Justin Sullivan

Surrounded

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 10.05.2021
Jahr: 2021
Stil: Folk
Spiellänge: 64:42
Produzent: Justin Sullivan

Links:

Justin Sullivan Homepage


Plattenfirma: earMUSIC

Promotion: Oktober Promotion


Redakteur(e):

Marc Langels


s. weitere Künstler zum Review:

New Model Army

Johnny Cash

Titel
01. Dirge
02. Amundsen
03. Coming With Me
04. Clean Horizon
05. Stone And Heather
06. 28th May
07. Akistan
08. Unforgiven
 
09. Sao Paulo
10. 1975
11. Sea Again
12. Clear Skies
13. Rip Tides
14. Daughter Of The Sun
15. Ride
16. Surrounded
Musiker Instrument
Justin Sullivan Gesang & Gitarre
Gastmusiker:
Jon Thorne Bass
Tom Moth Harfe
Ceri Monger Dulcimer
Matt Bourne Harmonium
Anna Douglas Gesang
Laura Shackleton Gesang
Tobias Unterberg Cello
Henning Nugel Violine & Flöten
Michael Dean Percussion & Gesang
Dean White Gitarre
Matthew Evens Vibraphon
Shir-Ran Yinon Violine
Marshall Gill Gitarre

Es läuft gerade wirklich gut für Justin Sullivan. Der Mann mit der charismatischen Stimme hat vor zwei Jahren mit seiner Stammband NEW MODEL ARMY und dem Album “From Here“ den höchsten Chart-Erfolg in Deutschland gefeiert (und das nach knapp 40 Jahren Existenz), im vergangenen Jahr machten NMA dann mit einer remixten Version des Albums “Carnival“ noch einmal auf sich aufmerksam und in diese Jahr nun kommt er einfach mal überraschend mit einem neuen Solo-Album um die Ecke in Form von “Surrounded“.

Foto-Credit: Thibaut Lafaye

Man merkt der Scheibe zu jeder Zeit an, dass hier ein Songwriter und Geschichtenerzähler die Gelegenheit zu Beginn des ersten Corona-Lockdowns im vergangenen Jahr ergriffen hat, eine etwas andere Seite von sich zu zeigen. Justin Sullivan sagt denn auch selbst über die Entstehung des Albums: „Unter den gegebenen Umständen war es nicht besonders überraschend, dass dies der Moment war, um eine weitere Solo-Platte zu machen, und die Songs kamen in den ersten Wochen des Lockdowns wie aus dem Nichts. Es geht nicht so sehr darum, 'was in der Welt passiert'. Wie bei "Navigating by the Stars", das in der Zeit nach 9/11 geschrieben wurde, wollte ich über andere Dinge schreiben - einige bekannte Geschichten, einige weniger bekannte, einige autobiografische und eher eine Landschaft der Fantasie als ein sozialer Kommentar. Ich bin dankbar für die vielen musikalischen Beiträge, die ich von Freunden erhalten habe und die helfen, all die verschiedenen Atmosphären und Orte zu erschaffen; es ist ein langes Album, aber es scheint, als gehörten alle Songs zu einer Sammlung. Ich hoffe, den Leuten gefällt es."

Also sollte man sich von der Scheibe keine hymnischen Gassenhauer erhoffen, wie sie Sullivan so häufig mit der NEW MODEL ARMY abliefert. Vielmehr bestimmen hier sehr ruhige, durch die Bank weg düstere Stücke den Klangkosmos. Schon der etwas trübsinnig betitelte Opener Dirge (deutsch so viel wie Klagegedicht oder Trauerlied) sorgt mit seinem gesummten Anfang für eine echte Überraschung und setzt damit so ein wenig ein Signal für die folgenden knapp 65 Minuten. Ruhige, sehr zurückgenommene Klänge von Akustik-Gitarren, manchmal unterstützt von Keyboard-Sounds und Bass oder auch Harfe kommen zusammen mit den dazu passenden nachdenklichen Texten, die manchmal historische Personen, wie in Amundsen, oder aber Orte wie in Sao Paulo sowie auch persönliche Erlebnisse und Beobachtungen besingen.

Foto-Credit: Thibaut Lafaye

Natürlich haben die Stücke alleine schon durch den Klang der Stimme einen gewissen NEW MODEL ARMY-Touch und auch einige der Songs wie etwa Amundsen, Unforgiven oder auch Clear Skies hätten auch auf eine Scheibe der Alternative-Legenden gepasst. Aber zum Beispiel Sao Paulo ist eine düstere Erzählung, die von der Tonlage und Stimmung fast Johnny Cash-ähnlich (speziell zu dessen “American Recordings“-Phase) daherkommt. Generell leben die 16 Stücke auf dem Album vor allen Dingen von der Stimmung. Denn eine Hymne wie sie Sullivan mit NMA etwa in 51st State oder aber Vagabonds geschaffen hat, die gibt es hier nicht – kann es aber auch gar nicht, weil die Lieder deutlich introvertierter und zurückhaltender sind.

Dennoch sind die Stücke auf “Surrounded“ nicht weniger begeisternd, aber eher deswegen, weil sie den Zuhörer auf eine intime musikalische Reise mitnehmen. Dabei gehen sie der Frage nach, wie sich denn wohl der berühmte norwegische Polarforscher Amundsen nach seiner Rückkehr in die Heimat gefühlt haben mag und wie er mit den Erlebnissen umgegangen ist. Und das verpackt Sullivan atmosphärisch sehr packende Musik, die den Hörer gefangen nimmt. Ganz genau so wie bei 28th May oder auch 1975. Die Stücke fordern auch vom Hörer, dass er sich in sie hineinfühlt, um diese Stimmung einzufangen und auf sich wirken zu lassen. Und diese sollte man sich auch wirklich nehmen, denn dann entfaltet das Album eine ganz besondere Magie, der man sich nur sehr schwer entziehen kann.

Mit der Veröffentlichung von “Surrounded“ erscheint zudem zeitgleich übrigens auch eine Neuauflage von Sullivans erstem Soloalbum “Navigating By The Stars“, welches bislang nur auf CD veröffentlicht wurde und seit vielen Jahren nicht mehr erhältlich war. Die Original-Aufnahmen wurden für diese Neuauflage nicht verändert, allerdings wurden zwei Bonus-Tracks hinzugefügt: Sooner Or Later“, das erstmals 2003 auf einer B-Seite erschien, und The Wreck Of The Essex, ein Song, der später im selben Jahr geschrieben und aufgenommen wurde. Insofern haben Fans von Sullivan gleich zwei Mal Grund zur Freude.

 

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