Krista Detor Chocolate Paper Suites, Corazong Records, 2010 |
Krista Detor | Vocals, Piano | |||
David Weber | Guitar, Vocals | |||
Steve Mascari, Jack Helsley | Bass | |||
Sam Bartlett | Mandolin | |||
Tom Clark | Soprano Sax | |||
Jeremy Reid | Percussion | |||
Colin Linden | Guitar | |||
Dena El Saffar, Sara Caswell, Chris Wood | Violin, Viola | |||
Mark Erelli | Vocals, Guitar | |||
Karin Polwart, Emily Smith, Rachael McShane | Vocals | |||
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Suite I: Oranges Fall Like Rain | 09. Deliver Me | |||
01. Rich Man's Life | Suite IV: By Any Other Name | |||
02. Lorca In Barcelona | 10. A Hundred Years More | |||
03. Recklessness & Rust | 11. So Goes The Night | |||
Suite II: Night Light | 12. Small Things | |||
04. Dazzling | Suite V: Darwin Songhouse | |||
05. All To Do With The Moon | (Bonus Suite) | |||
06. Tetter-Totter On A Star | 13. From Miss Emma Brawley | |||
Suite III: Madness Of Love | 14. Clock Of The World | |||
07. Innuendo | 15. Emma's Lullabye | |||
08. Middle Of A Breakdown | ||||
Mit ihren beiden ersten Alben hat sich die aus Bloomington/Indiana stammende Chanteuse Krista Detor schon so etwas wie einen Geheimtippstatus erspielt. Freunde der verspielten, manchmal versponnenen, immer etwas abseits der vertrauten Marschroute agierenden Sängerin und Pianistin wissen wahrscheinlich wovon ich rede, wenn ich ihrem neuesten Werk - und die Bezeichnung Werk sei hier sehr wörtlich zu nehmen - zunächst eine leicht sperrige oder spröde Ausstrahlung attestiere. Wobei jene Adjektive nicht wirklich den Kern ihres Schaffens umschreiben. Krista Detors Lieder sind, wie schon auf "Cover Their Eyes" nicht so schnell greifbar, schwirren einem mehr oder weniger ziellos im Kopf herum, verwischen ihre Fährten, bis sie sich nach einiger Zeit gleichermaßen via Herz und Verstand fest verankern und geduldig auf den erlösenden Aha-Moment warten.
"Chocolate Paper Suites" gibt sich beim ersten, zweiten Hören auch ein wenig verschlossen, man wundert sich über die ausschweifenden Texte, die von großen Schriftstellern, Dichtern und Denkern wie Dylan Thomas, dem Spanier Garcia Lorca und Charles Darwin inspiriert sind. Detors sehr bildhafte Sprache spielt mit emotional überlagerten Bildern und lässt dem Hörer eine Menge Interpretationsfreiraum. Es schweben zärtliche, melancholische, träumerische und romantische Gefühle durch den Raum und die Wörter fallen wie reife Orangen zwischen die gefächerten Akkorde ihres Klaviers.
Detors Klavier spielt auf "Chocolate Paper Suites" eine große Rolle. Es ist fast immer präsent und wird von einer recht ansehnlichen Schar von Gastmusikern hofiert, die per Mandoline, Dulcimer, Banjo, Akkordeon, Sopransaxofon, Bass und Percussion um Audienz bitten. Kristas Langzeitpartner, Gitarrist und Produzent David Weber darf sich mit seiner akustischen Saitenarbeit erneut eine Goldmedaille ans Revers heften. Sehr einfühlsam.
"Chocolate Paper Suites" teilt sich in vier unterschiedlich gestaltete Suiten auf, die jeweils von drei Songs getragen werden und verschiedene Themenbereiche durchstreifen, die aufgrund ihrer lyrischen Komplexität hier nicht näher dargestellt bzw. bewertet werden. Wem es gefällt, sich mit feinsinnigen Texten auseinanderzusetzen wird hier freudestrahlend in Kristas Wortmeer baden. Die fünfte Suite, die quasi als Bonus dargereicht wird, konzentriert sich auf Lieder aus Detors letztjährigem Exkurs in das Darwin Song Project, das sie mit einigen Songschreiberkollegen wie Chris Wood, Karine Polwart, Mark Erelli, Rachael McShane, Jez Lowe, Stu Hanna und Emily Smith unternahm.
Die Arrangements sämtlicher Suiten wiegen sich wellenförmig durch unterschiedlich aufwändige Instrumentierungen, Stimmungen und Tempi, wobei letztlich über allem ein mild melancholischer und süßlich verträumter Schleier liegt, der dem ganzen Album eine zauberhafte Aura verleiht. Den Grundtenor dieses Werkes darf man wohl als folky bis jazzy kategorisieren, wenn überhaupt.
Auch das versponnene Frontcover der "Chocolate Paper Suites", auf dem Krista als eine in die Unendlichkeit blickende Zauberin illustriert wird, vermittelt dem Betrachter schon einen gewissen Vorgeschmack auf die Weitläufigkeit des Detor'schen Songzyklus. Große Klasse und ein Beweis dafür, das diese Songschreiberin inzwischen in ihrer eigenen Liga spielt und bemühte Querverweise auf andere Künsler ihr kaum gerecht würden.