Katy Lied

Late Arrival

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 12.11.2008
Jahr: 2008

Links:

Katy Lied Homepage



Redakteur(e):

Christian Gerecht


Late Arrival, Weatherbox KLCD01, 2008
Duncan HamiltonVocals, Lead-, Rhythm-, Slide- und 12-String Guitars, Mandolin
Dan BrittonVocals
Ian ThompsonBass
Paul BurgessDrums, Percussion
Guests:
Thea GilmoreBacking Vocals
Beeb BirtlesBacking Vocals
Cindy BullensBacking Vocals
Al PerkinsPedal Steel
Laura ReidCello
John KirkpatrickAccordion
With:
Paul Beavis
Steve Butler
Mike Cave
Roy Martin
Nigel Stonier
Jo Wadeson
Produziert von: Nigel Stonier Länge: 47 Min 07 Sek Medium: CD
01. Late Arrival07. Waiting On The Line
02. Crash And Burn08. Welcome To The World
03. Miracles Are Comming09. Every Time You Call My Name
04. Going Down10. The Distance
05. Coming Soon11. Further
06. When Tomorrow Comes12. Waltz For Beginners

Kennt noch jemand "Katy Lied"? Das 1975er Album von STEELY DAN?! Eine feine Scheibe! Zumindest für die, die mit STEELY DANs vielschichtig vertrackten Output klar kamen...
Was KATY LIED dazu veranlasste, sich mit dem Titel eines STEELY DAN Albums zu schmücken (sei es, weil sie die Musik beeinflusste, dass damalige Cover irgendwelche Begehrlichkeiten weckte oder weil es einfach nur ins Konzept passte) kann von hier aus nicht näher ergründet werden. Viel hat man von den Jungens um KATY LIED noch nicht gehört bzw. haben die Gastmusiker mit Beeb Birtles und Al Perkins bekanntere Namen. Warum die hier besprochene CD im Moment auch nur über amazon.com zu bestellen ist (nicht jedermanns Sache) weiß der Geier. Deshalb kann man nur hoffen, dass "Late Arrival" so bald wie möglich auch bei uns erhältlich ist. Die Scheibe ist, vorweg genommen, eine wirkliche Perle im tiefen Sumpf des Music-Business.

KATY LIED haben sich klassischem Americana verschrieben, den sie mit feinen Roots Rock, Folk und Red Dirt (NoDepression) Attitüden durchwirken. Einerseits kommt mir beim Hören manches mal der frühe TOM PETTY in den Sinn, andererseits haben KATY LIED aber auch eine mächtige Schippe an früher kalifornischer Flower Power aufgelegt und zuletzt erinnern ihre oftmals eher düsteren Song-Parts an Bands wie die WALKABOUTS oder WILCO. Es ist nicht zu leugnen, dass KATY LIED an die Traditionen dieser Bands anknüpfen, ja sie regelrecht verfeinern. Die Band verbindet dabei durchgehend anspruchsvolle, teils überragende Kompositionen mit wunderbar einfühlsamen, pointierten Texten und schlichtweg genialen Hooklines zu einer einzigartigen Melange! Grund genug, "Late Arrival" etwas ausführlicher zu behandeln.

Die Scheibe startet gleich mit dem wunderschön nach vorne treibenden Titelsong. Eine kleine Songperle, die das "perfekte" Zuspätkommen mancher, immer damit spielender, Frauen auf liebenswerte Weise aufgreift und mit feinem Gespür durch den Song führt. Dazu gibt es einen wunderbaren Mix an 12-String Lead- und Rhythmus-Gitarren sowie eine Hookline, die einem einfach das Herz aufgehen lässt. Überhaupt prägt eine perfekt gespielte 12-String das ganze Album und unterfüttert dadurch die deutliche Folk-Attitüde der Band.
Etwas düsterer und mit wunderbar eingebauten Mundharmonika-Intro startet Crash And Burn. Dan Britton's angenehm cleaner Gesangsstil prägt die Nummer genauso, wie die mehrmals spannend-anschwellenden, fast schon funkigen Songstrukturen, die im Refrain wiederholt den Druck ablassen.
Auch Miracles Are Coming ist ein eher depressiver Song, der mit prägnant sägenden Gitarren einerseits und der immer wieder eingreifenden 12-String andererseits spielt und folkige Vocals mit etwas aggressiveren Gesangslinien verbindet. Dadurch wirkt die Nummer trotz der grundlegenden Melancholie zugleich auch frisch und lebendig.
Mit dem wunderbaren Going Down schlagen KATY LIED einen Bogen in frühe Folk-Psychedelic-Zeiten. Der Vergleich mit dem frühen COUNTRY JOE & THE FISH mag zwar ein bisschen hinken, ist aber, bei genauerem Hören gar nicht so abwegig. So oder so ist Going Down eine überragend gute Nummer!
Ein weiterer Überflieger findet sich in Coming Soon! Auch dieses Stück beginnt mit einem feinen Mundharmonika-Intro und verbindet die lockere Legereness Californias mit der Schwermut eines Platzregens in Virginia. Eine herrlich dahin treibende Nummer mit reinrassigen Ohrwurm-Qualitäten!

Bei When Tomorrow Comes schaltet die Band ein, zwei Gänge zurück. Das Take scheint durch seine vordergründige, beinahe einschläfernde Art erstmal nur zweitklassig zu sein. Wenn man aber auf die feine Slide Gitarren achtet und die sparsame Instrumentierung in ihre Bestandteile zerpflückt, kommt darunter eine kleine, diesmal versteckte Songperle zum Vorschein.
Wesentlich frohgemuter brettert dann wieder Waiting On The Line durch die Boxen. Für diese Nummer gilt das Gleiche wie für Coming Soon! Herrlich straight nach vorne losgehend und beeindruckend locker instrumentiert. Erstaunlich ist, wie viele wunderbare Hooklines, Refrains und Akkordfolgen KATY LIED, Magiern gleich, aus dem Zylinder zaubern.
Denn schon wieder steht ein weiteres hochkarätiges Take vor der Türe: Welcome To The World ist eine regelrechte Hymne an die Spätsechziger Woodstock- und Vor-Altamont-Generation. Das getragene Piano, die folkigen Gitarren und eine wunderschöne Hookline lassen den Song auch innerhalb des wirklich sehr guten Albums zu etwas ganz besonderem werden. Um diese Nummer noch genauer zu definieren, gehen mir fast die Worte aus...
Etwas düsterer kommt dann wieder Every Time You Call My Name 'rüber. Feine Slides und eine wiederum prägnant-schöne Hook lassen den Song zu einem weiteren Schmuckstück der Scheibe werden.
Themawechsel! Direkt aus der Red-Dirt-Ecke könnte The Distance stammen. Dazu trägt vor allem der deutliche vernehmbare Einsatz von Perkin's Pedal Steel bei, die dieser Nummer einen direkten Zugang in die Grand Ole Opry ermöglichen müsste. Klasse gemacht!
Mit Further und dem Waltz For Beginners klingt die Scheibe dann aus. Ersteres ist eine leise, folkbetonte Minimalnummer, die direkt ans Herz geht. Der melancholische Waltz... ist sicherlich Geschmackssache. Er kommt ebenso verhalten daher wie Further, ist auch bei weitem kein Füllstück (dazu ist die Nummer zu gut), klingt mir aber ein kleines Stück weit konstruiert und wirkt auf irgendeine Weise irgendwie bekannt (scheint so, als wären hier SLOBBERBONE ein kleines bisschen zitiert worden; oder LAST TRAIN HOME...).

Unter dem Strich bleibt jedenfalls ein erstklassiges Americana Album, bei dem einem mehrmals regelrecht das Herz aufgeht. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so häufig (und bewusst) Adjektive wie "wunderbar" oder "wunderschön" in ein Review einfließen ließ. Aber bei der Vielzahl an fantastischen Songs dürfte das nicht verwunderlich sein. Alle Takes sind wunderbar interpretiert, herrlich instrumentiert, mit wunderschönen Vokalharmonien und leise zupackenden Hooklines versehen. Die CD ist zudem mit einer schönen Artwork über alle aufklappbaren Seiten sowie mit allen Texten versehen; womit sich "Late Arrival" perfekt abrundet.
KATY LIED haben mit ihrem Debüt ein kleines Meisterwerk geschaffen, das jedem, der sich an der Schnittstelle von Americana, Roots Rock, Folk Rock und Red Dirt (hab ich was vergessen?) wiederfindet, zugreifen lassen sollte. Insgesamt betrachtet ist "Late Arrival" so brillant, dass der angesprochene Hörerkreis die Scheibe blind kaufen kann. Da geb' ich ohne schlechtes Gewissen eine hundertprozentige Garantie drauf.
-Und das mach' ich nicht oft!

Ich sehe gerade, dass amazon.de "Late Arrival" zum 28.11.2008 ins Programm nimmt. Die Songs lassen sich sogar antesten. Das ist ja dann wirklich mal eine gute Nachricht; zumal der Preis auch ok ist!

Christian "Grisu" Gerecht, 12.11.2008

 

© 2008 - 2024 by Hooked on Music