Kathleen Edwards Voyageur, Zoe Records, 2012 |
Kathleen Edwards | Vocals, Guitar | |||
Justin Vernon | Keyboards, Guitar, Glockenspiel, Bass, Vocals | |||
Jim Bryson | Guitar, Keyboards | |||
Gord Tough | Guitars | |||
John Dinsmore | Bass | |||
Lyle Molzan | Drums | |||
Guests: | ||||
Norah Jones, Phil Cook, Sean Carey,Brian Moen, Afie Jurvanen, John Roderick | ||||
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01. Empty Thread | 06. Mint | |||
02. Chameleon/Comedian | 07. Sidecar | |||
03. A Soft Place To Fall | 08. Pink Champagne | |||
04. Change The Sheets | 09. Going To Hell | |||
05. House Full Of Empty Rooms | 10. For The Record | |||
Meine Güte, ist es wirklich schon wieder acht Jahre her, dass mich Kathleen Edwards Debutalbum "Failer" so sehr verzückte? Inzwischen ist die hübsche Dame aus Kanada über Dreißig und geht mit ihrem inzwischen vierten Album andere Wege. "Voyageur", Reisende, heißt Kathleens neueste Errungenschaft und basiert auf einer engen Zusammenarbeit mit ihrem Freund und Produzenten Justin Vernon, der im vergangenem Jahr mit seinem Projekt BON IVER reichlich neue Fans für sich gewinnen konnte.
Wo die Reise hingeht, fragt sich der neugierige Kathleen Edwards Fan natürlich. Eines steht fest: fort vom Americana-Sound, der zwar schon auf ihrem letzten Album "Asking For Flowers" nicht mehr allgegenwärtig war, jedoch weiterhin als Basis und Grundierung herhielt.
Da das Erschaffen von Musik, von Songs oftmals einer Reise gleicht und die stets gleichen Ziele eines Tages dazu verleiten, in Routine zu erstarren, hat sich Kathleen mit dem visionären Indie-Gaukler Justin Vernon sicherlich den richtigen Parner gewählt. Denn die Songs auf "Voyageur" klingen doch um einiges anders als gewohnt. Da tun sich große Räume auf, da flirren häufig mehr flächige Keyboards als fokussierte Gitarren durch den Raum, da wagt sich auch schon mal ein Glockenspiel hervor und wird von blubbernden Fender Rhodes Sounds abgelöst. Das komplette Sound-Design dieses Album lebt von einer irgendwie kühlen, nichtsdestotrotz würdevollen und anmutigen Ästhetik.
Standen die früheren Edwards Scheiben für Frühling und Sommer, klingt "Voyageur" bis auf wenige Ausnahmen nach schneebedeckten Bergwipfeln, die der staunende Hörer im Fesselballon überfliegt. Hört euch Songs wie For the record oder Pink Champagne an und ihr wisst, was ich meine. Den Gegenentwurf dazu bildet ein heiter beschwingter Synthie-Pop Song wie Sidecar oder das liebenswert auf Ohrwurm konzipierte Eröffnungsstück Empty thread, das noch am ehesten an Edwards alte Soundidee erinnert. Ließe man einen Track wie Change the sheets von Chris Martin einsingen, bekäme man einen schönen, neuen COLDPLAY Song. Diese großen Gesten würden garantiert auch in einem Stadion funktionieren.
Da Kathleen Edwards auf "Voyageur" zum ersten Mal auch mit Co-Autoren zusammenarbeitete (John Roderick von den LONG WINTERS) und ihre Tour-Band sehr intensiv in die Arrangementarbeit einbezog, ergaben sich für die smarte Kanadierin naturgemäß neue und frische Sichtweisen, die schließlich durch Justin Vernon auf seine individuelle Art und Weise ergänzt und verfeinert wurden und zehn Songs ans Tageslicht förderten, die eine spannende und erfahrungsreiche Reise dokumentieren. Kathleens Unternehmungen sind damit aber ganz gewiss noch nicht beendet.