Konstantin Wecker Wut und Zärtlichkeit - Live, Sturm & Klang/Alive, 2013 |
Konstantin Wecker | Flügel, Gesang | |||
Jo Barnikel | Keyboards, Piano, Bass, Kornett, Udu, Akkordeon, Background Gesang, musikalische Leitung | |||
Nils Tuxen | E-Gitarre, Akustikgitarre, 12 String, Electric Sitar, Pedal Steel, Dobro, Ukulele, Bass, Mundharmonika, Background Gesang, Nylon String (CD 1: Titel 04) | |||
Fischer | Nylon String, Akustikgitarre, E-Baritone, Bass, Schlagzeug, Koffer, Perkussion, Beat Box, Background Gesang | |||
Tim Neuhaus | Gitarren, Schlagzeug, Perkussion, Koffer, Background Gesang (CD 1: Titel 01 & 11, CD 2: Titel 02, 05, 06, 11 & 13) | |||
| ||||
CD 1 (44 Min 57 Sek): | ||||
01. Wut und Zärtlichkeit | 08. Ansage | |||
02. Absurdistan | 09. Bleib nicht liegen | |||
03. Begrüßung | 10. Frieden im Land | |||
04. Die Kanzlerin | 11. Wenn unsere Brüder kommen | |||
05. Fliegen mit dir | 12. Es gibt nichts Gutes | |||
06. Ansage | 13. Präposthum | |||
07. Oh die unerhörten Möglichkeiten | 14. Sage Nein! | |||
CD 2 (65 Min 15 Sek): | ||||
01. Vom Schwimmen in Seen und Flüssen | 08. Weltenbrand | |||
02. Damen von der Kö | 09. Der Virus | |||
03. Ansprache an Millionäre | 10. Empört Euch | |||
04. Schwanengesang | 11. Was keiner wagt | |||
05. Weil ich dich liebe | 12. Die Weiße Rose | |||
06. St. Adelheim | 13. Buonanotte Fiorellino | |||
07. Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen | ||||
Die ausgedehnte Tour zu seinem 2011er Album “Wut und Zärtlichkeit“ führte den deutschen Liedermacher, Komponisten, Musiker, Schauspieler und Schriftsteller Konstantin Wecker unter anderem in die Alte Oper in Frankfurt am Main und die Philharmonie in Essen. Ausschnitte dieser beiden und weiterer Auftritte erscheinen noch diesen Monat auf der Doppel-CD “Wut und Zärtlichkeit - Live“.
Konzerte mit dem Münchner sind sowohl höchst anspruchsvolle, aber ebenso sinnliche, nachdenkliche, heitere bis lustige, stellenweise avantgardistische und aufrüttelnde Erfahrungen. Seine Gesänge haben schlicht und ergreifend das gewisse Etwas. Er nimmt kein Blatt vor den Mund, gebraucht deutliche Formulierungen und Ausdrücke, aber immer mit Poesie und Stil. Seine Hingabe an die Themen der von ihm erzählten Geschichten, seien sie komisch oder ernst, ist echt.
Doch beschränkt er sich keineswegs auf eigene Wortschöpfungen. Fremde Dichtungen wirken bei ihm ebenso kompromisslos und authentisch. Wie zum Beispiel die Worte von Bertolt Brecht (Oh die unerhörten Möglichkeiten, Vom Schwimmen in Seen und Flüssen, das an Take A Walk On The Wild Side von Lou Reed erinnert), Erich Kästner (Ansprache an Millionäre) und Rainer Maria Rilke (Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen) werden von ihm in angemessen respektvoller, aber ebenso konsequenter Rezitation und Vertonung präsentiert.
Das Hauptaugenmerk liegt natürlich auf den Songs vom aktuellen Studiowerk. Immerhin elf der dort zu findenden vierzehn Stücke werden dem Publikum von Herrn Wecker und seiner mit jungen Multiinstrumentalisten besetzten, formidablen Band vorgeführt. Darunter Mahnendes, Sarkastisches, Satirisches, Augenzwinkerndes, Beunruhigendes, Schmerzliches, Hoffnungsvolles und abgrundtief Zorniges. Immer wieder fordert er Zivilcourage ein. Von jedem einzelnen seiner Mitmenschen. Schonungslos legt der Poet die Verlogenheit und Un- beziehungsweise Doppelmoral, dieser unserer Gesellschaft und deren Mutationen und Degenerationen offen. Das gelingt ihm besonders mit den Klassikern Sage Nein! und Die weiße Rose. Doch ganz egal, ob neu oder alt, die Texte sind immer zeitgemäß. Und das ist gerade bei den kritischen Stücken nicht gerade schmeichelhaft für uns alle, weil sich einfach kaum je etwas zum Besseren zu ändern scheint. Seine Ansagen sind unterhaltsam und ufern nicht allzu sehr aus.
Die Konzertbesucher danken Wecker & Co. frenetisch für diese gelungenen Vorstellungen und lassen keinen Zweifel daran, dass die Mixtur aus Liedermacher-Liedgut, Rock, Beats, Pop, Jazz, Country, Reggae, indischen Klängen und Klassik bei ihnen bestens ankommt. Ich kann jedem, der gerne mal nachdenkt über das, was da oben auf der Bühne von sich gegeben wird, nur nachdrücklich den Besuch eines Konstantin-Wecker-Gigs ans Herz legen. Oder zumindest den Genuss von “Wut und Zärtlichkeit - Live“.