Julian Dawson

Kempen, Paterskirche Kempen, 04.07.2024

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 06.07.2024
Stil: Singer-Songwriter

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Venue: Paterskirche Kempen


Redakteur(e):

Frank Ipach


Wann gab es denn zuletzt Schlangen vor einer Kirche? Wahrscheinlich an Weihnachten. Da feiert bekanntlich Jesus Christus seinen Geburtstag. Am lauen Donnerstagabend jedoch reihen sich Hunderte von Menschen vor der Paterskirche im schönen Kempen am Niederrhein und warteten erwartungsfreudig auf Einlass. Denn ein gewisser Julian Dawson, seines Zeichens Singer-Songwriter britischer Herkunft, begeht seinen 70.Geburtstag und hat zum Konzert geladen. Die intimen und stimmungsvollen Auftritte innerhalb dieses alt ehrwürdigen Gotteshauses gehören schon seit Jahren fest zum Tourplan des englischen Globetrotters, den es nach vielen Jahren in Deutschland inzwischen nach Südfrankreich verschlagen hat.

Das Kempener Publikum und der hoch aufgeschossene Glatzkopf pflegen wohl so etwas wie eine kontemplative Liebesbeziehung. So wundert es also niemanden, dass die Kirche restlos ausverkauft ist und just in dem Moment als Julian die Bühne betritt die 400 Geburtstagsgäste sich anschicken, ein schallendes "Happy Birthday" in den gesegneten Saal zu schmettern. Der sichtlich gerührte Dawson nimmt dies zum Anlass, ein paar warme Worte ins Auditorium zu schicken und - das kennt man von ihm - seinen ersten Song a capella darzubieten. Ein der Künstler, der sich das erlauben kann. Dawsons großes Plus ist sicherlich seine geschmeidige und sympathisch-charismatische Stimme.

Das als akustisches Konzert angekündigte Ereignis nimmt seinen Lauf, als mit Fontaine Burnett der erste musikalische Gast die Bühne betritt und mit seinem Bass und treffsicheren Backing Vocals Julians Songs gekonnt ausschmückt. Ein paar interessante Keyboard verwandte Sounds liefert der Amerikaner mit seienm leicht obskuren Computer gesteuerten Roger Linn Design LinnStrument 128. Beliebte und unverwüstliche Songs wie Under The Volcano nehmen Gestalt an, während Julian ein Juwel nach dem anderen aus dem Ärmel perlen lässt und seine aufmerksamen Anhänger wiederholt zum gemeinschaftlichen Singen einlädt. Bei Gassenhauern wie Rusty Old Car, Blue Tattoo, As Real As Disneyland, Stone Deaf Dumb And Blind, That's Why God Made Saturday Night und How Can I Sleep Without You fällt es niemandem schwer sich gut zu fühlen. Songs, die in runderneuertem Gewand auch auf Dawsons neuem Album zu finden sind. Sein gefeiertes Geburtstagsalbum, das das Geburtstagskind in der Pause zwischen den Sets auch gerne als Compact Disc mit einem freundlichen Lächeln unter die Leute bringt.

Die Stimmung steigert sich als der zweite musikalische Gast in Gestalt von Stefan Stoppok die Bühne entert und mit seiner renitenten Akustikgitarre und entfallenen Textzeilen für ausgelassene Stimmung sorgt. Alte weggefährten wie Stoppok und Julian meistern solche zwickeligen Situationen mit Witz, Charme und Selbstbewusstsein. Denn, nichts ist großartig vorbereitet oder geprobt. Da kommt es auch schon mal zu schrägen Performances, wie Stoppok mit einem breiten Grinsen zugibt. Dass Stefan ein toller Gitarrist und Julian ein bravouröser Mundharmonikaspieler ist zeigt sich im folgenden Blues, der mit Improvisationslaune à la bonheur glänzt. Als Julian dann freudestrahlend seine beiden erwachsenen Töchter zum Mitsingen auf die Bühne einlädt, scheint das traute Familienglück perfekt.

Mit Ali Neander gesellt sich der nächste Gast zu den drei anderen Musketieren und hält sich mit seinen versierten Gitarrenbeiträgen bescheiden im Hintergrund, ganz so wie er es von seinen Jobs als Sidekick von Edo Zanki, Sabrina Setlur, Xavier Naidoo kennt. Seine guten alten Rodgau Monotones, die in den Achtzigern für mächtig Furore sorgten, haben viele Anwesende wohl gar nicht mehr auf dem Schirm.

So gerät das Aha-Erlebnis umso heftiger als Julian Dawson den allseits bekannten Wolfgang Niedecken ankündigt, der unter tosendem Applaus und staunendem Geraune die Bühne betritt. Niedeckens Liebe zu Bob Dylans Songkatalog wird auch an diesem Abend offenbar. So schmettert der kölsche Barde Dylans My Back Pages in unverkennbarer Mundart, um kurz darauf das Publikum mit dem BAP-Klassiker Jraaduss zu verzücken. Rudelsingen inklusive. So richtig warm gesungen, geht's mit Dylans Mighty Quinn weiter in die Vollen und welches Lied bietet sich besser zum Mitgrölen an als Knocking On Heaven's Door. Jede Menge guter Laune und tosender Applaus schwappen durch die heiligen Hallen als Julian Dawson mit seinem a capella vorgetragenen World Keeps On Changing den gelungenen Abend gefühlstrunken beschließt.

 

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