Joy Lynn White One More Time, Thortch Recordings, 2005 |
Joy Lynn White | Vocals, Acoustic Guitar | |||
Paul Griffith | Drums | |||
Duane Jarvis, George Bradfute, Richard Bennett | Guitars, Mandolin | |||
David Jacques | Bass | |||
John Jarvis | Hammond B-3, Wurlitzer Piano | |||
Phil Lee | Harmonica | |||
Kyle Lehning | Hammond B-3, Vox Continental | |||
Amy Rigby, Suzi Ragsdale | Background Vocals | |||
| ||||
1. Keep This Love | 7. If You Want My Heart | |||
2. I'm Free | 8. Victim Of Love | |||
3. Certain Boy | 9. Good Rockin' Mama | |||
4. Girls With Apartments In Nashville | 10. Just Some Girl | |||
5. Looking For You | 11. One More Time | |||
6. Love Sometimes | ||||
Joy Lynn White besitzt diesen langen Atem, um im Musikbusiness zu überleben bzw. ihre Integrität zu bewahren. Nachdem sie in den Neunzigern drei mehr oder weniger erfolglose Versuche unternahm, mit Major Companies wie Columbia Records ihre Alben in den Charts zu platzieren und ihr neben guter Kritiken aus der Fachpresse nur ungenügend Erfolg beschieden war, verlegte sie sich zunächst auf's Songwriting für die unersättliche Nashville-Industrie und lebte u.a. von zwei ihrer Kompositionen, die die DIXIE CHICKS auf ihren 90's-Alben "Wide Open Spaces" und "Fly" unterbrachten.
Vom gesanglichen Talent Joy Lynn Whites überzeugt, luden so illustre Künstler wie Lucinda Williams, Buddy Miller, Dwight Yoakam, Kim Richey, Randy Travis und Iris DeMent sie immer wieder mal zu Plattenaufnahmen und Tourneen ein, um von ihrer aussergewöhnlichen Stimme zu profitieren.
So blieb Joy Lynn bei den wesentlichen Leuten stets im Gespräch und konnte nun nach einer etwas längeren Plattenpause auf die angebotenen Dienste eines erfahrenen Produzenten wie Kyle Lehning (u.a. Randy Travis) zurückgreifen und auf dem kleinen Thortch-Label ein Album produzieren, das zwar irgendwo im melodieverliebten Nashville-Fahrwasser mitschwimmt, aber sich zum Glück nicht in dieser abgehalfterten 0815-Routine ertränkt.
Zum einen lebt "One More Time" von Joy Lynns grandiosem Country-Vibrato, welches mit reifer, weiblicher Stimmkraft die unterschiedlichst gelagerten Songs dominiert und sie so in die Liga der Top-Sängerinnen katapultiert. Zum anderen darf sie auf eine ausgebuffte Begleitmannschaft vertrauen, die sich aus Könnern der Marke Duane Jarvis (Gitarre und Co-Autor zweier Songs), George Bradfute (Gitarre - u.a. Webb Wilder, Jason Ringenberg), Paul Griffith (Drums - u.a. John Prine, Allison Moorer) und David Jacques (Bass - u.a. Kate Campbell, Patty Griffin) rekrutiert, welche sich uneigennützig in den Dienst der Sache stellen.
Da klingen z.B. die Gitarren nicht so zahnlos und komprimiert wie bei vielen anderen Nashville-Produktionen, sondern vermitteln tatsächlich eine authentische, rockige Aura, wie beim Opener Keep this love oder dem von Duane Jarvis mitkomponierten Love sometimes.
Der offenbar mit autobiografischen Zügen durchsetzte Countrysong Girls with appartments in Nashville kommt mit seiner trefflichen Instrumentierung aus Pedal Steel und Fiddle völlig unpeinlich rüber und gehört neben der bittersüssen Edelballade Lookin' for you sicher zu den Highlights des Albums. So sollten Mainstream-orientierte Country-Songs klingen. Wenn dann Joy Lynn noch mit Emmylou-Timbre singt, wird schliesslich alles gut.
Mitreissend auch der Country-Gospel von If you want my heart, der im vollakustischen Gewand Höchstnoten einheimst.
Absolut ohrenfreundliches Radiofutter bietet die catchy Hookline von Victim of love. Sowas kommt einem natürlich schwer bekannt vor, macht aber durchaus Spass.
Mit "One More Time" ist Joy Lynn White ein erfreuliches, jederzeit unterhaltsames und abwechslungsreiches Country-Album mit reichlich Rock- und Pop-Einflüssen gelungen. Das willkommene Comeback einer beindruckenden Sängerin, die sich zu keiner Zeit vor den so genannten Grossen in Nashville verstecken muss.