Justin Currie The Great War, Rykodisc, 2010 |
Justin Currie | Vocals, Bass, Acoustic Guitars, Farfisa Organ, Fender Rhodes | |||
Mick Slaven | Electric Guitars | |||
Stuart Nisbet | Electric Guitars, Pedal Steel | |||
Nick Clark | Bass, Backing Vocals | |||
Peter Adams | Piano, Wurlitzer | |||
Jim McDermott | Drums, Percussion | |||
Andy May | Piano, Organ | |||
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01. A Man With Nothing To Do | 07. Ready To Be | |||
02. Anywhere I'm Away From You | 08. The Way That It Falls | |||
03. At Home Inside Of Me | 09. As Long As You Don't Come Back | |||
04. You'll Always Walk Alone | 10. Everyone I Love | |||
05. Can't Let Go Of Her Now | 11. Baby, You Survived | |||
06. The Fight To Be Human | ||||
Musikalisch stehen die Zeichen offenbar auf Rückbesinnung. Justin Currie ist zumindest ungefähr dahin zurückgekehrt, wo er einst die Route seiner ex-Band DEL AMITRI verließ. Er arbeitet nicht nur mit dem Produzenten des zweiten DELS Albums, Mark Freegard, zusammen, sondern sichert sich mit Gitarrist Mick Slaven sogar die Unterstützung eines weiteren alten Weggefährten aus den späten Achtziger Jahren.
Curries erstes Soloalbum "What Is Love For" aus dem Jahre 2007 ließ den Verlust der schottischen Songwriter Ikonen DEL AMITRI seinerzeit noch schmerzlicher erscheinen, geriet Justins damalige Songsammlung doch arg introspektiv, leicht verzweifelt, düster und im Rückblick zu sehr balladenfixiert, sprich wenig abwechslungsreich, wenn auch mit einigen Glanzpunkten.
Mit seinem aktuellen Werk tritt Currie heraus aus dem kühlen Halbdunkel und blinzelt zeitweilig sogar grinsend in die aufgehende Sonne. Seine Handschrift auf "The Great War" bleibt natürlich unverkennbar, gleichwohl er sich Mühe gibt, die grau gefärbte Stimmung seines letzten Albums nicht zu wiederholen. Wie er selber sagt, wollte er eine ausgewogene Balance aus Uptempo-Songs und Balladen bewirken, was ihm auf "The Great War" durchaus gut gelungen ist. Die schnelleren Songs wie A man with nothing to do, das fluffige Can't let go of her now, das grandiose As long as you don't come back und das angerockte Ready to be erinnern doch sehr stark an glorreiche DEL AMITRI Tage, was den Fan einerseits froh und glücklich stimmen wird, jedoch die Vermutung nahelegt, dass diese prickelnde Chemie vergangener Tage nie mehr wieder zu erreichen sein wird, weil ein wichtiges Glied in der Kette zu fehlen scheint, nämlich Co-Autor und Ideengeber in Sachen Arrangement und Sound, Iain Harvie.
Curries Händchen für feine Hooklines und geschmeidige Pop-Songs ist glücklicherweise nicht erlahmt, seine ausgefeilte Lyrik bleibt einzigartig und zeigt ihn weiterhin als Grenzgänger zwischen Romantik und Sarkasmus, und seine Balladen klingen nach wie vor steinerweichend (höre: You'll always walk alone). Doch dieser haftenbleibende clevere Schmiss, die unbedingte Strahlkraft einiger Songs lässt dann doch zu wünschen übrig.
Currie sagt zwar selbst, die traditionellen Möglichkeiten eines Standard-Popsongs böten ihm noch genügend Möglichkeiten zufriedenstellende Spannungsmomente zu kreieren, doch wenn man das neue Album mit kritischen Ohren hört und die rosarote Fan-Brille absetzt, bleibt nicht mehr übrig als ein sympathisches und angenehmes, solides und mit ein paar exquisiten Songperlen bestücktes Album, das beweist, dass Justin Curries Korsettstangen zwar mit hübscher Patina überzogen sind, aber durchaus auch einer Generalüberholung bedürften. Des Schotten Kampf um Anerkennung beschreibt er selbst wohl am besten: "If I have a mission as an artist, it would be to get a little more poetry into the great warehouse of rock music. All I can do is get it out there and fight to be heard; that's the great war."