Titel |
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Disc One - Original Album: |
01. 999 |
02. Wicked As It Seems |
03. Eileen |
04. Words Of Wonder |
05. Yap Yap |
06. Bodytalks |
07. Hate It When You Leave |
08. Runnin' Too Depp |
09. Will But You Won't |
10. Demon |
Disc Two - Winos Live In London '92: |
01. Take It So Hard |
02. 999 |
03. Wicked As It Seems |
04. How I Wish |
05. Gimme Shelter |
06. Hate It When You Leave |
07. Before They Make Me Run |
08. Eileen |
09. Will But You Won't |
10. Bodytalks |
11. Happy |
12. Whip It Up |
Musiker | Instrument |
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Keith Richards | Vocals, Guitar |
Steve Jordan | Drums |
Waddy Wachtel | Guitar |
Charley Drayton | Bass |
Ivan Neville | Keyboards |
Sarah Dash | Vocals |
Bernard Fowler, Babi Floyd | Background Vocals |
Es gibt tausende Sänger, die bessere singen können, als Mick Jagger. Es gibt aber nur ganz wenige Frontleute, die ihm das Wasser reichen können, wenn es darum geht, eine Rock-Show abzuziehen und ein Stadion zum toben zu bringen. Das wird letztlich auch der Grund gewesen sein, warum Keith Richards Ende der 80er die Partnerschaft mit Mick erneuert hat, denn mit seinen X-PENSIVE WINOS hatte er eigentlich eine richtig gute Truppe beieinander. Dass sein damaliger Schlagzeuger und Produzent, Steve Jordan, jetzt den im letzten Jahr verstorbenen Charlie Watts bei den STONES ersetzt, ist nur ein Indiz dafür.
Die STONES waren natürlich 1992 längst wieder am rollen, aber ein weiters Soloalbum – nach dem 1988er Debüt “Talk Is Cheap“ - war noch versprochen und Ol' Keith legte, aus meiner Sicht, das beste Soloalbum eines Rolling Stone nach. Zum 30. Mal jährt sich nun das Erscheinen von “Main Offender“ (übersetzt soviel wie “Hauptschuldiger“) und dazu gibt’s natürlich die üblichen Jubiläumseditionen, für die sich Steve Jordan persönlich nochmal ans Remastern gemacht hat. Als mittelbemittelter Fan braucht's mindestens das 2-CD Mediabook, dem neben dem Original noch eine Live-CD mit bisher unveröffentlichten Aufnahmen aus dem renommierten Londoner Town & Country Club beiliegt. Schon das Mediabook ist sehr schön gestaltet. Natürlich in schwarz-weiß gehalten, mit eingeheftetem Booklet mit eingeprägten Hochglanz-Fotos und die beiden CDs (deren Unterseite auch in Schwarz gehalten ist) sind gut verstaut und lassen sich trotzdem gut entnehmen. Hat man bei diesen Teilen ja auch nicht immer.
Zur Musik: Eigentlich könnte man die drei eröffnenden Songs, 999, Wicked As It Seems und Eileen, in Endlosschleife laufen und sich damit schon komplett über das Album freuen. Voll gepackt mit Keith' Trademark-Riffs, getrieben von einer Rhythmus-Gruppe – neben Jordan an den Drums, Charley Drayton am Bass - , perfekten Teamplayern, wie Waddy Wachtel und STONES-Background-Sänger Bernard Fowler, und Ivan Neville für den Mojo-Faktor. Damit bringt man kein Stadion zum rocken, aber jeden Club zum abheben! Ich kann mir gut vorstellen, dass Mick ziemlich neidisch darauf war, dass Keith Wicked As It Seems für sein Soloprojekt reservierte.
Eileen ist natürlich ein einzigartiger Ohrwurm, Words Of Wonder dürfte bei jedem Rastafari wohliges Kribbeln auslösen und Runnin' Too Deep ist ein weiter Titel, der mit Jaggers Gesang wohl auf STONES-Level getrimmt worden wäre. Aber das ist ein Keith-Scheibe und ein ums andere Mal kann man sich darüber grinsend freuen, wie er sich langsam in die Songs reingroovt. Und mit Hate It When You Leave und Will But You Won't sind zwei weitere herausragende Tracks auf einem ausfallsfreien Album enthalten. Die STONES hatten noch einiges in petto, aber ich wäre zu diesem Zeitpunkt auch mit weiteren Soloalben von Keith glücklich geworden. Und dieses hier klingt remastert sogar noch eine Spur besser.
Und nachdem er sich mit seinen WINOS bereits zwei Alben und eine Tour lang eingespielt hatte, ging das auch live noch besser ab. Dass bei den Gigs am 17. und 18. Dezember 1992 überwiegend Titel von “Main Offender“ zum Einsatz kamen (zumindest nach dem, was hier zu hören ist), war da durchaus hilfreich. Und die Jungs und Mädels haben Spaß, sodass sich herrlichen Einstand mit Take It So Hard das folgende 999 gleich eine Minute mehr dehnt, als in der Studioversion. Ich denke ja nicht, dass Charlie Watts zu ersetzen ist, aber Steve Jordan ist für mich wahrlich einer der besten Schlagzeuger wenn es um dieses Art von Rock geht. Eine unnachgiebige Rhythmus-Maschine. Wie der zum Beispiel How I Wish von Hinten heraus steuert, hat Charlie-Qualitäten und darüber “weben“ Keith und Waddy vergleichbar gut, wie Keith und Woody.
Neben dem STONES-Original gibt es durchaus einige geniale Versionen von Gimme Shelter (THUNDER, Mitch Ryder, um nur zwei zu nennen). Dennoch übertrifft niemand “The Human Riff“ selbst und was, die leider 2021 verstorbene, Sara Dash hier als Gesangspartnerin abliefert, das hätte man gerne etwas mehr im Vordergrund gehört. Aber da ist nun einmal Keith Gitarre und das ist ja letztlich gut so. Zumal die einfach einen klasse Soung hat. Und seine rauchige Stimme kommt in dieser Live-Situation bei Songs wie Hate It When You Leave noch besser. Auch wenn naturgemäß ein paar Höhen fehlen. Before They Make Me Run kommt im WINOS-Groove noch mehr zum Tanzen animierend und das unvermeidliche Happy steigert sich geradezu zur Jam-Orgie in der ein paar Mal die “Happy Birthday“-Rufe der Band ertönen (also an Keith' Geburtstag am 18.12. aufgenommen) Geil! Eine Sternstunde für jeden, der das live erleben durfte.
Dass man mit einem über 8-minütigen Whip It Up da trotzdem noch das Level halten konnte, spricht für diese Truppe. Ganz offensichtlich war man hier auf einem Höhepunkt.Ein Live-Mitschnitt, den man als Keith-/Stones-Fan nicht missen möchte und der bei mir noch etliche Male laufen wird. Ich bin, mit einem Wort: Happy!