Meine erste Julian Dawson Lp war 1987 "As Real As Disneyland".
Ich habe keine Ahnung warum ich sie damals gekauft habe. Den Titelsong muss ich wohl im Radio gehört haben und der hat mich irgendwie gepackt. Vielleicht war es Julians geschmeidige Stimme? Der Rest des Albums hat sich allerdings bis auf zwei, drei Titel nie wirklich in mein Herz gespielt.

Das geschah eigentlich erst 1991 mit der blendenen Scheibe "Fragile As China", die auch heute nach 33 Jahren noch mit einem erstaunlich zufriedenstellendem Qualitätsslevel daherkommt. Völlig verzaubert war ich dann spätestens 1993 mit dem Erscheinen der PLAINSONG Platte "Dark Side Of The Room". Das wunderbare Album eines mächtig talentierten britischen Projekts bestehend aus Julian Dawson, Iain Matthews, Andy Roberts und Mark Griffiths. Ein Funken sprühender Singer-Songwriter-Zirkus mit Herz und Stil. Viele gute Alben folgten und über die Jahre bin ich insbesondere Mr. Dawson treu geblieben und habe fast alle seine Veröffentlichungen verfolgt und wertgeschätzt.

Nun steht also ein freudiges Ereignis ins Haus, denn der Protagonist dieser Eloge wird am 4. Juli 70 Jahre alt und präsentiert uns mit Stolz geschwellter Brust so etwas ähnliches wie ein Best-Of-Album, nur das es nicht so platt betitelt ist, sondern auf dem Cover mit einem etwas kryptischen Zahlenspiel verwundert.

Und, das ist das Bemerkenswerte an dieser Platte: die 13 Songs, die sämtlich aus den bejubelnswerten vier Jahrzehnten von Dawsons Karriere stammen, sind umarrangiert und (fast alle) neu aufgenommen worden. Mit anderen Musikern als seinerzeit im Mai. Erfrischend und mit vielen kleinen musikalischen Details gespickt. Jede Menge alter Kumpels hat sich der gute Julian eingeladen, der sympathische Brite, der seit den späten Siebziger Jahren eine besondere Verbindung zu Deutschland pflegt und hier folgerichtig auch die ersten aufregenden Schritte seiner professionellen Laufbahn unternahm.

So lernte Dawson schon früh den Kollegen Stoppok kennen und freundete sich mit Wolfgang Niedecken von BAP an. Diese drei alten Weggefährten treffen auf der vielleicht kuriosesten Nummer dieses Jubiläums-Albums aufeinander und intonieren die süße NDW Schmonzette Codo, die einst Annette Humpe mit DÖF in die Hitparaden bugsierte. Der Song wird hier als Bonus-Track hinten angehängt und klingt durch allerlei Country-Zierrat bei den drei älteren Herren ziemlich geerdet, wenngleich der Spaß nicht zu kurz kommt. Und irgendwie ist der Refrain ja doch unwiderstehlich.

Da unser Geburtstagskind über die Jahre so viele gute Songs geschrieben hat, verwundert es kaum, das man einige Songs vermisst und sie sich tatsächlich auch gerne in einem dieser taufrischen Arrangements gewünscht hätte. Doch dann wäre wohl ein Doppelalbum notwendig gewesen.

Die hier angebotene Songauswahl zeigt jedenfalls unmissverständlich, das Dawsons Kompositionen reif genug sind, um ihre zeitlose Schönheit auch nach so vielen Jahren mit Bravour zur Schau zu stellen. Die herzzerreißende Ballade You're Listening Now, mit Nicky Hopkins am Piano, sei hier stellvertretend für ein Dutzend toller Songs genannt. Freuen wir uns also auf die anstehenden Konzerte und hoffen, dass die musikalische Abenteuerreise noch lange nicht zu Ende ist. Herzlichen Glückwunsch, Mr. Dawson!