Kossoff Kirke Tetsu Rabbit

Kossoff Kirke Tetsu Rabbit

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 08.01.2014
Jahr: 1972
Stil: Rock

Links:

Kossoff Kirke Tetsu Rabbit Homepage



Redakteur(e):

Christian Gerecht


Kossoff Kirke Tetsu Rabbit
Kossoff Kirke Tetsu Rabbit, Cherry Red Records Ltd, 1972/2007/2013
Paul KossoffGuitars, Vocals on "Colours"
Simon KirkeDrums
Tetsu YamauchiBass
John "Rabbit" BundrickVocals, Hammond, Mellotron, Piano
Produziert von: Paul Kossoff, Simon Kirke, Tetsu Yamauchi, John "Rabbit" Bundrick Länge: 43 Min 44 Sek Medium: CD
01. Blue Grass06. Fool's Life
02. Sammy's Alright07. Yellow House
03. Anna08. Dying Fire
04. Just For The Box09. I'm On The Run
05. Hold On10. Colours

Überraschungen am Rezensieren von Musik finden sich ja nicht nur in manch neuem, vielleicht sogar hoffnungsfroh erwarteten Album. Manchmal liegen die kleinen Freuden in der Vergangenheit. Dann, wenn kleine, uralte Perlchen wiederveröffentlicht werden, die seinerzeit, aus welchem Grund auch immer (meist war es wohl permanente Finanzschwäche), am sonst immer wachen Ohr vorüber gingen.
FREE gehörten in ihrer Wirkungszeit zur Speerspitze des britischen Hard- und Blues Rock und sind, zumindest für Rockmusikfreunde die in den Mitt- bis End-1950er Jahren das Licht der Welt erblickten, im selben Atemzug zu nennen wie DEEP PURPLE oder LED ZEPPELIN. Die "Spätgeborenen", die interessiert auch über den hinteren Tellerrand blickten, müssten während ihrer ab Anfang der 1970er erfolgten musikalischen Sozialisierung zumindest "Free" und "Fire And Water" im Plattenschrank stehen haben; allein schon der Speerspitze wegen! "Kossoff Kirke Tetsu Rabbit" entging jedoch auch dem an sich immer wachsamen Rückwärtsblick des Rezensenten. Die Vielzahl damals aktueller Alben war einfach zu groß. Man denke nur einmal daran wie viele sehr gute bis herausragende Hard und Heavy Rock Alben zwischen 1970 und 1975 alleine aus Großbritannien in die Welt hinaus schwappten. Selbst als Lehrling, dessen größter Etat in die Schallplattensammlung floss, konnte man unmöglich alles erwerben und beschränkte sich meist auf die großen, bewährten Namen des Rockmusic-Bizz. Schön, dass nun 40 Jahre später ein weiterer Kreis geschlossen wird.

Was KOSSOFF KIRKE TETSU RABBIT betrifft müssen wir ein paar Schritte in diese großartige Zeit zurück gehen: Nachdem Paul Rodgers (Vox) und Andy Fraser (Bass) bei FREE ausgestiegen waren, musste es, schon allein der Kohle wegen, irgendwie weitergehen. Kossoff, so hervorragend seine Künste an der Klampfe waren, kam in seiner schweren Drogenabhängigkeit, allenfalls als "Anlasser" für ein neues (oder Side-)Projekt in Frage. Die "Motoren" fanden sich in Simon Kirke und John "Rabbit" Bundrick. Mit dem Japaner Tetsu Yamauchi holte man sich zudem einen versierten Sessionmusiker in die Band. Gemeinsam produzierten die Vier in relativ kurzer Zeit das Album "Kossoff Kirke Tetsu Rabbit". Einen Lückenfüller zwischen "Free Live!" und dem finalen FREE Longplayer "Heartbreaker" (der dann durch die wiedervereinten FREE Musiker, aber zusammen mit Rabbit und Tetsu entstand).

KOSSOFF KIRKE TETSU RABBIT vermitteln durchaus ein hör- wie spürbares FREE-Feeling, wobei Rabbit, für ein Gros des Songwritings verantwortlich, mit seinen Jazz Wurzeln ein relativ entspanntes, ja greifbares Session-Flair zu verdanken ist. Natürlich fehlt dem Album Rodgers Stimmgewalt, dennoch vermochte Rabbit auch hier den Kreis zu schließen. Seine angenehme Stimme sorgt ein Stückchen mehr für eine gewisse Eigenständigkeit des Albums. Zudem bringt er mit seinen Instrumenten (Piano, Hammond, Mellotron) frischen Wind in die alten Segel. Auch den beiden Groovern der Band ist ein hervorragendes Timing zu konstatieren, zeigt allemal, wie schnell sich auch Tetsu in das Bandgefüge einordnen konnte. Bleibt Sorgenkind Kossoff. Keine Frage, der Junge konnte Gitarre spielen...! FREE-a-like erklimmt er auch auf "Kossoff Kirke Tetsu Rabbit" jeden Sechstausender, den die Mensur hergab. Manchmal hat man den Eindruck, dass er, vielleicht gerade durch die Session-Charakteristik jener Aufnahmen, befreiter aufspielen konnte. Natürlich ist seine Klampfe auch abseits gelungener Improvisationen meist omnipräsent in den Vordergrund gemischt, das tut in kleinen (nur kleinen) Teilen nicht unbedingt jedem Song gut, doch vermag es Rabbit, als Kossoff's Gegenpol, in überaus mannschaftsdienlicher Weise und großem Können die Qualität jener Songs in der Waage zu halten. Überhaupt ist Rabbit's, oft melancholischer, orgel- und pianolastiger Sound, genau das, was dieses "Side-Project" ausmacht. Von daher müsste die Scheibe eigentlich "Rabbit Kossoff Kirke Tetsu" heißen...!

Natürlich haben FREE, vor allem mit Rodgers, direktere, treffsicherere Alben geschaffen. Seien es das düstere, stark im Blues verwurzelte "Tons Of Sobs" oder eben auch ihr Oberkracher "Fire And Water". Dennoch schließt "Kossoff Kirke Tetsu Rabbit" im doppelten Sinne eine Lücke. Eine Lücke, die vor dem geistigen Auge (hat man alle FREE Longplayer durch gehört) ein kleines schwarzes Loch im Musikschrank zu schließen vermag.
Anspieltipps: Blue Grass, ein Song in bester FREE-Manier - von Bundrick! Dazu Kirke's Dying Fire, vielleicht der beste Song des Albums, der sowohl von einer fantastischen Gitarre als auch von Bundrick's Orgel zu echten Höhenflügen ansetzt und schlicht drei Minuten zu kurz ist! I'm On The Run (wieder von Bundrick) kann dagegen zweifellos als echter Ohrwurm eingeordnet werden. Ein kleine, zurückhaltende Nummer mit klasse Hookline; gleiches gilt für Yellow House! Dagegen fällt Kossoff nur mit einem von ihm allein verfassten Song auf: Just For The Box, immerhin ein wirklich gutes, völlig entkrampft dahin fließendes Instrumental.
Insgesamt richtig feiner, zumeist ruhiger Stoff, der zwar nicht unbedingt Geschichte schrieb, aber endlich wieder zu haben ist. Nutzt die Gelegenheit, liebe Leser!

Christian "Grisu" Gerecht, 06.01.2014

 

© 2008 - 2024 by Hooked on Music