The Reckoning, Blue Rose Records, 2008 | ||||
Kasey Anderson | Vocals, Electric & Acoustic Guitars | |||
Eric Ambel | Electric & Acoustic Guitars, Mando-Guitar, Trumpet,Backing Vocals | |||
Catherine Popper, Keith Christopher | Bass | |||
Phil Cimino | Drums | |||
Rob Arthur | Piano, Organ | |||
Dan Lowinger | Guitar | |||
Bo Stewart | Bass | |||
Julian MacDonough | Drums | |||
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01. The Reckoning | 08. You Don't Live Here Anymore | |||
02. Last Thin Line | 09. Red Shadows | |||
03. Don't Look Back | 10. For St. Ann's | |||
04. Long Way Home | 11. Emaline (Bonus) | |||
05. Hometown Boys | 12. Last Thin Line (Bonus) | |||
06. Buddy Bolden's Blues | 13. The Reckoning (Bonus) | |||
07. Wake Up | 14. This Old Town (Bonus) | |||
Seltsamerweise bin ich etwas ratlos. Kasey Andersons neues und somit bereits drittes Album wirft tatsächlich die Frage auf, ob der Mann es als Autor, Sänger und Gitarrist wirklich schaffen kann, über längere Zeit den Americana-Zirkel zu interessieren bzw. zu begeistern. Okay, "The Reckoning" gerät wahrlich nicht schlecht, aber ich warte nach mehrmaligem Hören immer noch auf den bzw. die 'outstanding tracks'.
Das Album kommt handwerklich und kompositorisch absolut solide rüber, bewegt sich die meiste Zeit schon über dem handelsüblichen Durchschnitt, doch der letzte Kick will sich bei mir nicht einstellen. Eric Ambels handfeste, knackige Geradeaus-Produktion, die sich, wie sollte es anders sein, gitarrenorientiert ausrichtet und u.a. von Ambels eigenen Gitarrenbeirägen profitiert, überzeugt zwar soundtechnisch voll und ganz. Die New Yorker Bassistin Catherine Popper, die wir aus dem Ryan Adams Umfeld kennen, wechselt ihren Dienst hin und wieder mit YAHOOS-Bassist Keith Christopher, und Drummer Phil Cimino (Neal Casal) und Tastendrücker Rob Arthur (Greg Brown; Bo Ramsey) überzeugen durchaus mit professioneller Eleganz. Doch letztlich taumelt "The Reckoning" mit einem blauen Auge über die Ziellinie und kann mit seinen etwas zu biederen, altbekannte Muster stets auf's Neue belebenden Songs nicht vollends überzeugen. Selbst der extravagant dräuende Titelsong (The reckoning), der sich wie eine gleitende Lawine bewegt, schafft es nicht mich zu überschütten. Auch Eric Ambels Trompete bei Buddy Bolden's Blues scheint mir zu arg berechnend eingesetzt zu sein.
Was bisweilen ein wenig irritiert, ist Kasey Andersons unentschlossene Art und Weise sein durchaus vorhandenes Gesangstalent zu entfalten. Da hört man in einigen Passagen die bittersüsse Melancholie Ryan Adams' (For St.Ann's), in den Uptempo-Nummern Steve Earles breiten Kaugummi-Akzent, in manch anderen Passagen angedeutete Bruce Springsteen Manierismen. Da müsste Anderson sicherlich ein wenig mehr eigenes Profil entwickeln, obwohl es natürlich nicht von der Hand zu weisen ist, sich zunächst mal an seinen Vorbildern auszurichten. Doch irgendwann muss ja auch mal der Absprung gelingen. Halten wir es doch mit meinem Lieblingssong auf "The Reckoning": Don't look back.
Die vorliegende europäische CD-Variante, die bei Blue Rose Records erscheint, kommt übrigens mit vier Live-Bonus-Tracks. Wobei hier gleich zwei Tracks der "Reckoning" Studioeinspielung in etwas anderer Form auf der Bühne präsentiert werden.