John Petrucci & Jordan Rudess
An Evening With John Petrucci & Jordan Rudess, Favored Nations Entertainment, 2004
John PetrucciGuitars
Jordan RudessKeyboards
Recorded & Mixed: Doug Oberkircher Länge: 78 Min 29 Sek Medium: CD
1. Furia taurina6. From within
2. Truth7. The rena song
3. Fire and drum8. In the moment
4. State of grace9. Black ice
5. Hang 1110. Bite of the mosquito (Studio version)

Ein Abend mit John Petrucci und Jordan Rudess. Da dürften die Vorstellungen auch gewaltig auseinander laufen, was passieren müsste, damit man die Veranstaltung als gelungen bezeichnen könnte. Während ich gemütlich mit den beiden Herren ein paar Drinks nehmen und über DREAM THEATER philosophieren würde, wäre Groupie Gina damit sicherlich nicht zufrieden zu stellen.

Im Herbst 2000 luden John Petrucci und Jordan Rudess ins Helen Hayes Performing Arts Center in Nyack, New York ein, nicht zum gemütlichen Plausch oder flotten Dreier, aber für ein gemeinsames Konzert, dessen Mitschnitt nun von Steve Vai's Label 'Favored Nations' der Allgemeinheit zugänglich gemacht wurde.

"An evening with..." ist mit einer gewissen Vorsicht zu genießen. Nachdem ich die CD ohne sie zu kennen bei einem gemütlichen Samstag-Nachmittags-Grillen eingelegt hatte, wurden bereits während des ersten Stückes, als ich kurz zum Bier holen in den Keller ging, Mordpläne gegen mich geschmiedet.
Im Zentrum des Komplotts: Meine, was extreme musikalische Erlebnisse angeht, sehr geduldige und abgehärtete Ehefrau und ein überzeugter DREAM THEATER-Anhänger. Das sagt eigentlich schon alles!
Bevor ich in die Verlegenheit geriet der halben Sau auf dem Weg ins Nirwana Gesellschaft zu leisten, beugte ich mich voller Verständnis den rohen Gewaltandrohungen und beschloss die CD bei anderen Gelegenheiten weiteren Prüfungen zu unterziehen.

Mit Rockmusik hat "An evening with..." nur im entferntesten Sinne zu tun. Vielmehr spielen sich Jordan Rudess und John Petrucci durch einen Schwung Instrumentalstücke unterschiedlichster Prägung, die aber dabei nur selten den Charakter eines klassischen Konzertes für Klavier und/oder Gitarre verlieren.
Auf die Gefahr hin mich zu wiederholen, aber zu CDs dieser Ausrichtung fällt mir seltenst etwas anderes ein: Das ist zwar vom spieltechnischen Aspekt hochinteressant und über jeden Zweifel erhaben, aber kompositorisch für Nichtmusiker vollkommen belanglos.

John Petrucci entlockt seiner Elektrischen zwar ein paar wunderschöne, gefühlvolle Melodiebögen und lässt sein Instrument in From within phasenweise wie eine Harfe klingen, aber das war es dann auch schon.
Fragmentarisch könnte ich mir diese Kompositionen als instrumentale Exkurse bei einem DREAM THEATER-Konzert vorstellen und daran ein Weilchen Gefallen finden, doch knapp achtzig Minuten am Stück ist das Geklimper und Gefudel einfach nur schwer verdauliche und auf Dauer nervenzehrende Kost.

Da ich zünftigem Grillen im Garten meist den Vorzug vor angestrengtem Musikhören im stillen Kämmerlein gebe, wird diese CD bei mir nicht sehr oft abgespielt werden, und wenn mir schon mal der Sinn nach ernster, klassischer Musik steht, dann werde ich auch weiterhin die Werke eines Rachmaninov, Mahler oder Tschaikovsky jederzeit den eher zweifelhaften Gehversuchen der Herren Petrucci und Rudess in diesem Genre vorziehen.

Martin Schneider, 12.07.2004

 

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