King 810 La Petite Mort Or A Conversation With God, Roadrunner Records, 2016 |
David Gunn | Gesang | |||
Andrew Beal | Gitarre | |||
Eugene Gill | Bass | |||
Andrew Workman | Schlagzeug | |||
Gastmusiker | ||||
Trick Trick | Gesang | |||
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01. Heavy Lies The Crown | 08. I Ain't Goin' Back Again | |||
02. Alpha & Omega | 09. War Time | |||
03. Give My People Back | 10. Life's Not Enough | |||
04. Vendettas | 11. Me & Maxine | |||
05. Black Swan | 12. Wolves Run Together | |||
06. The Trauma Model | 13. A Conversation With God | |||
07. La Petite Mort | ||||
Vor zwei Jahren schon erschien eine Band auf der Musik-Szene, die kaum weniger verstörend war als SLIPKNOT als diese um die Jahrtausendwende wie einer der Reiter der Apokalypse auftauchten und der extremen Form des Metal wieder neues Leben einhauchten. Ähnliches gilt sicherlich auch für KING 810, deren Musik nicht selten genauso verstörend-faszinierend wie die der Maskenmänner aus Iowa ist. Der Erstling “Memoirs Of A Murderer“ war ganz genau so, wie man es bei dem Titel erwarten würde – ein Musik gewordener Tripp in die Psyche eines Mannes, der bereit sein würde, andere Menschen zu töten – ein Spiegelbild der Stadt, aus der die Band kommt: Flint, Michigan. Und war die Situation damals durch die extrem hohe Gewaltrate schon schlimm, so hat sie sich in der Zwischenzeit sogar durch eine Wasserkrise (das Trinkwasser war verseucht) noch weiter verschlimmert.
Genau der richtige Stoff also, um einer Band wie KING 810 als Vorlage für neue Musik zu dienen. Und so klingt das zweite Werk der Band, “La Petite Mort Or A Conversation With God“, kein bisschen optimistischer oder positiver gestimmt als der Erstling. In seiner Gesamtheit mag das Album etwas ruhiger ausgefallen sein. So sind viele der Stücke sehr ruhig und dabei extrem düster. Vielleicht ist die Stimmung auf dem neuen Album sogar noch dunkler und bedrohlicher als auf dem Debüt. Sänger David Gunn spricht seine erneut von Flüchen und Gewalt nur so strotzenden Texte häufig eher als dass er wirklich singt. Insofern erinnert seine Leistung an eine Spoken Word-Performance, zum Beispiel von Henry Rollins, dessen Stimmlage er auch ungefähr hat.
Aber “La Petite Mort Or A Conversation With God“ hat auch genügend sehr harte Stücke wie etwa Alpha & Omega, Give My People Back oder auch Vendettas. Aber danach wird dem Album ein Stück weit der Stecker gezogen und die Songs werden ruhiger – aber auch reflektierender in den Themen. Vereinzelt wird Stücken wie Black Swan dann aber auch mal ein heftiger Part verpasst, der entsprechend natürlich seine Wirkung nicht verfehlt. Und die ist weiterhin für zarte Gemüter eher verschreckend – aber sie bildet wohl genau das ab, was die Musiker in ihrer Heimat erleben müssen: Gewalt an jeder Straßenecke, keine Arbeitsplätze, eine zerstörte Umwelt, die dazu führt, dass das Trinkwasser nicht mehr trinkbar ist sondern giftig. Wie könnte man da über eine positive Stimmung erwarten? Aber was die Band schon beim ersten Mal auszeichnete, das ist ihre Fähigkeit tolle Melodien zu schreiben. So hätte ein eine bluesige Ballade wie Me & Maxine sicherlich gute Chancen als Single, wenn es nicht so graphisch in der Darstellung wäre.
Nachdem KING 810 mit ihrem Debüt schon aufhorchen ließen, legen sie mit “La Petite Mort Or A Conversation With God“ ein mindestens ebenso starkes Nachfolgewerk vor. Dabei haben sie es sich nicht einfach gemacht und die Formel des ersten Albums einfach nur kopiert, sondern ihren musikalischen Stil um neue, spannende und auch sehr passende Sound-Facetten erweitert. Bei einem Stück wie Wolves Run Together könnte man sogar von (düsterem) Ambient sprechen. Mit dieser Scheibe könnten KING 810 einen deutlich größeren Kreis an potenziellen Fans ansprechen, denn die Qualitäten dafür sind da. Und auch wenn die metallische Härte von “Memoirs Of A Murderer“ hier fehlt, so werden die Fans doch nicht enttäuscht sein – denn dafür sind die neuen Stücke einfach zu gut.