Kingdom Come

Rendered Waters

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 29.03.2011
Jahr: 2011
Stil: Hard Rock

Links:

Kingdom Come Homepage



Redakteur(e):

Marc Langels


Kingdom Come
Rendered Waters, SPV, 2011
Lenny WolfGesang, Gitarre & mehr
Eric FoersterGitarre
Nader RahySchlagzeug
Frank BinkeBass
Produziert von: Lenny Wolf Länge: 46 Min 34 Sek Medium: CD
01. Can't Deny07. 17
02. The Wind08. Is It Fair Enough
03. Blue Trees09. Living Out Of Touch
04. Should I10. Don't Remember
05. I've Been Trying11. Break Down The Wall
06. Pushin' Hard

Sie hatten alle Voraussetzungen, um es ganz weit nach oben zu schaffen. Die ersten drei Alben gehören meiner Meinung nach immer noch zum Besten, was deutsche Rock-Bands in den vergangenen Jahrzehnten geschaffen haben. Aber nach dem weltweiten Durchbruch mir dem Debüt ebbte die Begeisterung für KINGDOM COME ab, ohne dass es dafür eine rationale Erklärung gab, denn “In Your Face“ und “Hands Of Time“ sind einfach klasse Alben, die eine Bandbreite an Einflüssen und Stilistiken aufweisen, die man bei anderen Gruppen – national wie international – mit der Lupe suchen kann. Und die Erklärung, dass sie zu sehr nach LED ZEPPELIN Klängen hatte sich nach dem zweiten Album auch erledigt. Und die Begründung, dass Grunge eben alles hinweggefegt habe, ist mir zu einfach, weil es eben auch andere Rock-Gruppen gab, die relevant blieben, NIRVANA hin, PEARL JAM her. Und rein von der lyrischen Seite hätte jeder Jugendliche mit leichtem Hang zur Verzweiflung an der Welt sich auch in den Texten von Lenny Wolf wiederfinden können, wenn auch nicht so kryptisch formuliert wie bei Kurt Cobain, Eddie Vedder und Co.

Viele Musiker hätten angesichts dieser Umstände wahrscheinlich die Band aufgelöst (die ohnehin nur aus Lenny Wolf besteht) und ihren Traum vom Rock-Star-Dasein begraben. Aber für Wolf war eben das wohl nie das Ziel, ein großer Star zu sein. Vielmehr steht bei ihm eindeutig das Bedürfnis im Vordergrund, Musik zu machen und diese mit seinen Hörern zu teilen. Und das bezieht sich nicht nur auf neue Musik, sondern auch auf die Klassiker dieser Band. Diese sieht Wolf heute offenbar mit etwas anderen Augen als Ende der 1980er-, Anfang der 1990er Jahre. Anders ließe es sich nicht erklären, ein Album mit alter Musik noch einmal neu aufzunehmen.

Dabei sind KINGDOM COME aber nicht der Versuchung erlegen, einfach nur die bekanntesten Stücke aufzugreifen. Und wer bräuchte auch eine Neu-Aufnahme von What Love Can Be oder Get It On? Vielmehr wurde eher sogar das Augenmerk auf „übersehene Diamanten“ gelegt, die eben häufig nicht im Fokus stehen. Dabei wurden sie teilweise offensichtlich überarbeitet wie etwa mit einer neuen Strophe bei I’ve Been Trying oder es wurden kleinere, etwas subtilere Anpassungen vorgenommen. So werden 17 und Should I etwas langsamer gespielt und erhält dadurch ein etwas schwerfälligeres, fast schon leicht doomiges, Feeling. Zudem wurden alle Songs auf das Nötigste heruntergebrochen: Gesang, Gitarre, Bass und Schlagzeug. Auch die Sounds der Instrumente sind sehr direkt und roh. Man könnte sagen: keine Experimente, keine Spielereien.

Und angesichts dieser Reduktion auf das Wesentliche erkennt man wieder, was für großartige Songs Lenny Wolf in seiner Karriere geschrieben hat. Dabei berücksichtigt er Stücke von den ersten drei Alben. Vom erfolgreichen, schlicht selbstbetitelten Debüt stammen Living Out Of Touch, Pushin’ Hard und 17, vom starken “In Your Face“ stammt lediglich The Wind und vom sträflich unterbewerteten “Hands Of Time“-Album kommen mit Can’t Deny, Should I und I’ve Been Trying ebenfalls drei Songs zum Zuge. KINGDOM COME-Fans müssen sich aber nicht wundern, wenn sie beim Durchstöbern ihrer KC-Alben den Track Break Down The Walls nicht finden, denn dieser stammt noch von der Vorgänger-Band STONE FURY.

Erweitert wird das Angebot durch drei neue Songs, die es verständlicherweise nicht leicht haben neben den (erweiterten) Band-Klassikern zu bestehen. Blue Trees ist ein relativ straighter Rocker mit Alternative-Anstrich, der etwas karg und spröde wirkt. Ähnlich verhält es sich bei Is It Fair Enough, nur dass das Stück über weite Strecken wesentlich ruhiger daherkommt und erst im Chorus auf verzerrte Gitarren zurückgreift. Das dritte Lied im Bunde mit dem Titel Don’t Remember erinnert ironischerweise noch am ehesten an frühere Zeiten wieder mit einem Wechsel von ruhiger Strophe und aggressiver Chorus-Sektion. Aber zwischen Tracks wie The Wind und Should I (im Falle Blue Trees) sowie verteilt zwischen 17, Living Out Of Touch und Break Down The Wall (wie bei den anderen zwei neuen Songs) ist einfach schlecht bestehen.

Für viele Anhänger wäre sicherlich eine Live-CD – insbesondere aus den Anfangstagen der Band – interessanter gewesen, aber “Rendered Waters“ zeigt, dass Lieder nicht in Stein gemeißelt sind, sobald man sie einmal veröffentlicht hat. Stattdessen können sie sich für den Künstler auch über die Jahre hinweg noch weiterentwickeln und verändern. KINGDOM COME zeigen hier, dass das keine negative Eigenschaft sein muss. “Rendered Waters“ ist keine Best Of-Zusammenstellung im klassischen Sinne, denn dafür würden einfach zu viele hervorragende Titel aus der KINGDOM COME-Historie fehlen. Es ist vielmehr ein Bekenntnis zur eigenen Geschichte und ein Bekenntnis dazu, dass diese immer noch im Fluss ist und sich verändern kann und darf. Denn das spricht für wahre Leidenschaft auch nachdem man den Song einmal auf Platte oder CD gepresst hat. Und zumindest bei mir hat diese Scheibe die Begeisterung für KINGDOM COME wieder aufs Neue entfacht. Und vielleicht klappt es ja doch noch mit der Live-CD.

Marc Langels, 28.03.2011

 

© 2008 - 2024 by Hooked on Music