Kelly Pardekooper Haymaker Heart, Trocadero Records, 2005 |
Kelly Pardekooper | Electric & Acoustic Guitar, Vocals | |||
Teddy Morgan & Eric Straumanis | Electric Guitar | |||
Mike Koski | 12 String Guitar | |||
John Svec, Jon Penner & Chris Poma | Bass | |||
Matt Winegardner, Richard Medek, Jim Viner & Bill Neff | Drums | |||
Dustin Busch | Lap Steel Guitar | |||
Dave Moore | Accordion | |||
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1. Not In Iowa | 7. Goo | |||
2. Tell Me (You're The One) | 8. Wild Love | |||
3. Draw The Line | 9. All Over Now | |||
4. Just Shoot Me | 10. Run Again | |||
5. Your Caboose | 11. Folk This | |||
6. Too Late | 12. Take Me 2 My Home | |||
Wer so sympathische, nachdenkliche und amüsante persönliche Gedanken zu Papier bringt, wie Kelly Pardekooper auf seiner Homepage im sogenannten 'Journal', der kann kein schlechter Mensch sein, geschweige denn schlechte Musik machen. Ein Künstler im Selbstbildnis. Lesenswert.
Pardekoopers Vita ist ebenfalls ein wenig aussergewöhnlich, bekam er doch im reifen Alter von zweiundzwanzig Jahren seine erste Gitarre und gründete schliesslich mit zweiunddreissig seine erste Band. Spätzünder. Aber nun liegt immerhin schon sein insgesamt viertes Album vor, "Haymaker Heart".
"Ich bin geschieden worden, hab mein Haus in Iowa verkauft, mit meiner Gitarre im Auto gewohnt und lebe nun in Nashville. Na, wie macht sich das für einen richtigen Countrymusiker?"
Nun, Kelly, das macht sich insofern gut, als man die Trennung von Frau und Haus in spannende Texte umsetzen kann und bittere Melancholie, Frust und Sarkasmus in einen roots-rockigen Stilmix kanalisieren kann.
Und das ist Pardekooper auch tatsächlich gelungen. Die erste Halbstrecke des Albums kommt zwar etwas arg konventionell daher, kreist um altbekannte musikalische Americana-Stilmittel, und weiss damit nicht restlos zu überzeugen.
Sicher hat Kelly hat eine angenehme Sandpapierstimme mit feiner Körnung. Klar, kann er Songs schreiben und sie mit Hilfe seiner Kumpels Teddy Morgan und John Svec auch adäquat instrumentieren, aber ein loderndes Songfeuerwerk ist das nicht. Eher ein angenehm prasselndes Lagerfeuer mit Kaffee aus Blechpötten und Bohnen mit Speck. Natürlich bleibt man sitzen, denn auch ein simples Lagerfeuer birgt gewisse Reize.
Doch plötzlich, ab Titel Nummer 6 (Too late), fliessen einige belebende Nuancen durch Kellys Songs. Da überlagert ein gewisser Pop-Appeal die rustikale Grundausrichtung. Bei Wild love greift Pardekooper sogar zur E-Gitarre und kredenzt uns einen schwitzendes Rock-Statement: "You think you're something special - God's gift when your hips start to sway..."
Und wenn er in den Liner Notes den seligen Elliot Smith grüsst, schlägt sich Kellys Verehrung für den Verstorbenen sicher auch in einem Song wie All over now musikalisch nieder.
Möglicherweise verschreckt er seine alten Roots Music Fans mit einem Power-Pop-Song nach Matthew Sweet-Manier samt Richard Lloyd-Gedächtnisgitarre wie Run again, aber den Laden bringt's in Schwung.
Genauso in Schwung, wie die asketische und bös-ironische Tirade Folk this, in bester Dylan meets Mellencamp Manier und das abschliessende Beatles-inspirierte Take me 2 my home, mit stilechten Rückwärtsgitarren und psychedelischem Touch.
Man spürt, die zweite Hälfte des Albums geht als Gewinner durchs Ziel. Doch es ist und bleibt eine Sache des Blickwinkels...