Jürgen Vollmer Wie ich John Lennon die Haare schnitt, vor Romy Schneider davonlief und Catherine Deneuve zum Lachen brachte, Edel, 2013 von: Jürgen Vollmer |
ISBN: | 978-3-8419-0193-4 |
Umfang: | 220 Seiten |
Preis: | 29,95 € zzgl. Versandkosten |
Wer sich jemals mit den BEATLES - und besonders deren frühen, sprich Hamburger, Tagen - auseinandergesetzt hat, der ist unweigerlich auf Namen wie Astrid Kirchherr, Klaus Voormann und Jürgen Vollmer gestoßen. Die Beziehung der Drei zu und auch ihr Einfluss auf die Liverpooler war zweifelsohne von großer Bedeutung in deren Karriere. Voorman gestaltete später das Plattencover für das BEATLES-Album "Revolver" und Astrid war bereits in Hamburg mit dem "fünften BEATLE" Stuart Sutcliffe zusammen. Hier und da wird ihr der Verdienst zugeschrieben, die "Beatles-Frisur" erfunden zu haben. In diesem Buch hier wird klar, dass Jürgen Vollmer das Vorbild für den bald weltberühmten "Pilzkopf" war.
Der angehende Fotograf hatte den Haarschnitt natürlich nicht erfunden, sondern sich wiederum von französischen Kunststudenten und Halbstarken inspirieren lassen. Wie das dann genau zuging und wie eine lebenslange Freundschaft zu den BEATLES - besonders zu John Lennon und Paul McCartney - entstand, das kann man in seinen "Memoiren" lesen.
Hinter dem etwas sperrigen Titel "Wie ich John Lennon die Haare schnitt, vor Romy Schneider davonlief und Catherine Deneuve zum Lachen brachte" verbergen sich die "Erinnerungen eines Fotografen", wie Vollmer etwas tiefstapelt.
Wie schon der Buchtitel zeigt, war er den Mitgliedern der Band auch nach der Aus verbunden, ziert doch das Cover das gleiche Bild, welches auch auf John Lennons "Rock'n'Roll"-Album Verwendung fand und das natürlich Vollmer in der Hamburger Zeit geschossen hatte.
In Hamburg hielt es Vollmer aber nie lange und meist zog es ihn nach Frankreich, genauer nach Paris. Seinen Aufstieg, vom Assistenten zum weltbekannten Set-Fotografen beim Film erlebt man in etlichen Episoden mit. Dabei hat das Buch keine durchgehende Handlung, sondern setzt sich aus - größtenteils sehr unterhaltsamen - kleinen Geschichten zusammen.
Vollmer ist natürlich, wie die meisten seiner Fotoobjekte, ein Kind der 60er und die Eigenschaften jener Generation haben ihn zeitlebens begleitet. Ein gewisses Rebellentum gehört da ebenso dazu, wie etwas offenere sexuelle Einstellungen und auch einen gewissen Hang zur Melancholie. In einem Kapitel - in seinen späteren Jahren - tendiert Vollmer gar zum Suizid, womit er kein Bisschen hinter dem Berg hält, sondern den Leser munter an seinen Überlegungen und seiner Taktik teilhaben lässt. Zum Glück, passte er sogar nicht in den auserkorenen Schützenverein, sonst hielten wir dieses Buch nicht in den Händen.
Neben den im Buchtitel erwähnten Stars, finden sich noch sehr unterhaltsame, teils aufschlussreiche, oft witzige Geschichten, über John Mellencamp, Barbra Streisand, Rudolf Nurejew - welcher es offenbar auf Vollmer abgesehen hatte -, und weiteren Stars, wie Roman Polanski. Eine Mischung aus Draufgängertum und fast scheuem Respekt hat ihm immer wieder Türen geöffnet, bzw. den Auslöser seiner Kamera im rechten Moment betätigen lassen.
Hier und da fehlt mir bei seinen Erzählungen mal der Sinn dahinter, bzw. verpasse ich womöglich die Pointe? Die Episode mit Michael Kamen "In einem New Yorker Club 1970", auf gerade mal zwei Seiten, ist für mich durchaus verzichtbar. Weniger verzichtbar, sondern beinahe unverzichtbar wären manche der Fotos, von den Vollmer erzählt und die er anscheinend auch geschossen hat. Zwar ist das Buch mit etlichen Fotos illustriert und es sind auch wirklich sehr gute darunter, aber ohne die dazugehörigen Storys blieben manche blass und - wie gesagt - ein paar der Fotos, von denen er spricht und die teils unter irrwitzigen Bedingungen zustande kamen hätte der Leser doch durchaus gern gesehen.
So sind es doch mehr die Geschichten, die unterhalten und die Jürgen Vollmer auch unterhaltsam rüberbringt. Seine lockere, unprätentiöse Art, hat ihm die Achtung von Kollegen, Auftraggebern und Stars eingebracht und davon profitiert auch sein Buch. Eine feine Lektüre für zwischendurch. Und wie war das jetzt mit Romy Schneider und Catherine Deneuve? Tja, das müsst ihr schon selbst nachlesen.