Los Lobos

Karlsruhe, Zeltival, 06.07.2012

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Konzertbericht

Reviewdatum: 13.07.2012
Stil: Roots Rock, Blues, Mexican Folk

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


Los Lobos,
Karlsruhe, Zeltival, 06.07.2012

LOS LOBOS seit Jahren wieder einmal in Deutschland! Noch nie habe ich diese Band, die ich zu meinen Favoriten zähle, auf der Bühne erlebt und so ist es für mich nur eine kurze Überlegung, bis ich ins Auto steige und die 2 ½ Stunden in den Südwesten der Republik fahre. Da dort das Wetter meist etwas angenehmer ist und mir das "Zeltival" in Karlsruhe auch schon hier und da positiv zu Ohren gekommen ist, fällt die Entscheidung noch etwas leichter. Frau ins Auto gepackt und ab geht’s!
Die Straßenbahn vor Ort macht die Fahrt vom Hotel zum ehemaligen Fabrikgelände, auf dem das Kulturzentrum Tollhaus und damit der Veranstaltungsort des "Zeltivals" liegt, noch etwas spannend, aber kurz vor 20.30 betreten wir die Anlage. Um das ansprechende Ambiente des mehrwöchigen Festivals zu genießen, bleibt uns keine Zeit mehr. Mittels einer Art Gong wird der Beginn des Konzertes verkündet und die Besucher strömen ins Zelt. So auch wir, mit zwei eilends besorgten Bier ausgerüstet.
Gut 500 Leute finden sich vor der Bühne ein und wenn auch noch Platz für eine weitere Hundertschaft gewesen wäre, so ist es doch gut gefüllt. Bleibt den Fans mehr Platz um sich zu den Klängen von LOS LOBOS zu bewegen.

Ein richtiges Arsenal von Gitarren ist über die Bühne verteilt und nachdem die Band unter großem Jubel die Bühne betreten hat, greifen sich die Herren zunächst die akustischen Instrumente. Und schon fühlt man sich wie in Mexiko! Wenn David Hidalgo Finger und Plektrum wieselflink über die Saiten der kleinen, sehr perkussiv klingenden, Gitarre flitzen lässt und seine Compadres einen mitreißenden Rhythmus auf ihren Instrumenten entfachen, kommt sofort Bewegung in jedes Bein. Völlig unaufgesetzt und unangestrengt geht hier augenblicklich eine Fiesta ab. Die Vocals teilt sich Hidalgo - bärtig und mit silbergrauen Haaren - mit Cesar Rosas, der gleichfalls beeindruckend über seine Saiten wirbelt. So etwas kann man nicht komplett lernen - da braucht es auch Veranlagung dazu.
Die Herren trinken Rotwein und singen von Herz und Leid, wie es in dieser Musik -stark Polka-beeinflusst - nun mal am besten kommt. Besonders drückt sich das in La Pistola Y El Corazon vom gleichnamigen Album aus. Wenn sich Hidalgo das Akkordeon umschnallt, bekommt das Ganze noch einen zusätzlichen Drive und man ist versucht, sich in pseudo-spanischen Zwischenrufen (Arriba?) und verrückten Tänzen zu ergehen.

David Hidalgo vergisst nicht zu erwähnen und sich dafür zu bedanken, dass die Deutschen das Akkordeon mit nach Amerika gebracht hätten und so diese typische Musik erst ermöglicht hätten. Gerade in den schwungvollen mexikanischen Titeln, wie Ay Te Dejo En San Antonio, ist das natürlich ein Heidenspaß - für Band wie Publikum, wenn das Akkordeon die Führung übernimmt. Brillant gespielt von Hidalgo.
Jener ist es auch, der zunächst die Hauptkonversation betreibt und öfter auf "Kiko", eines meistgelobten Alben der Band, verweißt. Daraus stammt auch der Song Saint Behind The Glass in der Version ihres Akustikalbums "Acoustic En Vivo".
Eine richtig tolle Bandleistung bis dato und es wird noch besser, denn langsam gehen LOS LOBOS in den "elektrischen Teil" über. Ihr angestammter Drummer Louie Perez spielt mittlerweile überwiegend Gitarre und wechselt wie der Rest dann auch zur E-Gitarre, wie sein Rhythmus-Kollege Conrad Lozano an den E-Bass wechselt. Letzterer scheint mit am meisten Spaß auf der Bühne zu haben, denn das breite Grinsen weicht ihm selten aus dem Gesicht.

Jetzt wird es naturgemäß oft bluesiger, gern psychedelisch angehaucht und mit verschiedensten Einflüssen von Roots Rock bis Folk und Jazz. Der Titelsong von "Kiko" verzaubert hier ebenso wie das vibrierende Wicked Rain (tolles Solo von David Hidalgo!). Mit den "Plattenversionen" kann man das selten vergleichen. Die Band geht hier oft weit über die Grenzen der bekannten Versionen hinaus. Besonders Hidalgo ergeht sich gern in ausufernden, fast wilden Gitarrensoli. Das kommt für mich besonders überraschend, denn bisher dachte ich immer, dass Cesar Rosas der Lead-Gitarrist der Band sei. Aber keine Sorge, auch er kommt nicht zu kurz, und ob Gibson SG oder Fender Tele, er hat jederzeit das richtige Händchen um die Soli seines Mitstreiters zu kontern. Dabei geht er nicht ganz so verspielt ans Werk, trumpft aber mit blitzschnellen Läufen und einfallsreicher Saitenarbeit auf.
Saxofonist und Keyboarder Steve Berlin kommt jetzt eine tragendere Rolle zu, auch wenn sein Spiel eher im Hintergrund bleibt und sich in den Sound der Band einfügt. Dieser Sound ist dermaßen gut, dass man echt staunen muss. Lediglich der Gesang kommt bei mir nicht ganz so gut an, aber das ist normal, wenn man zu nahe am Bühnenrand steht.

Wie könnte ich mich aber weiter hinten aufhalten? Ob die bluesig, abgespacte Variante ihrer Musik oder so treibende und sehr rockige Roots Rock-Songs wie Evangeline - ich schwanke zwischen hemmungsloser Begeisterung und lautem Mitsingen (soweit ich ein paar Brocken vom Text kann) und verblüfftem Zuschauen.
Cesar Rosas gibt bei Don't Worry so richtig Gas und sorgt dafür, dass mich der Song hier ein bisschen an den Klassiker Baby, Please Don't Go erinnert.
Zwischenzeitlich kehrt die Band zum Marriachi-Sound zurück und David Hidalgo bittet zwei junge Damen aus Publikum zum Tänzchen auf der Bühne, während er mit dem Akkordeon für den treibenden Groove sorgt.
Bei diesem Stichwort muss auch zwingend der Schlagzeuger Cougar Estrada erwähnt werden, der mit seinem jugendlichen Charme und seiner Energie Band und Songs zusätzlich anheizt. Klasse!

Die Zeit vergeht wie im Fluge und bald sind gut anderthalb Stunden vorbei und die Band verabschiedet sich erst einmal. Zur obligatorischen Zugabe lässt sie sich von den Zurufen aus dem Publikum inspirieren und viel beklatscht wird das melancholische Emily - vom 1990er Album "The Neighborhood" - gebracht. Anfangs gewohnt ruhig aber dann mit immer mehr Zug. Anschließend geht Hidalgo in Robert Johnsons Love In Vain über, was ihm den Kommentar von Rosas einbringt: "He's crazy now".
"Crazy" wird auch das Publikum, denn natürlich darf nun La Bamba nicht mehr fehlen, was Cesar Rosas die Gelegenheit verschafft, seine Solo-Künste ein weiteres und ausgiebiges Mal zu demonstrieren. Die an sich ausgelutschte Nummer kriegt hier noch einmal richtig Power und wie schon öfters, gehen LOS LOBOS auch an diesem Abend kurz in Good Lovin' (im Original von den YOUNG RASCALS) über und Rosas stachelt das Publikum zu einem lautstarken "call-and-response" Gesang an. Da steigt die Stimmung bis unters Zeltdach!

Das erfordert eine weitere Zugabe und was für ein Feuerwerk die Band bei Mas Y Mas dann noch einmal abbrennt, spottet jeder Beschreibung. Wahnsinn, wie es bei dieser leicht schrägen Nummer (Album "Colossal Head") abgeht. Hier holt jeder Instrumentalist noch einmal das Letzte aus sich heraus, ohne dabei zu angespannt zu wirken.
Ein weiteres Plus von diesen Typen: Mit welch sympathischer Spielfreude sie untereinander und mit dem Publikum agieren.
Nach diesem beeindruckenden Konzert drückt sich das auch noch darin aus, dass sich die gesamte Truppe kurz darauf am CD-Stand einfindet, um bereitwillig für Autogramme und Fotos parat zu stehen. Zum Glück gab es nur zwei verschiedene CDs zu kaufen, sonst wäre das ein teurer Abend für mich geworden. Den ich so oder so für nichts auf der Welt hätte missen wollen!

Epi Schmidt, 06.07.2012

 

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