Titel |
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01. Ground Don’t Want Me |
02. Old Black Magic |
03. On The Water |
04. I Still Love You (Now And Then) |
05. The Torch Committee |
06. Silverblade |
07. All Some Kind Of Dream |
08. Losing Battles |
09. A New Man |
10. Blazing Highway Home |
Musiker | Instrument |
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Josh Ritter | Vocals, Guitars |
Jason Isbell | Guitars, Vocals |
Derry Deborja | Piano, Organ |
Chad Gamble | Drums, Percussion |
Jimbo Hart | Bass, Ukulele |
Amanda Shires | Violin, Vocals |
Sadler Vaden | Guitars |
Josh Ritter ist der Tausendsassa der Americana-Musik. Kaum jemand vereint so entspannt Folk, Pop und Heartland-Rock in seinen Songs, ohne dabei orientierungslos zu wirken, wie der Songwriter aus Moscow, Idaho. Einen „best-selling“-Roman („Bright’s Passage“) mit Lob von Stephen King hat er schon geschrieben. Gut aussehen tut er auch noch. Und dann holt er sich für sein neues, inzwischen zehntes Studio-Album nicht nur Jason Isbell nebst Gattin Amanda Shires ins Studio, sondern bekommt Isbells komplette Band (The 400 Unit) gleich noch mit dazu.
Herausgekommen ist dabei ein Album, das alle Erwartungen erfüllt – und mehr. Mit Isbells Hilfe findet Ritter häufiger den Rocker in sich, der es düster krachen lässt, fast schon im Neil-Young-Territorium wildernd (man höre Old Black Magic oder Losing Battles). Aber genauso gut kann er den an Dylan und Cash geschulten Country-Folk-Singer (All Some Kind Of Dream, On The Water) oder findet genau die Schnittmenge von Mellencamp, Petty und Springsteen (A New Man). Und mit der 400 Unit im Rücken lässt es sich auch herrlich im gesamten Americana-Instrumentarium schwelgen. Fingerpicking, spielerische Orgelklänge, einsame Violinen, kräftige Gitarrenriffs – alles passt auf „Fever Breaks“ bestens zusammen und strahlt wie ein langer Spätsommertag.
Dabei sind die Zeiten gar nicht zum Jubeln – auch in Josh Ritters Kosmos nicht. Wie so viele seiner Musikerkollegen arbeitet auch er sich an privaten Tragödien ab und natürlich an Donald Trump und dessen Politik. The Torch Committee kann Angst machen vor einer neuen Zeit des McCarthyismus, in der die Bürger/innen bekennen müssen, dass sie immer Patrioten waren und sind, während ihre Mitmenschen plötzlich bei Nacht und Nebel verschwinden. Der Song beginnt mit unheilvoller Erzählstimme, die an Leonard Cohen erinnert, aber seine ganze Größe entfaltet er erst mit den gespenstischen Violinenmelodien von Amanda Shires, die gegen die polternden Drums von Chad Gamble anspielt. Allein dafür lohnt das Album.
Auch All Some Kind of Dream hebt mahnend den Finger; dieses Mal für Menschlichkeit, die Amerika gerade im Umgang mit Flüchtlingen verlorengeht. „There was a time we took them in. Or was it all some kind of dream“, singt Ritter. Und: „We used to fight for what we knew was right.“ Sie werden ihn dafür hassen, in der Alt.Right-Szene.
Ausklingen darf dieses Album, das definitiv auf die Bestenliste 2019 gehört, dann versöhnlich mit der Ballade Blazing Highway Home – auch so ein Stück, das Isbell sicherlich gerne auf sein eigenes nächstes Album packen würde. Auch wenn es - kleiner Wermutstropfen - verdächtig ähnlich klingt wie Steve Earles Goodbye. Aber wenn schon klauen, dann wenigstens von den Besten.