Live, Restless Nights Releases, 2005 | ||||
Karla Bonoff | Vocals, Piano, Guitar | |||
Nina Gerber | Guitar | |||
Kenny Edwards | Bass, Mandolin, Pedal-Steel, Cello, Backing Vocals | |||
Scott Babcock | Drums, Backing Vocals | |||
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CD 1: | 1. I Can't Hold On | 7. New World | ||
2. Home | 8. How Long | |||
3. If He's Ever Near | 9. Falling Star | |||
4. Isn't It Always Love | 10. Rose In The Garden | |||
5. Like A Compass | 11. Daddy's Little Girl | |||
6. Please Be The One | ||||
CD 2: | ||||
1. All My Life | 6. Wild Heart Of The Young | |||
2. Baja Oklahoma | 7. Tell Me Why | |||
3. What About Joanne | 8. Goodbye My Friend | |||
4. Lose Again | 9. Someone To Lay Down Beside Me | |||
5. Never Stop Her Heart | 10. The Water Is Wide | |||
Der erste Eindruck beim Hören eines völlig unbekannten Künstlers/in sticht zumeist. Als ich Karla Bonoffs Album "Live" erstmals hörte, dachte ich zu allererst: der "weibliche" Jackson Browne. Nicht nur die Musik erinnerte mich an glorreiche Alben wie "Late For The Sky", "For Everyman" oder gar das legendäre "Running On Empty", nein: Mrs. Bonoff sitzt wie Browne vorwiegend am Piano bzw. hinter der akustischen Klampfe und auch die leisen Ansagen sind nahezu deckungsgleich. Ihre zarte, aber trotzdem ausdrucksstarke Stimme zieht unwillkürlich, magisch in den Bann. Folgerichtig gibt sie Browne, neben James Taylor, J.D. Souther und Linda Ronstadt als maßgebliche Quelle der musikalischen Einflüsse an.
Die Kalifornierin Karla Bonoff, 1952 in L.A. geboren, ist schon sehr lange unterwegs und obwohl ich mich, vor allem Anfang 80er, ausgiebigst mit Westcoast-Music auseinandergesetzt habe, hat sie niemals meine Wege gekreuzt. Bereits 1977 erschien ihr Debut-Album, nachdem sie zuvor diverse Linda Ronstadt-, und Wendy Waldman-Scheiben mit ihren Background-Vocals verschönert hatte. Ihr letztes 'reguläres' Album war "New World" von, man höre und staune, 1988 bei dem Peter Frampton mit gewirkt hatte. Seitdem gab es eigentlich nur noch zwei Best-Of-Compilatons. Ansonsten wirkte Karla Bonoff an zwei Soundtracks, wobei "Footloose" der Bekannteste sein dürfte, mit. Ferner gab es drei Veröffentlichungen mit BRYNDLE sowie unzählige Gastauftritte u. a. für Warren Zevon, Kenny Loggins und Andrew Gold. Eine viel beschäftigte Musikerin also, aber für Solo-Projekte hatte es zwischenzeitlich, aus welchen Gründen auch immer, nicht gereicht. Derzeit steht sie gar ohne festes Label da, sodass die vorliegende "Live"-Scheibe erst mit Verspätung über schwedische Umwege auf unseren Schreibtischen gelandet ist.
Dieses Konzert wurde am 24.10.2004 in Santa Barbara CA aufgenommen, quasi ein Heimspiel für Karla Bonoff. Begleitet wurde sie durch ihren langjährigen Partner, dem Multiinstrumentalisten Kenny Edward sowie der ganz exquisiten deutschstämmigen Gitarristin Nina Gerber. Der Ex-BRYNDLE-Gründer Scott Babcock vervollständigte die Touring-Band.
Musikalisch ist's Westcoast, wie er typischer nicht sein könnte: Gebremster, relaxter Rock mit kräftigen Folk-Sprengseln, auch balladeske Singer/Songwriter-Einflüsse sind deutlich zu vernehmen. Sie nimmt den Faden der 'Flower-Power-Hippies' auf und spinnt ihn gekonnt weiter. Die im ersten Absatz genannten Künstler haben ihre Spuren hinterlassen, aber auch Carly Simon kommt mir in den Sinn. Karla Bonoffs Stimme ist wohltönend und klar, immer leicht melancholisch, 'Moll' überwiegt eindeutig. Der Satzgesang ist wunderschön akzentuiert. Vor allem wenn Kenny Edwards zum Cello greift, wird es sofort besinnlich. Karlas Texte sind persönlich, tiefgründig und emotional, für meinen Geschmack manchmal etwas zu sehr - zu sehr berührt mich solches 'Seelen-Striptease' eher peinlich.
Karla Bonoffs "Live" ist eine Zeitreise zurück in die Heydays des Westcoast Mitte der 70er Jahre. Wer "Innovationen" (welch' hässliches Wort im Zusammenhang mit Musik!!) sucht, ist ganz sicher fehl am Platze. Wer sich dagegen gerne von melancholischen Klängen in den Bann ziehen lässt, der wird mit dieser Doppel-CD aufs Beste bedient.