Titel |
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01. Together We Run |
02. Dpn't Give Up On Us |
03. Still Believe In Love |
04. You Got The Best Of Me |
05. Live To Love Again |
06. The Way We Used To Be |
07. Come Away With Me |
08. After Glow |
09. Let It Rain |
10. Holdin On |
11. All Day All Night |
12. Don't Go |
13. United We Stand |
14. Life Rolls On |
15. Beautiful As You Are |
Musiker | Instrument |
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Neal Schon | Gitarre, Keyboards & Gesang |
Jonathan Cain | Keyboards, Piano & Gesang |
Arnel Pineda | Gesang |
Randy Jackson | Bass & Gesang |
Narada Michael Walden | Schlagzeug & Gesang |
Deen Castronovo | Gesang |
Jason Derlatka | Gesang |
Lange Jahre machten JOURNEY weniger durch ihre Musik von sich reden, als durch Streitigkeiten hinter den Kulissen und Umbesetzungen. So schien es, als ob “Eclipse“ aus dem Jahr 2011 das letzte Album der legendären AOR-Könige bleiben sollte. Doch der Durchbruch für neue Musik kam ausgerechnet im Corona-Lockdown. Denn in dieser Zeit jammte Gitarrist Neal Schon, der zwischendurch vor allen Dingen Solo-Alben veröffentlicht hatte, zusammen mit Schlagzeuger, Keyboarder und Produzent Narada Michael Walden. Dabei entstanden die Grundlagen für etliche der neuen Songs, die nun auf “Freedom“ zu hören sind. Keyboarder Jonathan Cain und Sänger Arnel Pineda steuerten ihre Beiträge aus ihren Heimstudios per Datentransfer hinzu, den Bass übernahm mit Randy Jackson ein alter Bekannter aus “Raised On Radio“-Tagen und am Schlagzeug feierte ebenfalls ein alter Bekannter seine Rückkehr: Deen Castronovo kehrte nach seinem zwischenzeitlichen Aus 2015 in den Schoß der Band zurück und ist hier schon als Sänger (eine Aufgabe, die er ja bereits in der Vergangenheit und zwischenzeitlich bei den REVOLUTION SAINTS inne hatte) auf dem Song After Glow zu hören.
Musikalisch dreht die Band das Rad der Zeit zunächst einmal ganz weit zurück. Der Opener Together We Run ist typischer 80er Jahre AOR, der gut auf die damaligen Alben wie etwa “Frontiers“ gepasst hätte. Überraschenderweise erinnert er mich dabei aber klanglich und kompositorisch fast stärker an die Konkurrenten von TOTO und deren jüngstes Werk “XIV“. Es mag auch an dem „finale furioso“ und dem darin enthaltenen Solo liegen, das so ähnlich auch von Steve Lukather hätte stammen können. Mit dem folgenden Don’t Give Up On Us greifen JOURNEY dabei ein Stück weit in die eigene musikalische „Mottenkiste“ und graben den Anfang des eigenen Mega-Hits Separate Ways (Worlds Apart) aus, um daraus ein komplett neues Lied entstehen zu lassen, das sich zum Ende hin wieder zu einem AOR-Orkan steigert.
Anschließend liefern JOURNEY dann auch – wie wohl die meisten vorausgesagt hätten – mit Still Believe In Love auch die erste Ballade der Scheibe. Eine Nummer, die ohne das Gitarrenspiel von Neal Schon wohl eher was für eine Pop-Band gewesen wäre, so aber den Fans der Gruppe sicher gefallen dürfte, auch wenn die später noch folgende Live To Love Again sicher die typischere Variante ist. Mit Don’t Go sowie You’ve Got The Best Of Me haben JOURNEY auch zwei recht typische Upbeat-Rock-Nummern im Angebot, wie man sie von der Band bereits kennt, aber auch schon mal besser gehört hat – wie etwa bei United We Stand und Life Rolls On, die deutlich eingängiger und länger nachhallend daherkommen.
Aber zum Glück verlassen sich JOURNEY auf “Freedom“ nicht nur auf ihre bekannten Stärken, sondern zeigen auch, dass sie immer auch noch nach ihrer künstlerischen Freiheit streben. So können sie in Holdin On schon fast progressiv vertrackt zu Werke gehen. Und Songs Let It Rain oder All Day And All Night erinnern mit den funkigen Einschüben und vom Sound her fast ein wenig an DAN REED NETWORK. Eine etwas andere Erinnerungskultur gelingt der Band mit The Way We Used To Be und Come Away With Me. Denn mich erinnern diese beiden Songs stark an BAD ENGLISH, die Band, in der Schon und Cain Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre zusammen mit Deen Castronovo und Sänger John Waite (ja, der von Missing You) gespielt hatten.
Ein weiterer positiver Aspekt der Scheibe ist, dass Frontmann Arnel Pineda hier nicht jedes Mal unbedingt versucht wie Gesangs-Legende Steve Perry zu klingen. Natürlich lassen sich Parallelen und Ähnlichkeiten in ihrer Stimmlage und ihrer Art Melodien zu komponieren und transportieren ohnehin nicht leugnen, aber Pineda findet hier mehr zu seiner eigenen Stimme (nachzuhören etwa bei Let It Rain), als dies noch auf den Vorgänger-Scheiben möglich oder gewünscht war. Daneben muss man auch Schons Spiel lobend hervorheben, der mit seinen Riffs, Licks und Soli aber insbesondere auch mit seinem Sound dafür sorgt, dass die Songs nicht zu sehr gleichförmig oder wie ein Wiederaufguss alter Ideen klingen. Er ist im Prinzip der Teil der Band, der sie in die Zukunft treibt, während Cain mit seinen eher typischen Keyboard-Sounds die Basis in der eigenen Vergangenheit darstellt.
In gewisser Weise ist JOURNEY auf “Freedom“ die musikalische Quadratur des Kreises gelungen. Denn zum einen stellen sie damit ihre Fans zufrieden. Die Scheibe hat genügend „klassische“ Elemente, die man sofort mit der Band in Verbindung bringt. Auf der anderen Seite haben sie es aber vermieden, musikalisch komplett stehen zu bleiben. Sie haben immer noch genügend musikalische Originalität, um neue Wege zu beschreiten und Aspekte an ihrem Sound auszuleuchten, die bisher nicht so im Vordergrund standen. Damit werden sie vielleicht nicht gerade an die Verkaufserfolge der „goldenen“ 80er Jahre anschließen, aber sie haben sicherlich ihrer bereits beeindruckenden Band-Geschichte ein weiteres starkes Kapitel hinzugefügt.