Killing Floor

Zero Tolerance

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 01.02.2005
Jahr: 2004

Links:

Killing Floor Homepage



Redakteur(e):

Epi Schmidt


Killing Floor
Zero Tolerance, Appaloosa Records, 2004
Bill Thorndycraft Vocals, Harp, Beltona National Guitar & Acoustic Guitar
Mick Clarke Vocals, Electric & Acoustic Guitars
Stuart (Mac) McDonald Bass
Lou Martin Keyboards
Chris Sharley Drums
Bazz Smith Drums (Calm Down & The Radnor Rumble)
Produziert von: Mick Clarke Länge: 61 Min 44 Sek Medium: CD
1. Burnout8. Run On
2. Prozac Blues9. Iron Ewe
3. Calm Down10. What Is It About You?
4. Sperm Bandit11. Road Of Diamonds
5. The Big Issue12. The Radnor Rumble
6. Strange Love13. Fred Mc Dowell
7. Zero Tolerance14. Bring It On Home

Oh Lord, die Wege des Herrn sind unerforschlich. Und noch weniger zu begreifen sind die ganzen "Verrückten", die Enthusiasten und Aktivisten, die sich (für Außenstehende) der unsinnigsten Dinge annehmen.
Da wird doch der Zweitliga-Gitarrist Mick Clarke von einem bluesverrückten Italiener namens Franco Ratti anno 2002 dazu überredet, ein neues KILLING FLOOR Album aufzunehmen. Nicht daß der Markt mit Alben dieser Band überschwemmt gewesen wäre, tatsächlich gab es bis dahin erst zwei Alben, aber die waren schon vor über 30 Jahren veröffentlicht worden ("Killing Floor" 1969 und "Out Of Uranus" 1971) und schon damals war diese Art von Blues-Rock immer weniger gewünscht. Schneller, härter, lauter mußte es werden oder zumindest sonst wie originell.
Aber, was soll's? Irgendwie hat sich der Mick Clarke auch die Jahre seitdem durchgeschlagen und seine Bandkollegen machten es nicht viel anders.

Wie auch immer, in den Anfangstagen der Band hing man mit Weggefährten wie TEN YEARS AFTER oder FREE auf Bühnen oder anderen Orten herum und verstand sich prächtig. Rory Gallagher Fans muß man wohl einen Mann wie Lou Martin nicht extra vorstellen und kurzzeitig rührte der später Gallagher-Drummer Rod DeAth auch bei KILLING FLOOR die Trommeln.
Somit ist klar worum's hier geht: Altbackener Blues-Rock. Hört sich übel an, aber der wird mit jedem Hören besser und macht echt Spaß und tatsächlich sind hier die gleichen Typen am Werk wie anno 1969!

Burnout, mit Riffs wie sie auch auf der ersten Scheibe von Ritchie Blackmore's RAINBOW hätten ertönen können. Lou Martin's tolle Tastenarbeit kann sich zwar immer mal Gehör verschaffen, aber eigentlich ist das hier ein Gitarrenalbum, daran lassen Mick Clarke und Sänger Bill Thorndycraft keinen Zweifel.
Prozac Blues erinnert an die frühen LED ZEPPELIN, wobei der Gesang natürlich schon differiert. Die Licks und Riffs von Mick Clarke sind nicht die innovativsten, aber auch hier: wen interessierts? Es gibt sicherlich nicht allzu viele Gitarristen, die sagen "Ich möchte so spielen können wie Bernie Marsden", oder angehende Sänger, die klingen wollen wie Stan Webb, aber genau das sind die Künstler, die einem am Nähesten gehen.
Ähnlich verhält es sich hier. Calm Down, irgendwo zwischen AC/DC's Ride On und Howlin' Wolf's Built For Comfort (übrigens: Der Titel Killing Floor stammt auch von jenem "heulenden Wolf") und staubtrocken, Sperm Bandit etwas fetter und rollender, als Blues-Boogie mit eingestreuten Piano-Perlen und herrlich komprimierten Harp-Sounds oder The Big Issue, als britischer Pub-Rocker im Stile von DR. FEELGOOD und Frankie Miller, mit rauer Slidegitarre. Da wird im Text auch mal ein Wörtchen mit "Mr. Bush" und "Mr. Blair" geredet...

Swamp Blues nannte man die Art des Blues, die u.a. Slim Harpo spielte und sein Strange Love scheint auch hier einiges an drückender Schwüle zu transportieren.
Dem paßt sich das folgende Zero Tolerance durchaus an, mit seinem etwas schleppenden Tempo und brodelndem Swamp-Groove.
Der Titel Run On suggeriert nicht zufällig mehr "Drive". Ein Riff, das für mich entfernt nach Riff Raff klingt und wieder ein Up-Beat-Feelgood-R&B - kommt gut!
Sagte ich vorhin Rory? Na ja, Iron Ewe hieß bei dem halt Hands Off (und anderswo Riot In Cell Block No. 9 oder Walkin' By Myself...) und war vielleicht etwas treibender, aber ansonsten sind wir mit diesem Boogie-Woogie schon in der richtigen Ecke und wenn Lou Martins Pianotasten erklingen, freut man sich gleich noch mal.

Auflockerung erfährt die Geschichte immer wieder durch den Einsatz der akustischen Rhythmusgitarren, kombiniert mit den elektrischen Riffs. Das hat dann natürlich auch oftmals den Eindruck einer Blues-Session, aber, unterstelle ich mal, viel anders wird dieses Album nicht entstanden sein.
Ein Titel auf der Country-Rock-Schiene ist mit Road Of Diamonds auch vertreten und der schaukelt einen so richtig schön auf einem imaginären Sattel hin und her. Auch dieser Titel hätte auf einem Rory-Album, so um 1972-74, seine Berechtigung gehabt.
Dagegen ist The Radnor Rumble dann schon eher im Texas-Rock zuhause. Die "drei Hombres" plus Piano sozusagen. Da steigern sich die Herren von KILLING FLOOR auch ganz schön rein und der Jam-Charakter wird durch die Gitarren-Piano Duelle noch forciert. Da hält sich auch Bill Thorndycraft nicht mehr zurück und pumpt massig Blue(s)-Notes aus seiner Harmonica.
Bei Fred McDowell handelte es sich ja eher um einen Country Blues Musiker, aber nachdem der auch den Zusatz Mississippi im Namen führte, steht ihm der elektrifizierte Sound dieses Songs gut. Auch hier findet sich wieder reichlich Texas-Blood und Mick Clarke schafft es doch tatsächlich ein paar Mal einen zu verblüffen.
Mit der Zeit gefällt mir der Gitarrensound immer besser. Zwar irgendwo in den Sechzigern verhaftet, aber mehr im Vordergrund, präsent, als man das von den damaligen Aufnahmen kennt. So auch in Sony Boy Williamson's Bring It On Home. Klasse, wie sich Mick's Gitarre da ihren Weg durchbeißt und gegen Ende wähnt man sich mit Unterstützung der Blues-Harp gar in einem CANNED HEAT Boogie angekommen. Cool.

Die Scheibe muß man ein paar Mal hören, aber - sofern man keine Bluesallergie hat - dann wird man sie immer wieder auflegen. Weil's Spaß macht und wie sagte einst Lee Brilleaux: "Niemand sagt zu einem Symphonieorchester: 'Oh, ihr spielt immer noch diesen alten Beethoven-Kram?'".

Epi Schmidt, 01.02.2005

 

© 2008 - 2024 by Hooked on Music