Kris Kristofferson Closer To The Bone, Blue Rose Records, 2009 |
Kris Kristofferson | Vocals, Guitar, Harmonica | |||
Don Was | Upright Bass | |||
Stephen Bruton | Guitars, Mandolin | |||
Jim Keltner | Drums | |||
Rami Jaffee | Piano, Accordion | |||
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01. Closer To The Bone | 07. Love Don't Live Here Anymore | |||
02. From Here To Forever | 08. Good Morning John | |||
03. Holy Woman | 09. Tell Me One More Time | |||
04. Starlight And Stone | 10. Let The Walls Come Down | |||
05. Sister Sinead | 11. Wonder | |||
06. Hall Of Angels | ||||
Sujets wie ungekünstelte und direkte Warmherzigkeit, das Transportieren tiefer Emotionen, die sich im feinmaschigen Geflecht aus Liebe und Hingabe verstricken, sind nicht so leicht zu besingen, berühren den Rezipienten manchmal vage oder gar nicht, oder fallen im unglücklichsten Fall als leere Worthülsen durch die Notenlinien des Komponisten und Interpreten. Bei Kris Kristofferson, dem 73-jährigen, alten Haudegen liegt der fall ganz anders: seine Worte, seine Song-Lyrics sind trotz mancher pathetischen, nostalgischen und sentimentalen Wendung anrührend und treffen den aufmerksamen Zuhörer direkt ins Herz. Der alte Mann, der nach dem gefeierten 2006-Album "This Old Road", mittlerweile seinen soundsovielten Frühling erlebt, überfällt den Hörer mit seiner verwitterten und dunklen Stimme, die im Grunde eigentlich recht monoton daherkommt, durch gewaltige Überzeugungskraft. Kurzum, man hängt an seinen Lippen.
Die spartanische Produktionsweise, der direkte und ungekünstelte Studiosound, der einer Live-Aufnahme gleichkommt, spielt hier eine wesentliche Rolle. Die Songs nehmen keine Umwege, dringen direkt ins Zentrum des Geschehens, stehen dann monumental und unumstößlich im Raum und lassen sich ganz in Ruhe von allen Seiten betrachten. Der mit allen Wassern gewaschene Produzent Don Was, der hier selbst auch den Standbass zupft, bereitet dem ausführenden Künstler eine ähnlich reduzierte Spielwiese wie einst Rick Rubin dem großen Mann in Schwarz, Johnny Cash. Cash und Kristofferson waren gute Gefährten, haben oft miteinander musiziert, so dass auch der Tribute-Song Good morning John unmittelbar nachvollziehbar wird.
Wie gesagt, Reduktion regiert dieses Album, die spontane Direktheit und befreiende Ehrlichkeit fällt auf fruchtbaren Boden, den die wenigen involvierten Kollegen wie Kristoffersons alter, inzwischen leider verstorbener Freund Stephen Bruton (Gitarre, Mandoline und ebenfalls Co-Autor zweier Tracks), Jim Keltner am Schlagzeug und Rami Jaffee (Piano und Akkordion) auf das Vorzüglichste aufbereiten. Häufig genug jedoch steht der alte Bär Kris allein mit seiner Akustischen vor dem Mikro, grummelt und raunt seine Wahrheiten und Visionen zum Himmel und bläst heiße Fontänen seiner Mundharmonika hinterher. In dieser Tradition verhaftet, darf man "Closer To The Bone" wohl als direkten Nachfolger bzw. als Erbe des 2006er Albums "This Old Road" werten. Kristoffersons neues Werk ist sicherlich keinen Deut schlechter als sein Vorgänger und beweist, dass der alte Kämpe wohl einen weiteren Zenit in seinem musikalischen Leben erreicht hat.