Joyce Hotel "Wir sind eher wie Darth Vader", Interview |
Immer ?fter geraten skandinavische Bands in den Fokus der ?ffentlichkeit. Nach der fast un?berschaubaren Welle aus Schweden und auch Norwegen, sind es nun immer mehr Musiker aus D?nemark, die zurecht offene Ohren finden. Im Vorfeld ihres Auftrittes im Bastard traf ich mich daher mit JOYCE HOTEL, bestehend aus Kristian Funder (Gesang, Gitarre & Keyboards), Bo Karlsson (Gitarre, Keyboards & Gesang), Jacob Clemmensen (Bass & Gsang) und Lars Wraae (Drums) in der Szenekneipe im Prenzlauer Berg mit dem rekordverd?chtig langen Namen "An einem Sonntag im August" zum Interview. Hooked on Music: JOYCE HOTEL gibt es seit ungef?hr f?nf Jahren. Wie habt seid ihr als Band zusammengekommen ?. Kristian: Bo und Jacob, der Gitarrist und der Bassist und ich haben schon l?nger zusammengespielt. Das war in einer Kleinstadt in J?tland. Irgendwann bschlossen wir, nach Kopenhagen umzusiedeln, weil es in der Kleinstadt nat?rlich weniger Auftrittsm?glichkeiten gab und wir live spielen wollten. Also schalteten wir eine Anzeige, um einen Schlagzeuger zu finden. Und dann tauchte Lars auf. Wir ben?tigten einfach noch jemand mit ein bisschen Grips (Gel?chter) HoM: Ihr habt gerade Euer erstes selbstbetiteltes Album ver?ffentlicht. K?nnt Ihr mir etwas dar?ber erze?hlen, vielleicht auch ?ber die Arbeit im Studio? Kristian: Es war ein sehr lange dauernder Entwicklungsprozess. Bo, unser Gitarrist, ist Soundingenieur, also war er f?r die Aufnahmen verantwortlich. Wir haben das meiste in Eigenregie gemacht, Claus Bergman von Kitty Wu, eine anderen d?nischen Band, hat es dann produziert. Zu dieser Zeit waren wir eigentlich ein Trio, Bo, Jacob und ich am Anfang. Es war mehr oder weniger zun?chst eine lange Phase des Ausprobierens einiger Dinge. Zun?chst wollten wir einige einfach Sachen festlegen um dann nach und nach ein Korsett zu haben, um uns von dort aus bewegen zu k?nnen, bis wir ?berzeugt waren, in die richtige Richtung zu gehen. Das Album ist eine Neuver?ffentlichung mit zwei neuen St?cken, die wir jetzt gemeinsam als Band aufgenommen haben. Es war ein wirklich langer Prozess, der manchmal sehr schmerzvoll war und ein anderes Mal sehr viel Spass gebracht hat. Wir wollten etwas ganz spezielles machen, und wenn man dahin gelangen will, muss man ernsthaft seinen Weg gehen. HoM: Wie w?rdet Ihr Eure Musik bezeichnen? Jacob: Daf?r hat Bo die hundertprozentig passende Antwort parat. Bo: Zwei S?tze : Es ist sowohl warm und kalt als auch rot und blau. HoM: Ihr werdet oft mit RADIOHEAD verglichen. St?rt Euch das oder wie denkt Ihr dar?ber? Kristian: Also zun?chst mal : RADIOHEAD ist ein gro?artige Band.wir haben diese Frage nun schon h?ufig beantwortet.die gr??ten Songs von RADIOHEAD finden sich auch ?ber mehrere Alben verteilt, man kann auch Elemente von LAIKA oder den fr?hen PIXIES in der Musik von RADIOHEAD wieder finden. Ich denke, alles ist von Einfluss, wenngleich wir m?glicherweise mehr nach RADIOHEAD klingen, da wir mehr RADIOHEAD h?ren, als andere Sachen. Wir haben vielleicht beide die gleichen Inspirationsquellen. Aber ich glaube, der Vergleich ist einfach nicht fair. Wir sind h?sslicher, w?tender und trauriger, irgendwo. HoM: Gibt es irgendwelche au?ermusikalischen Inspirationsquellen f?r Euch ? Literatur, Filme und so weiter ? Kristian: Doch, viele Filme. Und tats?chlich hat Jacob versucht, "Ulysses" von James Joyce zu lesen, um auch einen Gesamteindruck davon zu haben. Nat?rlich gibt es sehr viele Einfl?sse durch Literatur, aber in dem Moment, wo Du diese Frage gestellt bekommst, f?llt Dir nat?rlich nichts dazu ein.Jacob: Kafka. Kristian: Kafka, nat?rlich. Jacob: Oder "The Magus" von John Fowles. Romane, die wie eine Suche funktionieren, eine Suche nach dem Inneren, was wir auch mit unserer Musik erreichen wollen. Dasselbe ist mit Filmen.Sowohl gr??ere, aber etwas verr?ckte Filme, kleinere Filme. Kristian: "The Addiction" und nat?rlich Wes Anderson, der "The Royal Tenenbaums" gedreht hat, das ist auch ein gro?er Einfluss f?r uns. In erster Linie etwas verr?cktes Zeug, kein Mainstream. HoM: Eure Musik ist nur ein Bestandteil eines umfassenderen Gesamtkonzepts, zusammen mit den Texten, nat?rlich, aber auch grafischen und filmischen Elementen? Kristian: Der Hauptgrund f?r die Tatsache, das alles so zusammenh?ngt, ist das wir das Ganze urspr?nglich als eine Art stilistische Absichtserkl?rung verstanden wissen wollten, wir wollten gute Musik pr?sentieren. Es erwies sich als kommerzieller Selbstmord, aber das war der eigentliche Plan, eine Art Statement abzugeben. Denn wenn Du selbst gute Musik h?rst, bist Du f?r alles offen und es ist dir nicht so wichtig, wer jetzt das Schlagzeug spielt. Der Grund, warum das Video zu unserer Musik also so ist, wie es ist, liegt darin, das wir diese Felder selbst besetzt halten, wir praktisch im eigenen Haus behalten und alles unter Kontrolle haben. Wir haben ja auch unser eigenes Studio. HoM: Gibt es noch irgendwelche anderen d?nischen Bands, die ihr empfehlen k?nnt? Kristian: Eine gro?artige Band sind TRANSMISSION LOW. HoM:Ich denke, da ist eine sehr lebendige, sich entwickelnde Szene in D?nemark. Kennt Ihr LAKE PLACID? Kristian: Oh ja, LAKE PLACID, wir haben mit THE ALPINE gatourt und mit diesen ganzen Bands. Klar, in D?nemakr ist eine kleine Szene, aber es gibt eher die Rocker und dann die Alternativeszene und die Popszene. Und diese sind Pop, die machen im Grunde die Sachen wie die CARDIGANS vor einiger Zeit. Da gibt es viele Bands. Aber wir sind eher auf dem Rockgebiet, daher bin ich nicht so eng an den Leuten aus der Popecke dran. HoM: Stellt Euch vor, ihr w?rdet auf eine verlassen Insel verschlagen und k?nntet nur drei Dinge mitnehmen. Was w?rde das jeweils sein? Bo: Das Internet. (Gel?chter) Das Internet, Berlin und Kopenhagen. HoM: Was sind Eure weiteren Pl?ne f?r dieses und das n?chste Jahr? Kristian: Das ist der erste Teil der Deutschlandtour. Wir werden im Oktober zur?ckkommen. Au?erdem haben wir schon das Studio bestellt.also es wird uns jemand ein Studio errichten, wir planen dann unser eigenes Label. Denn Bo ist ein sehr talentierter Soundingenieur, damit wir annehmen k?nnen, wer oder was auf uns zukommt, um auch anderen K?nstlern zu helfen, sich weiterentwickeln zu k?nnen. HoM: Was wollt Ihr abschlie?end an unsere Leser loswerden, ein bestimmtes Statement? Kristian: Besucht http://www.joycehotel.com, nein. seid nett zueinander. HoM: Vielen Dank und viel Erfolg f?r Eure weiteren Vorhaben Ein herzliches Dankesch?n an dieser Stelle auch an Dennis Saia von Starkult, der das Interview erm?glicht hat und nat?rlich an Alex von PolarZoo f?r die Unterst?tzung vor Ort und daf?r, dass er mich mit einer Hand voll Kompilationen interessanter nordischer Musik versorgt hat. Ralf Stierlen, 1.11.2005 |