Karla Bonoff

Live

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 25.11.2007
Jahr: 2005

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Karla Bonoff Homepage



Redakteur(e):

Steve Braun


Live, Restless Nights Releases, 2005
Karla Bonoff Vocals, Piano, Guitar
Nina Gerber Guitar
Kenny Edwards Bass, Mandolin, Pedal-Steel, Cello, Backing Vocals
Scott Babcock Drums, Backing Vocals
Produziert von: Robinson Eikenberry Länge: 89 Min 22 Sek Medium: Do-CD
CD 1:
1. I Can't Hold On7. New World
2. Home8. How Long
3. If He's Ever Near9. Falling Star
4. Isn't It Always Love10. Rose In The Garden
5. Like A Compass11. Daddy's Little Girl
6. Please Be The One
CD 2:
1. All My Life6. Wild Heart Of The Young
2. Baja Oklahoma7. Tell Me Why
3. What About Joanne8. Goodbye My Friend
4. Lose Again9. Someone To Lay Down Beside Me
5. Never Stop Her Heart10. The Water Is Wide

Der erste Eindruck beim Hören eines völlig unbekannten Künstlers/in sticht zumeist. Als ich Karla Bonoffs Album "Live" erstmals hörte, dachte ich zu allererst: der "weibliche" Jackson Browne. Nicht nur die Musik erinnerte mich an glorreiche Alben wie "Late For The Sky", "For Everyman" oder gar das legendäre "Running On Empty", nein: Mrs. Bonoff sitzt wie Browne vorwiegend am Piano bzw. hinter der akustischen Klampfe und auch die leisen Ansagen sind nahezu deckungsgleich. Ihre zarte, aber trotzdem ausdrucksstarke Stimme zieht unwillkürlich, magisch in den Bann. Folgerichtig gibt sie Browne, neben James Taylor, J.D. Souther und Linda Ronstadt als maßgebliche Quelle der musikalischen Einflüsse an.

Die Kalifornierin Karla Bonoff, 1952 in L.A. geboren, ist schon sehr lange unterwegs und obwohl ich mich, vor allem Anfang 80er, ausgiebigst mit Westcoast-Music auseinandergesetzt habe, hat sie niemals meine Wege gekreuzt. Bereits 1977 erschien ihr Debut-Album, nachdem sie zuvor diverse Linda Ronstadt-, und Wendy Waldman-Scheiben mit ihren Background-Vocals verschönert hatte. Ihr letztes 'reguläres' Album war "New World" von, man höre und staune, 1988 bei dem Peter Frampton mit gewirkt hatte. Seitdem gab es eigentlich nur noch zwei Best-Of-Compilatons. Ansonsten wirkte Karla Bonoff an zwei Soundtracks, wobei "Footloose" der Bekannteste sein dürfte, mit. Ferner gab es drei Veröffentlichungen mit BRYNDLE sowie unzählige Gastauftritte u. a. für Warren Zevon, Kenny Loggins und Andrew Gold. Eine viel beschäftigte Musikerin also, aber für Solo-Projekte hatte es zwischenzeitlich, aus welchen Gründen auch immer, nicht gereicht. Derzeit steht sie gar ohne festes Label da, sodass die vorliegende "Live"-Scheibe erst mit Verspätung über schwedische Umwege auf unseren Schreibtischen gelandet ist.

Dieses Konzert wurde am 24.10.2004 in Santa Barbara CA aufgenommen, quasi ein Heimspiel für Karla Bonoff. Begleitet wurde sie durch ihren langjährigen Partner, dem Multiinstrumentalisten Kenny Edward sowie der ganz exquisiten deutschstämmigen Gitarristin Nina Gerber. Der Ex-BRYNDLE-Gründer Scott Babcock vervollständigte die Touring-Band.
Musikalisch ist's Westcoast, wie er typischer nicht sein könnte: Gebremster, relaxter Rock mit kräftigen Folk-Sprengseln, auch balladeske Singer/Songwriter-Einflüsse sind deutlich zu vernehmen. Sie nimmt den Faden der 'Flower-Power-Hippies' auf und spinnt ihn gekonnt weiter. Die im ersten Absatz genannten Künstler haben ihre Spuren hinterlassen, aber auch Carly Simon kommt mir in den Sinn. Karla Bonoffs Stimme ist wohltönend und klar, immer leicht melancholisch, 'Moll' überwiegt eindeutig. Der Satzgesang ist wunderschön akzentuiert. Vor allem wenn Kenny Edwards zum Cello greift, wird es sofort besinnlich. Karlas Texte sind persönlich, tiefgründig und emotional, für meinen Geschmack manchmal etwas zu sehr - zu sehr berührt mich solches 'Seelen-Striptease' eher peinlich.

Mit I Can't Hold On eröffnet Mrs. Bonoff den Reigen recht flott. Feinste Piano-Einlagen gibt's bei Isn't It Always Love, einem der ältesten Songs. Der m. E. schönste Song der ersten CD ist Please Be The One, das eine geradezu hypnotische Kraft auf mich entwickelt. How Long ist das einzige Cover auf "Live", von ihrem langjährigen Freund und Wegbegleiter Andrew Gold komponiert. Ein Schwachpunkt der ersten CD ist die relative Gleichförmigkeit der Arrangements - etwas intensivere Stimmungsbögen würde ich mir wünschen.
Das bessert sich auf der zweiten CD: mit What About Joanne und Tell Me Why wird gar richtig losgerockt. Auf Baja Oklahoma setzt eine depressive Pedal-Steel bittersüße Farbtupfer. Das stimmungsvolle Goodbye My Friend, eine der bekanntesten Nummern Karla Bonoffs, beschließt den Set. Allerdings gibt's mit Someone To Lay Down Beside Me eine grandiose Zugabe, der mit großem Abstand schönste Song von "Live" überhaupt.

Karla Bonoffs "Live" ist eine Zeitreise zurück in die Heydays des Westcoast Mitte der 70er Jahre. Wer "Innovationen" (welch' hässliches Wort im Zusammenhang mit Musik!!) sucht, ist ganz sicher fehl am Platze. Wer sich dagegen gerne von melancholischen Klängen in den Bann ziehen lässt, der wird mit dieser Doppel-CD aufs Beste bedient.

Steve Braun, 25.11.2007

 

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