Kassette Bella Lui, Cheptel Records, 2016 |
Laure Betris | Vocals, Guitar & Keyboards | |||
Robin Girod | Guitar, Keyboards, Bass, Drums & Backing Vocals | |||
Sacha Love | Guitar, Keyboards, Bass & Backing Vocals | |||
Nelson Schaer | Drums | |||
| ||||
01. A Part Of Me | 07. Ya Ya | |||
02. Will You be Mine | 08. Ready Or Not | |||
03. Cheri Cherie | 09. Tie Me | |||
04. Halli | 10. Mary Said | |||
05. Pistol Ready | 11. Catching birds | |||
06. I Came To Say Goodbye | 12. Lay In The Sun | |||
Bekanntermaßen bin ich nicht so der Spezialist für Singer-/Songwriter-Stoff. Aber wenn etwas von Noisolution kommt, und dann noch aus der Schweiz, kann man ja mal eine Ausnahme machen. Und bei dem vierten Album von Laure Betris alias KASSETTE lohnt sich das Hinhören. Ja, es gibt coolere Projektnamen, aber es ist wie es ist – und eigentlich passt der Name des Tonträgers aus der gefühlten Steinzeit zu dieser Musik, die sich deutlich an den Sechziger und Siebziger Jahren orientiert, sich aber in keinster Weise an die immer noch grassierende Retro-Welle anbiedert.
Dazu sind diese Klänge oftmals zu sphärisch, versponnen, um dann wieder von einer Art T.Rex-Boogie aufgesaugt zu werden. Bluesig, folkig, dann wieder den Geist des Krautrock atmend, mit einer Spur Surf (Ready Or Not) versetzt, aber auch die Sozialisation von Laure Betris mit Grunge in Erinnerung rufend – gar nicht so einfach, die Musik auf “Bella Lui“ zu greifen, zu beschreiben und halbwegs nachvollziehbar zu vermitteln. Aber das macht es ja gerade spannend: An jeder Ecke lauert eine kleine Überraschung, wird immer wieder eine unerwartete Abzweigung genommen ohne dabei im Nirgendwo zu landen.
Trotz vertrauter Ingredienzen kommt das Gegenteil von Mainstream dabei heraus, was ein wenig auch am wohlwollend authentisch zu nennenden Klangbild liegt, aber in erster Linie an dem ganz eigenen, vielschichtigen musikalischen Persönlichkeit Laure Betris und ihrem Gespür für mystische Sounds (I Came To Say Goodbye), aber auch kernigen Klartext (Pistol Ready - der passende Kommentar zum Waffenwahnsinn in Zeiten eines Donald Trump).
Unverstellte Direktheit trifft auf Detailreichtum (Tie Me), zweistimmiger Gesang mit betörender Wirkung auf noisige Gitarren in Schräglage – langweilig wird es hier garantiert nicht. Käme Laure Betris aus New York, wäre sie bestimmt schon mehr als nur ein Geheimtipp. Aber KASSETTE ist in Fribourg beheimatet und liefert wieder ein schillerndes Beispiel für die prosperierende Underground-Szene unserer eidgenössischen Nachbarn. Absolut hörenswert.