmals auf einer Wellenlänge. Doch das führt jetzt zu weit.
War die Brooke bislang bei Insidern gemeinhin als clevere Singer-Songwriterin berühmt, sprengt sie diesen Rahmen auf ihrem neuen Album "Steady pull" vollends. Sie tummelt sich mit hörbarem Vergnügen in mehreren Stilrichtungen, so dass mancher Zeitgenosse ihr den Vorwurf der Unentschlossenheit vorwerfen mag.
Mitnichten, denn dieser Stilmix aus Rock, Pop, Singer-Songwriter, ja selbst R&B Anleihen und Funk-Versatzstücken wird mit einer solchen emotionalen Geschlossenheit vorgetragen, dass es eine wahre Freude ist. Jonathas Stimme birgt eine derartige Wandlungsfähigkeit, so dass jeder Titel kongenial umgesetzt wird.
Die mitwirkenden Gastmusiker (s.o.) und das Produzententeam tragen selbstverständlich mit ihrer Arbeit für Arrangement und Soundmix einen nicht unerklecklichen Anteil am Gesamtwerk, dennoch ist Jonathas Handschrift allgegenwertig.
Ihre Lyrics sind im besten Sinne clever zu nennen. Der Ami sagt "sophisticated" und trifft somit ebenfalls den Kern der Sache. Immer wieder neue und interessante Metaphern für ein Thema, das sicherlich viele Songwriter beschäftigt, gleichwohl selten mit so viel Esprit umschrieben wurde. Ich spreche hier von der gesamten Bandbreite weiblicher und männlicher Beziehungen. Die lyrische Stimmungslage wechselt zwischen Freude, Missmut, leichtem Zynismus und weiblicher Hingabe, Zuversicht und Ausweglosigkeit. Von Langeweile kann hier keine Rede sein.
Kurzum, jeder Freund intelligenter Pop-und-Rockmusik jenseits ausgetretener Charts-Pfade sollte der Brooke ein Ohr gönnen.
Diejenigen, die bisher nur von Aimee Mann, Natalie Merchant, Shawn Colvin oder auch Alanis Morissette schwärmten, sehen somit ihre musikalische Krone um einen Juwel ergänzt. Auf zur Krönungsfeier!